Witten. Als unabhängige Einzelbewerberin ging Sonja Leidemann ins Rennen - und als Siegerin daraus hervor. Die 55-Jährige bleibt Bürgermeisterin von Witten.

Sonja Leidemann bleibt Bürgermeisterin von Witten. Als unabhängige Einzelbewerberin schlug sie bei der Stichwahl am Sonntag ihren Herausforderer Frank Schweppe, den gemeinsamen Kandidaten von SPD und CDU, mit großer Mehrheit. Es war auch eine klare Niederlage für die rot-schwarze Koalition im Rat.

Schon früh am Abend zeichnete sich der fast erdrutschartige Sieg der 55-Jährigen ab, die seit elf Jahren an der Stadtspitze steht. Zweimal hatte sie erfolgreich für die SPD kandidiert, mit deren Führung sie sich aber im Laufe der Jahre überwarf. Als Konsequenz nominierte die Partei ihren Ersten Beigeordneten als Bürgermeisterkandidaten, womit der Wahl in Witten besondere Brisanz zukam.

Sonja Leidemann.
Sonja Leidemann. © Jürgen Theobald

Den ersten Durchgang am 13. September hatte Leidemann mit acht Prozentpunkten Vorsprung für sich entschieden. Da sie die absolute Mehrheit aber deutlich verfehlte, wurde die Stichwahl erforderlich. Die Bürgermeisterin gewann nun mit sensationellen 63,6 Prozent der Stimmen. Schweppe landete abgeschlagen bei 36,4 Prozent. Bei einer mit 32 Prozent noch geringeren Wahlbeteiligung als vor zwei Wochen war es seinem Lager erneut nicht gelungen, die Wähler von SPD und CDU für ihren Kandidaten zu mobilisieren.

Leidemanns größter Triumph

Es ist der größte Triumph im politischen Leben von Sonja Leidemann. Zweimal holte sie bei den Bürgermeisterwahlen in Witten ordentliche Ergebnisse für die SPD. Doch ausgerechnet beim dritten Mal, als die eigene Partei sie fallen ließ und sie als unabhängige Einzelkandidatin ins Rennen ging, landet sie ihren allergrößten Erfolg. Die Wähler haben ihre Arbeit im Rathaus abermals honoriert und die Koalition mit dem gemeinsamen Kandidaten Schweppe abgestraft.

Diese Bürgermeisterwahl zeigt: Die Wähler stimmen gerade bei einer solchen Persönlichkeitswahl über Parteigrenzen hinaus ab. Hinzu kam in Witten, dass die SPD fast alles falsch gemacht hat, was man falsch machen konnte. Der Führung gelang es nicht, die zerstrittene Partei zu einen. Der Rauswurf Leidemanns brachte das Fass zum Überlaufen. Frank Schweppe hat diese Stimmungen offenbar unterschätzt.

Man darf gespannt sein, welche Folgen die Niederlage nun für die Groko hat. Klar ist: Der Bürger will keinen Dauerstreit zwischen Rat und Verwaltung. Beide Seiten werden aufeinander zugehen müssen. (Jürgen Augstein)

Leidemann erhöhte Stimmenanteil

Nur gut 9000 Menschen entschieden sich für den Sozial-, Schul- und Sportdezernenten, der bis 2020 gewählt ist. Das waren noch einmal 2000 Stimmen weniger als vor 14 Tagen. Leidemann erhöhte ihren Stimmenanteil von über 13.000 auf 16.000. Sie sieht in dem klaren Votum ihre Meinung bestätigt, dass sich die Bürger sachorientierte Politik wünschen. Sie stehe für diesen Arbeitsstil seit elf Jahren über alle Parteigrenzen hinweg. Dies habe der Wähler honoriert. „Es wäre schön, wenn alle Parteien daraus lernen und zur sachorientierten Arbeit zurückfinden“, sagte Leidemann.

Der unterlegene Frank Schweppe sprach angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung von Politikverdrossenheit, die auch im Wahlkampf sichtbar geworden sei. Man müsse nun vielleicht auch über andere Formen der Bürgerbeteiligung nachdenken, so der 57-Jährige. Bei den Stichwahlen in Bochum siegte Thomas Eiskirch von der SPD. In Essen löste der CDU-Herausforderer Kufen Oberbürgermeister Paß von der SPD ab.