Witten. Die SPD hat Sonja Leidemann als Bürgermeisterkandidatin in Witten nominiert. Dabei wollte die Partei 2015 nichts mehr von ihr wissen.
Die SPD in Witten will bei der Kommunalwahl im September wieder stärkste Fraktion werden und die Bürgermeisterin stellen. Amtsinhaberin Sonja Leidemann, die 2015 gegen einen Kandidaten aus der eigenen Partei gewonnen hatte, wurde beim Parteitag am Samstag (27.6.) in der Werkstadt als Bewerberin ins Rennen geschickt – von der SPD zum dritten Mal nach 2004 und 2009. Die Vertreterversammlung wählte Leidemann mit 25 Ja-Stimmen und einer Gegenstimme.
Stadtverbandsvorsitzender Axel Echeverria appellierte an die 36 Delegierten als Vertreter der Ortsvereine, an einem Strang zu ziehen. So etwas wie 2015, als zwei Genossen gegeneinander kandidiert hatten, sprich Leidemann und ihr Erster Beigeordneter Frank Schweppe, „darf in dieser Stadt nie wieder passieren“.
SPD-Chef aus Witten beschwört Einheit der Partei
Die damals krachende Niederlage und die Grabenkämpfe sind der Partei noch allzugut in Erinnerung. Um so mehr beschwor der junge, vor einem Jahr neu gewählte Vorsitzende die Einheit. „Jetzt ist die Zeit, sich hinter Sonja Leidemann als erfahrene Bürgermeisterin und die 25 Ratskandidaten zu stellen“, sagte der 40-Jährige.
Die Hauptversammlung tat wie geheißen, vorher bekam die seit 16 Jahren amtierende Bürgermeisterin noch die Gelegenheit für eine kleine „Bewerbungsrede“. Es sei nicht selbstverständlich, sagte die Wahl-Herbederin in Erinnerung an die Zerwürfnisse vor fünf Jahren, dass man sich wieder zusammengerauft habe. „Ich bin sehr glücklich, heute hier zu stehen und mit euch in den Wahlkampf zu ziehen.“
Sie bedankte sich ausdrücklich für die „absolut sach- und themenorientierte Politik“, die in den letzten GroKo-Jahren unter dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Uwe Rath im Rat gemacht worden sei, „über Parteigrenzen hinweg“. Das habe sie beeindruckt. Gemeinsam habe man die Stadt bei allen Schwierigkeiten nach vorne gebracht und wolle sie nun weiterentwickeln. „Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“
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Als ein wichtiges Thema nannte die Bürgermeisterin die Rathaussanierung. Sie stehe symbolisch für die Verbindung von Tradition und Moderne. Im Frühling wolle man den Südflügel mit einer Bürgerhalle in Betrieb nehmen, in der sich die Menschen wohlfühlen würden. Leidemann: „Das hat vor zehn Jahren keiner in der maroden Stadt Witten für möglich gehalten.“
Leidemann greift Randale von Jugendlichen auf dem Rathausplatz in Witten auf
Sie griff auch das Thema „Innenstadtbelebung“ auf. Leidemann erwähnte neben der geplanten Neugestaltung an der Breite Straße den Kornmarkt, „den wir hoffentlich bebauen“. Auch das Thema „Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung“ wurde hervorgehoben. An die Adresse ihres CDU-Herausforderers Lars König sagte sie, man müsse es ganzheitlich betrachten. In Erinnerung an die jüngste Randale, bei der 40 Jugendliche auf dem Rathausplatz auffällig geworden war, hob die Bürgermeisterin einen Arbeitskreis aus Polizei, Jugend- und Sozialamt sowie Richtern hervor. Hier müsse gemeinsam gehandelt werden, „damit es erst gar nicht zu Kriminalität kommt“. Man solle nicht nur über Videoüberwachung sprechen.
Echeverria: Klare Kante gegen Populismus zeigen
Stadtverbandsvorsitzender Axel Echeverria erteilte in diesem Zusammenhang jeder Form von Populismus eine Absage. Hier werde die SPD klare Kante zeigen, sagte er nicht zuletzt an die Adresse Königs, der Delegierten etwa durch seine Kommentare auf Facebook aufgefallen war.
Echeverria, Vater eines neun Wochen alten Sohns, will im Wahlkampf mit dem Ziel werben, Witten zur „familienfreundlichsten Stadt an der Ruhr“ zu machen. Mit „Familie“ sind ausdrücklich unterschiedlichste Formen von Lebensgemeinschaften gemeint.
Der 40-jährige sieht seine Partei, die auch in Berlin zu maßgeblichen Erfolgen wie dem großen Konjunkturpaket während der Pandemie beigetragen habe, angesichts der trotzdem schlechten Umfragewerte und der Corona-Krise vor dem „schwierigsten Wahlkampf, den wir je in Witten hatten“.
Kommunalwahlprogramm für Witten einstimmig verabschiedet
Das Kommunalwahl-Programm wurde einstimmig verabschiedet, ebenfalls eine Resolution zum Kaufhof. Alles müsse für den Erhalt und die Beschäftigten getan werden. Schließt das Warenhaus, müsse ein Dialog über die Innenstadt der Zukunft angestoßen werden, forderte Vorstandsmitglied Dennis Sohner.
Die SPD setzt auf Sieg und folgt damit ihrer Bürgermeisterkandidatin, die schon drei Wahlen für sich entschieden hat. „Lasst uns gemeinsam gewinnen“, rief sie den Delegierten in der Werkstadt zu. Ergriffen dankte Leidemann ihnen für die Nominierung und lang anhaltenden Applaus. Vor fünf Jahren wollte die SPD sie noch vom Hof jagen.
Anmerkung: In einer ersten Version dieses Textes hieß es, Sonja Leidemann sei einstimmig gewählt worden. Wir haben den Fehler korrigiert.