Witten. Im September stehen Kommunal- und Bürgermeisterwahlen in Witten an. Es könnte auf ein Duell der Amtsinhaberin mit Lars König (CDU) hinauslaufen.
Kein Jahr mehr, dann wählt Witten einen neuen Rat und vor allem einen neuen Bürgermeister. Oder wird es womöglich die „alte“ Bürgermeisterin sein, die wieder als strahlende Siegerin den Abend beendet?
Viele rechnen damit, dass Amtsinhaberin Sonja Leidemann zum vierten Mal antritt, diesmal wieder mit Unterstützung der SPD. Ab wie verhalten sich die Grünen, die bei der Europawahl mit über 25 Prozent erstmals stärkste Partei in Witten wurden? Ein eigener Kandidat scheint dort noch nicht in Sicht zu sein, obwohl es am Abend des EU-Wahlsiegs euphorisch hieß: „Es wird Zeit, über eine grüne Bürgermeisterin nachzudenken.“
Anders als die Nachbarstädte lassen sich die Wittener Parteien mit der Bekanntgabe ihrer Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl im September 2020 Zeit. Anfang nächsten Jahres, spätestens im Februar, sollen die ersten Wahlversammlungen stattfinden. Bis dahin halten sich die Politiker bedeckt. Noch werden keine Namen genannt. Zumindest nicht offiziell. Die Ortsvereine können noch Vorschläge machen.
Sonja Leidemann (59) hat zwar noch nicht offen erklärt, ob sie eine weitere Runde drehen will. Sie möchte angeblich erst den Richterspruch abwarten, ob die von Schwarz-Gelb beschlossene Abschaffung der Stichwahl wirklich verfassungskonform ist oder ob der Beschluss nach der Klage von SPD und Grünen im Land wieder gekippt wird. Ohne Stichwahl hätten „auch Bewerber mit niedrigen Prozentzahlen gute Chancen“, sagt Siegmut Brömmelsiek von der Wittener Bürger Gemeinschaft (WBG). Denn dann würde derjenige das Rennen machen, der im ersten und einzigen Wahlgang die meisten Stimmen bekommt.
2015 schlug Sonja Leidemann ihren Ersten Beigeordneten
Unvergessen ist die Wahl 2015, als die SPD Frank Schweppe aufstellte, den Ersten Beigeordneten. Leidemann war damals in Ungnade bei der eigenen Partei gefallen, die sogar ein Ausschlussverfahren in Gang gesetzt hatte. Es ging unter anderem um angeblich zu geringe Abgaben an die Partei. Der Rest ist Geschichte. Leidemann entschied das Bürgermeister-Rennen als Einzelkandidatin klar für sich – und durfte in der SPD bleiben.
Inzwischen herrscht dort wieder einigermaßen Frieden und keine andere Kandidatur zeichnet sich derzeit ab. Der neue junge SPD-Vorsitzende Axel Echeverria wird nicht antreten. Für seine Partei gibt er das Ziel aus: „Wir wollen wieder stärkste Kraft werden und den Bürgermeister stellen.“
Leidemann kann es nach wie vor gut mit den Grünen. Die lassen sich aber ebenfalls noch nicht in die Karten schauen. Fraktionssprecherin Birgit Legel-Wood wiederholt nur ihren Anspruch, den sie schon am Abend der erfolgreichen Europawahl angemeldet hatte: „Wir wollen zweitstärkste Ratsfraktion werden.“ Sie selbst hat keine Ambitionen, zu kandidieren. Fiele einem noch Verena Schäffer ein, die immer noch junge, aber längst etablierte Landtagsabgeordnete. Sie möchte lieber in Düsseldorf bleiben.
Wittener Grüne: Im Kampf gegen Rechts das „linke Lager nicht verlegen“
Immerhin sagt Legel-Wood noch einen Satz, der vielleicht doch eine Richtung verrät. Es sei wichtig, „das linke Lager nicht zu verlegen“, bemerkte sie am Samstag am Rande der Gedenkfeier zum 81. Jahrestag der Pogromnacht. Gemeint sind die politischen Kräfte, „die sich gegen Rassismus einsetzen“. Es gelte, den „rechten Tendenzen“ etwas entgegenzusetzen. Also doch Rot-Grün?
Birgit Legel-Wood erinnert an die „vielen neuen Mitglieder“, über die sich ihre Partei freue. Mit ihnen wolle man erst das eigene Programm diskutieren, bevor die Bürgermeisterkandidatur entschieden werde. Es gab bisher ein einziges Mal eine grüne Kandidatin in Witten: Lilo Dannert, die 1999 gegen Klaus Lohmann (SPD) und Gabriele Preibisch (CDU) antrat.
Bei der CDU wird der stellvertretende Bürgermeister Lars König (44) als Kandidat für das höchste Amt der Stadt gehandelt, zusätzlich auch als Nachfolger für Fraktionschef Klaus Noske. Offiziell will das aber niemand bestätigen. Von einer Neuauflage der Großen Koalition im Rat spricht derzeit übrigens niemand – obwohl sie sich selbst ein gutes Zeugnis ausstellt.