Witten. Welch Genugtuung muss das für die Bürgermeisterin sein. Die SPD Witten, mit der sie 2015 tief zerstritten war, rollt ihr den roten Teppich aus.

Das muss man erst mal schaffen. Sonja Leidemann steht nicht nur seit 16 Jahren unangefochten an der Spitze der Stadtverwaltung in Witten. Es ist ihr auch gelungen, mit offenen Armen wieder von „ihrer“ SPD aufgenommen zu werden, die sie 2015 zum Teufel jagen wollte. Fehlt eigentlich nur noch der vierte Sieg bei der Kommunalwahl am 13. September. Und auch dafür stehen die Chancen gut.

Der Spitzenkandidatin aus Witten geht es gut, der Partei schlecht

So schlecht es der Partei im Umfragetief geht, die Bürgermeisterin ist obenauf. Trotz Corona-Krise, trotz der drohenden Kaufhof-Schließung und der gefährlichen Situation bei den Deutschen Edelstahlwerken saß sie selten so fest im Sattel wie heute.

Natürlich weiß die 60-Jährige, dass da plötzlich keine neue Liebe in der SPD zu ihr entflammt ist. Aber jedem in der Partei ist klar, auch den Heckenschützen, die damals mal offen, mal verdeckt gegen sie geschossen haben, dass es keine(n) andere(n) weit und breit in der Partei gibt, der auch nur annähernd dieselbe Chance hätte, das Bürgermeisteramt wieder für die SPD zu holen.

Leidemann wird ihren Amtsbonus als Bürgermeisterin voll ausschöpfen

Gegenüber den Kandidaten der anderen Parteien dürfte Leidemann ihren Amtsbonus noch einmal voll ausschöpfen. Auch in der Bevölkerung wird sie zwar nicht geliebt, aber sie ist bekannt und wird respektiert. Sie hat nicht alles richtig gemacht, aber doch vieles auf der Haben-Seite.

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise hat man allerdings erstaunlich wenig von ihr gehört. Da schien es, als sei die Wahl-Herbederin wie der Rest der Wittener Politik komplett abgetaucht. Nun gilt es, den Wählern Wege aus dieser schwersten Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg aufzuzeigen und die Zukunft der Stadt neu zu gestalten. Hier muss auch Leidemann noch liefern.