Witten. Die Bruchschule Witten kämpft mit Vandalismus und Integration. Doch es hat sich schon was getan. Auch andere Schulen sollen profitieren.
Nach dem Brandbrief vom vergangenen Jahr kommt nun Bewegung in die Situation an der Bruchschule in Witten. Damals hatte Rektorin Susanne Daum Alarm geschlagen und die Zustände an der Brennpunktschule thematisiert – von enormen Integrationsproblemen bis hin zu wiederkehrendem Vandalismus. Seitdem ist schon einiges passiert.
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So ist der Schulhof, der regelmäßig von Jugendlichen aufgesucht und in üblem Zustand hinterlassen wurde, nun hell ausgestrahlt. „Die Schule leuchtet fast wie ein Weihnachtsbaum in der Dunkelheit“, sagt Daum scherzhaft. Die Stadt habe alle Lampen und Strahler begutachtet und altes „Schummerlicht“ gegen neue starke Leuchtmittel ausgetauscht. Es wurden auch zusätzliche Strahler aufgestellt, die über Bewegungsmelder aktiviert werden.
Große Verbesserung durch ausgeleuchteten Schulhof an Grundschule in Witten
Allein diese Maßnahme habe schon eine große Verbesserung gebracht, so die Rektorin. „Es ist nicht mehr stockdunkel. Auch unserer Reinigungskraft, die morgens als Erstes kommt, fühlt sich viel sicherer.“ Niemand könne sich jetzt mehr in dunkle Ecken zurückziehen. Es habe bislang keine größeren Schäden – abgesehen von der ein oder anderen zerbrochenen Bierflasche – oder Einbruchsversuche mehr gegeben.
Hinzu kommt: Die Stadt hat in der Schule eine moderne Alarmanlage einbauen lassen. Diese mache „nicht nur Lärm“, sondern sei auch mit Kameras und Lautsprechern ausgerüstet, sagt Susanne Daum. Verbunden ist die Anlage mit einem Call-Center und der Polizei, die bei einem Einbruchsversuch sofort alarmiert werde. Über die Lautsprecher können mögliche Täter auch direkt angesprochen werden. „So können lange Aufenthalte von Chaoten im Gebäude verhindert werden“, hofft die Schulleiterin.
Hilfsangebote von Parteien und Privatpersonen
Damit meint sie Einbrüche wie im Januar 2020, als Unbekannte in die Schule eindrangen und eine Spur der Verwüstung hinterließen. Schon damals hatte sich die Rektorin unter dem Eindruck der Ereignisse eine Alarmanlage gewünscht. Rund ein Jahr später wurde diese nun installiert. „Wir sind eine Art Pilotprojekt, andere Schulen könnten folgen“, sagt die 46-Jährige.
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Von vielen Seiten kamen zudem Hilfsangebote – die Daum gar nicht alle annehmen kann und will. Zum Beispiel von Privatpersonen, die im Unterricht helfen wollten. „Aber das darf ich ja gar nicht.“ Auch nahezu alle Fraktionen des Stadtrats und Mitglieder des Schulausschusses hätten Kontakt mit ihr aufgenommen.
„Vielen Entscheidungsträgern war nicht bewusst, unter welchen Bedingungen wir arbeiten“
„Die viele Aufmerksamkeit war toll, aber auch anstrengend“, sagt Daum. Auch habe sie gezeigt, dass vielen Entscheidungsträgern zuvor nicht bewusst gewesen war, „unter welchen Bedingungen wir arbeiten“, sagt die Rektorin. Das sei nun anders.
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Die Aufmerksamkeit möchte sie nun dazu nutzen, möglichst vielen Schulen mit ähnlichen Schwierigkeiten weiterzuhelfen, indem die zugrundeliegenden Probleme angegangen werden. Mit ihrem Kollegen Andreas Strätling (Baedeker), mit dem sie die Grundschulrektoren vertritt, hat Susanne Daum ein Arbeitspapier aufgestellt, das der Schulverwaltung bereits vorliegt.
Rektoren setzen auf individuellere Behandlung von Schulen und bessere Verteilung von Schülern
Darin geht es etwa um den Einsatz von zusätzlichen Schulsozialarbeitern oder allgemein um den Ansatz, „Ungleiches ungleich zu behandeln“, so Daum. Der Sozialindex, der unlängst von der Stadt erstellt wurde und nach dem die I-Pads an Schulen verteilt werden, sei dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Zehn von 17 Grundschulen haben Schulsozialarbeiter
Aktuell sind zehn der 17 Grundschulen mit fünf Sozialarbeitern in Vollzeit ausgestattet. Das geht aus einer Antwort der Verwaltung auf eine SPD-Anfrage hervor. Ein Schulsozialarbeiter ist somit an zwei Schulen tätig. Die Arbeitszeit unterteilt sich auf je zwei Tage an der einen und drei Tage an der anderen Schule.
SPD und Grünen fordern zwei zusätzliche Sozialarbeiterposten im Stellenplan der Stadt zu verankern.
Dreizehn Schulen in Witten hatten im vergangenen Jahr Probleme mit Vandalismus und Einbrüchen. Neben der Bruchschule waren die Freiligrath-, Hellweg-, Hüllberg- und Erlenschule, die Holzkamp-Gesamtschule, die Rüdinghauser Grundschule, das Ruhr-Gymnasium, die Overberg- und Dorfschule, die Otto-Schott-Realschule, die Herbeder Grundschule und die Hardenstein-Gesamtschule betroffen.
Oberste Priorität hat für sie aber die gerechtere Aufteilung von Kindern zwischen den Schulen, damit sich nicht Kinder mit großen sozialen Problemen und Lernschwierigkeiten an einigen wenigen Schulen ballen. Dazu müsste beim Anmeldeverfahren nachgesteuert werden, so Daum. Für das kommende Schuljahr wird dieser Wunsch der Rektorin also noch nicht in Erfüllung gehen.
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