Witten. Der Lockdown setzt dem Handel in Witten immer mehr zu. Zumal Kosten wie Mieten weiterlaufen. Genau darum geht es jetzt in der Stadtgalerie.
Corona und seine Folgen: Mieter der Wittener Stadtgalerie verhandeln mit dem Eigentümer des Centers über eine Reduzierung ihrer Mieten. „Die meisten fragen nach einem Erlass eines Teils der Miete“, sagt Babett Arnold.
Die Center-Managerin betont, dass es vor dem Ende des Lockdowns hierzu jedoch keine Entscheidung geben könne. Auch seitens der Standortgemeinschaft Witten-Mitte heißt es, dass Einzelhändler aufgrund der Corona-Lage mit ihren Vermietern über ihre Mieten sprechen.
Derzeit sind in der Stadtgalerie nur die Post, der Bäcker sowie die Imbisse im Untergeschoss geöffnet. Wann es für alle Händler weitergehen kann, dazu wagt Babett Arnold keine Prognose mehr. Der Einzelhandel habe - ebenso wie die Gastronomie - massiv investiert, um die Corona-Auflagen zu erfüllen. „Die Schließungen fühlen sich für sie wie eine Ohrfeige an. Wir brauchen Planungssicherheit.“
Leerstände in der Stadtgalerie Witten sind derzeit nicht vermietbar
Dass es an dieser mangele, zeige sich auch an dem Problem, die Leerstände im Center wieder zu vermieten, so die Managerin. Man sei zwar in Gesprächen mit Interessenten. Von ihnen höre sie aber immer wieder: „Wir werden erst eine Entscheidung treffen, wenn der Lockdown beendet ist.“ Wer über die Anmietung eines Ladenlokals nachdenke, wolle vor Ort erst einmal einen „halbwegs normalen Center-Betrieb sehen“. Arnold fürchtet, dass es selbst von den großen Unternehmen nicht mehr zu stemmen sei, wenn der Lockdown noch ein oder zwei Monate verlängert werde. Da könne es zu Insolvenzen kommen.
Standortgemeinschaft-Vize Angelika Bilow-Hafer weiß, dass es in der Stadt „Gott sei Dank viele Vermieter gibt, die ihren Mietern finanziell entgegenkommen“. Hausbesitzern, die Mieten reduzierten, sei daran gelegen, oft langjährige Mieter zu halten. „In diesen Zeiten ist es ja auch nicht einfach, gute und solvente Nachmieter zu finden“, sagt die Einzelhändlerin. Auf der Herbeder Meesmannstraße, weiß sie, seien die Mieten mittlerweile oft schon günstiger als früher.
Inhaber eines Schuhgeschäftes: „Ich hoffe, dass unser Geschäft die Pandemie überlebt.“
Center und City hängen voneinander ab
Center-Managerin Babett Arnold betont, dass der Erfolg der Stadtgalerie auch abhängig sei von einem funktionierenden Einzelhandel in der City. Ziehe dieser Menschen in die Innenstadt, „befruchten wir uns da gegenseitig“. Für die Rückkehr der Kundschaft nach den Geschäftsöffnungen müsse die Innenstadt optisch attraktiver werden - auch in puncto Sauberkeit, findet Arnold.
Angelika Bilow-Hafer, stellvertretende Vorsitzende der Standortgemeinschaft Mitte, hat „große Angst“ vor einer dritten Corona-Welle. Die Chefin der Genuss-Galerie am Berliner Platz: „Ich hoffe, dass sich ganz viele Menschen schnell impfen lassen können.“
Der Lockdown stellt auch das 1864 in Witten gegründete Schuhgeschäft Grünebaum vor große Probleme. „Mit den staatlichen Überbrückungshilfen läuft es sehr schleppend. Wir haben erst einen Teil der Dezemberhilfe bekommen“, sagt Werner Grünebaum. Der Laden an der Bahnhofstraße hat viele ältere Kunden und verkauft auch Kinderschuhe. „Das ist eine sehr, sehr schwere Zeit für uns“, so der 78-jährige Inhaber. Kunden würden Schuhe zurzeit bei ihm telefonisch bestellen. „Wir geben sie ihnen dann in Auswahl mit.“ Grünebaum: „Ich hoffe, dass unser Geschäft die Corona-Pandemie überlebt.
Feti Güvenc von Intersport in der Stadtgalerie kämpft ebenfalls täglich um seine Kundschaft. Montags bis freitags ist er bis 16 Uhr im Geschäft. Kunden können bei ihm bestellte Ware abholen. Der 43-Jährige arbeitet an einem eigenen Online-Auftritt. Denn im allgemeinen Intersport-Portal seien alle bundesweiten Händler aufgeführt. Wittener Kunden müssten dort angeben, dass die Ware über seinen Laden ausgegeben werden solle.
Intersport-Händler in der Stadtgalerie Witten: „Bei der Miete muss sich unbedingt was tun“
In sechs bis acht Wochen, hofft Güvenc, wird sein eigener Shop online gehen. Im Januar hatte er einen Umsatzverlust in Höhe von 70 Prozent. Für Februar rechnet er mit einem Minus von 50 Prozent. „Das geht an die Substanz.“ Mit Blick auf seinen Vermieter, die Stadtgalerie, fügt der Händler hinzu:Bei der Miete muss sich unbedingt was tun.“