Witten. Einen Tag nach dem Einbruch ist das Entsetzen in der Wittener Bruchschule groß. Die noch unbekannten Täter hinterließen eine Spur der Verwüstung.

Einen Tag nach dem Einbruch in die Bruchschule in Witten sind die Spuren der Verwüstung noch deutlich zu sehen. Das Sekretariat hat keine Tür mehr, davor hängt ein verbeulter Schlüsselkasten, den die Eindringlinge vermutlich mit einem Gullydeckel traktiert haben. Das Büro der Schulleiterin ist weiterhin nicht nutzbar. Wie kann man so nach Lust und Laune wüten? Für Schulleiterin Susanne Daum ist das ein „gesellschaftlich hausgemachtes Problem“.

Die Klingelanlage der Schule funktioniert nicht mehr. Und hinter der Grundschule steht ein großer Müllcontainer, der randvoll ist mit all den Dingen, die von den noch unbekannten Tätern zerstört wurden: vom Faxgerät über Blumentöpfe bis hin zu nicht mehr brauchbaren Unterrichtsmaterialien. Immerhin: Die Schule ist wieder telefonisch erreichbar. Die eingeschlagene Eingangstür ist bereits am Dienstag (21.1.) von einem Glaser provisorisch instand gesetzt worden.

Verwüstung machte Wittener Schulleiterin sprachlos

Schulleiterin Susanne Daum hat die Verwüstung ihrer Schule im ersten Moment „sprachlos“ gemacht. Besonders die Willkür, mit der hauptsächlich ihr Büro und das Sekretariat auseinandergenommen wurden, macht die 45-Jährige betroffen. Und die teils „rohe Gewalt“, mit der die Täter vorgegangen sind. „Man fragt sich wirklich, was in deren Kopf vorgeht.“ Die Täter rissen auch Bilder von den Wänden, zerschlugen die Rahmen und rissen den Inhalt kaputt. Auch Fotos von Daums Familie landeten auf dem Boden, auf ihnen wurde herumgetrampelt. „Da bekommt man eine Ahnung davon, wie es sich anfühlt, wenn Einbrecher in die eigenen vier Wände eindringen“, sagt die Rektorin.

Aufgebrochen wurde auch die Tür zum Büro der Wittener Schulleiterin.
Aufgebrochen wurde auch die Tür zum Büro der Wittener Schulleiterin. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Das ganze Kollegium ist entsetzt. . „Hier ging es nur um Zerstörung, ums Kaputtmachen. Zu holen ist bei uns ja nicht viel“, sagt Lehrer Jan Bode. Die Einbrecher öffneten unter anderem Kaffee-Packungen, deren Inhalt sie überall in den Räumen verstreuten. Sie verschütteten Bier, das sie selbst mitgebracht haben müssen – und hinterließen markige Sprüche auf dem Whiteboard im Büro der Rektorin, die teils an deutsche Gangster-Rap-Texte angelehnt sind. Zu lesen ist aber auch: „Keine Schule“, versehen mit einem lächelndem Smiley.

Wittener Schulleiterin: „Ich fürchte, dass solche Vorfälle immer häufiger werden“

Etwas Beute machten die Eindringlinge nach Angaben der Schule dann aber doch. Sie ließen einen Laptop, zwei Beamer und ein paar kleine Bluetooth-Boxen mitgehen. Froh ist Lehrer Bode nur darüber, dass wenigstens die Klassenzimmer verschont geblieben sind. Die Schüler haben nach seiner Aussage auf den Vorfall mit Neugierde reagiert, sorgten sich ebenfalls um ihre Klassenräume. Angst oder Ähnliches sei bei den Kindern glücklicherweise nicht zu spüren.

Vor rund drei Wochen ist in der Schule an der Ardeystraße schon einmal eingebrochen worden. Just am Dienstagmorgen, nach der jüngsten Tat, erhielt die Rektorin von der Staatsanwaltschaft die Mitteilung, dass das Verfahren zu dem Delikt vor Weihnachten ohne Ergebnis eingestellt worden sei. „Ich fürchte, dass solche Vorfälle immer häufiger werden“, sagt die Schulleiterin. Die sich um das soziale Gefüge sorgt. „Wenn ich sehe, wie vernachlässigt die Kinder teilweise sind, die zu uns kommen, wie sie auf sich allein gestellt sind.“

Situation im Viertel in Nähe der Wittener Schule bereitet Sorgen

Für die Pädagogin ist das auch ein „gesellschaftlich hausgemachtes Problem“. So gebe es für Kinder und Jugendliche zu wenige Freizeit- und Betreuungsangebote, vor allem in der Innenstadt. Das beginne im Grundschulalter. Die Offene Ganztagsschule der Bruchschule betreut aktuell 95 Kinder, der eigentliche Bedarf sei aber viel höher. „Wir haben einige Kinder, die ab kurz nach sieben hier auf dem Schulhof stehen, weil die Eltern arbeiten gehen“, sagt Susanne Daum. Der Unterricht beginnt erst rund eine Stunde später.

Jugendliche würden sich hauptsächlich im Freien treffen, würden häufig vertrieben, eine sinnvolle Beschäftigung fehle. „Kommen dann noch schlechte Erfahrungen mit der Schule dazu, sind wir bzw. Schulen allgemein natürlich ein super Ziel“, so die Leiterin der Grundschule.

Auch Klagen über die Situation an der Ecke Ardey- und Annenstraße in Nähe der Schule gibt es schon länger. Anwohner befürchten, dass das Viertel verfällt, ohne dass die Kommune einschreitet. Ihre Sorge gilt Müll, Dreck und Ratten rund um mehrere verfallene Häuser vor dem Schulhof an der Ardeystraße. Das Bauordnungsamt betonte, die Häuser im Blick zu haben. Bislang hatte die Stadt nach eigenen Angaben aber keine rechtliche Handhabe, gegen die Missstände auf Privatgelände vorzugehen.

Auch der Schulhof der Bruchschule ist ein beliebter Treffpunkt. Er ist regelmäßig verunreinigt oder die Spielgeräte darauf sind beschädigt. „Wir sind jetzt im Gespräch mit der Stadt“, sagt die Rektorin. Sie wünscht sich einen großen Strahler mit Bewegungsmelder, der den Schulhof bei Bedarf in der Nacht ausleuchten könnte. Oder eine Alarmanlage.