Witten. .

Ein kleiner Zettel sorgt für großen Unmut: „Anlage außer Betrieb“ ist an der Luxustoilette am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) zu lesen.

„Zwei, drei Tage wäre das ja noch verständlich, um sie zu reparieren. Aber die Toilette ist jetzt schon mindestens zwei Wochen zu“, ärgert sich Busfahrer Jürgen Schabacker.

Und nicht nur er: „Ich habe schon mehrere Leute gesehen, die in die Ecke am Bahnhofsgebäude gepinkelt haben. Wahrscheinlich aus Not, weil die Toilette hier zu war“, vermutet Günther Hermann, der als Fahrgast regelmäßig die Busse am ZOB benutzt.

Der kleine Zettel klebt sowohl über dem Münzeinwurfschlitz zur „Pissoir“-, als auch zur „WC“-Tür. Wohl, um zu vermeiden, dass jemand Geld in einen der beiden Schlitze wirft und sich „Sesam“ dann doch nicht öffnet. Leicht vorstellbar, dass bei einem dringenden Geschäft dann die Wut ebenso schnell wächst wie die Not. Mit 50 Cent ist man üblicherweise auf dem stillen ZOB-Örtchen dabei.

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Von Michael Vauipel

„Tagsüber weichen wir schon auf die Personaltoilette der Radstation aus“, erzählt Busfahrer Schabacker. Denn ein öffentliches Örtchen gibt es bekanntlich im Hauptbahnhof nicht. Die Radstation-Mitarbeiter seien sehr freundlich, „aber es ist schon nervig, immer den zu finden, der gerade den Toilettenschlüssel mit hat“, so der Busfahrer. Einige seiner Kollegen würden in ihrer Not auch auf die Toiletten der Spielhallen gegenüber vom ZOB und vom Hauptbahnhof ausweichen, erzählt der 52-Jährige.

Dagegen sei der Weg zur Stadtgalerie, die über Bezahltoiletten verfügt, ein Rennen gegen die Zeit: „Wir haben maximal zehn Minuten Pause. Das ist dann kaum zu schaffen“, so Schabacker. Verärgert ist auch eine 76-jährige Busnutzerin am ZOB: „Gerade wir älteren Leute sind auf die öffentliche Toilette vor Ort angewiesen. Bis rauf zur Stadtgalerie zu gehen, wenn man dringend muss, ist für uns Senioren sehr beschwerlich“, meint die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Und in einer näher liegenden Spielhalle oder Tankstelle um eine Toilettennutzung zu bitten, findet sie „eher peinlich.“

Es ist nicht das erste Mal, dass die Anfang des Jahres am ZOB platzierte Luxustoilette für Unmut sorgt: Zunächst war sie erst einige Tage nach Aufstellung freigeschaltet worden, dann war sie Mitte April für einige Tage defekt und eine übelriechende Hinterlassenschaft nicht entfernt worden. „Bei einer Toilette, die über 100 000 Euro gekostet hat, dürfte all das doch nicht passieren“, meint Schabacker.

„Die Einwurfschlitze sind defekt“, nennt Stadtsprecherin Lena Kücük den Grund für die derzeitige Schließung der ZOB-Toilette. Für die Reparatur des stillen Örtchens, das der Stadt gehört, ist die Firma Hering Bau in Burbach zuständig. „Uns liegt aber noch kein Auftrag vor“, erklärt eine Firmenmitarbeiterin auf Nachfrage dieser Zeitung. Er müsse dort aber in den nächsten Tagen eingehen, so Kücük. Denn die Stadt sei über den Defekt informiert worden, doch der Fall laufe über mehrere Stationen - unter anderem zwei Ämter und Subunternehmen - bis er bei Hering Bau ankomme.

Normalerweise kämen bei der Schadensbehebung im Rahmen der Gewährleistung keine Kosten auf die Stadt zu. Die gilt aber nur, wenn tatsächlich Centstücke eingeworfen wurden. Doch städtische Mitarbeiter haben auch schon ausländische Währungen und Büroklammern aus den Einwurfschlitzen geprockelt. Kücük: „Solche Schäden fallen nicht unter Gewährleistung. Die Kosten haben dann die Stadt und damit alle Bürger an den Hacken.“