Wer mitten in Witten plötzlich mal muss, für den gibt's nur eins: das öffentliche Klo am Berliner Platz.

Dorthin zog's eine 61-Jährige Leserin (Name d. Red. bekannt) am letzten Samstagvormittag. Doch die Frau traf fast der Schlag, als die Tür sich nach dem Einwurf des 50-Cent-Stücks öffnete: „Eine gammelige Plastiktüte lag hinter der Schüssel, eine Zitrone sowie ein Löffel lagen im Abfluss auf der linken Seite. Außerdem waren WC-Brille und Boden total verschmiert.” Die Wittenerin, die nur eine Niere hat und auf öffentliche Toiletten angewiesen ist, verkniff sich den Drang – ebenso wie die zehn Kinder und drei Erwachsenen aus Dortmund, die auf der Suche nach einem Klo vom Bahnhof zum Berliner Platz verwiesen worden waren. Und nun? Genau: Die Versorgung mit öffentlichen Toiletten in der Stadt ist „ein Witz”, findet Detlef Lange. Er ist Anwohner der Berliner Straße und beobachtet ständig Menschen in Bedrängnis: „Die pinkeln an alle Ecken und Kanten.” Zum Beispiel auch in seinen Vorgarten. Dass das neue Cafe´ im Bahnhof trotz seiner 20 Plätze kein WC für Gäste haben muss, kann er nicht verstehen. Doch „da ist weder bau- noch gewerberechtlich was zu beanstanden”, weiß Helmut Sonder, Pressesprecher der Stadt Witten. Denn: „Es kommt nur darauf an, dass dort kein Alkohol ausgeschenkt wird.” Und welchen Service die Bahn ihren Kunden bieten möchte, sei deren Sache. „Toiletten in der Stadt wird's geben”, verspricht Sonder indes. So soll bis Mitte des Jahres im Rahmen des Haltestellenausbaus ein öffentliches WC am Rathausplatz entstehen. Am neuen Busbahnhof, der zum Hbf verlegt wird, ist – auch wenn das noch dauert – eine geplant. „Und die zukünftige Stadtgalerie ist ohne Toiletten nicht denkbar.” Doch dass der WC-Pavillon, wenn Post und City-Center abgerissen werden, in wenigen Wochen ebenfalls weichen muss, schafft neue Probleme. Dann ist die ganze Stadt eine Zeit lang toilettenfreie Zone. Die 61-jährige Wittenerin nennt als persönliche Alternative das Eiscafe´ am Berliner Platz, dessen WC sie für 50 Cent nutzen darf, auch wenn sie nichts kauft. „Oder ich gehe halt irgendwo anders was trinken.” Anwohner Detlef Lange liegt nach wie vor die Situation rund um den Bahnhof am Herzen: „Wo gehen denn die Taxifahrer hin?” Er beantwortet seine Frage selbst: „Hinter die Mauer.” Und appelliert: „Es werden sich doch irgendwo freie Räume finden lassen . . .”