Wattenscheid. . WAZ-Redakteur Rolf Schulte erklärt, warum er gehen muss - der Winter. Er findet: genug der Kälte und des gefährlichen Rutschens. Er wünscht sich Frühling, Sonnenstunden in Parks, bunte Blumen im Beet und Temperaturen im zweistelligen Bereich.

Jetzt wird’s Zeit, Klartext zu reden: Er muss weg, endlich und endgültig. Wir haben ihn so was von über und wollen nicht mehr mit ihm. Er soll und muss gehen – der Winter.

Laut Kalender hat er zwar noch vier offizielle Wochen Existenzberechtigung, aber es reicht uns. Zu stark hat er uns lange Wochen eiskalt genervt, das tägliche Leben ins gefährliche Rutschen gebracht und allein in der Hellwegstadt Straßenschäden in schwindelerregender Höhe verursacht. An seinen destruktiven Auswirkungen werden wir Verkehrsteilnehmer noch Jahre böse Erfahrungen machen. Es reicht! Der Winter muss weg! Wie? Ganz einfach: Wir kloppen ihn in die Tonne!

Von wegen „Winter ade, scheiden tut weh“ . . . Tut es gar nicht! Wir nehmen uns die Freiheit und entlassen ihn einfach. In der festen Annahme, damit Volkes Wille zu vertreten, schicken wir den Winter an den Nord- oder Südpol oder auch in die Wüste, wenn er mag. Irgendwann im Dezember darf er dann wiederkommen. Aber erst dann. Jetzt und hier fordern wir: Lieber Frühfrühling als Spätwinter.

"Wir möchten den Lenz - je schneller desto lieber"

Wir mögen und möchten den Lenz. Je schneller desto lieber. Wir wünschen uns dessen bunte Blumen im Beet und in der Vase, Tulpen zum Beispiel. Oder das leuchtende Gelb der Forsythien-Sträucher. Wir wollen endlich andere Farben und Stoffe tragen. Tschüss dickes tristes Grau und Schwarz, adieu gefüttertes Schuhwerk, versaut durch Salzränder. Obwohl – das Streugut war ja reichlich knapp und half daher kaum gegen die Eisrutschbahnen.

Den Straßenkarneval wollen wir feiern – jetzt, in der „fünften Jahreszeit“. Der Winter ist gerade mal die erste. Wattsche helau! Ohne die Kostüme unter dicken Mänteln verhüllen zu müssen, wollen wir unbehandschuht nach Bonbons beim Umzug am Hellweg in Höntrop grabschen. Das alles bitte bei zweistelligen Gradangaben und nicht diesen mickerigen „Temperaturen um den Gefrierpunkt“.

Und dann ist auch bald wieder Kirmeszeit – wie jeher zu Ehren der Stadtpatronin und immer noch irgendwie der jährliche Aufgalopp der Draußen-Aktivitäten auf innerstädtischen Straßen. Na ja, deren Niveau darf sich ja durchaus auch noch steigern.

Sonnenstunden in den Parks

Im April wartet der Frühlingstreff in der Stadthalle auf uns, der blüht schon in der sechsten Saison.

Ostern möchten wir gerne schon Sonnenstunden in Parks, Gärten oder auf dem Balkon genießen dürfen – nicht zu vergessen die dazugehörigen Ferien, auf deren Start schon jetzt Internet-Schulkalender die Tage herunterzählen.

Und im Mai läuten wir die neue Biergarten-Saison ein. Irgendwann lockt dann auch wieder die Unterhaltungssaison unter freiem Himmel in der Freilichtbühne (hoffentlich) bei viel künstlerischem Angebot, lauen Temperaturen und dem großen Vergnügen, mit netten Leuten noch ein Kaltgetränk genießen zu können.

Badevergnügen in der Südfeldmark

Nicht zu vergessen das Badevergnügen: In der Südfeldmark wird wieder die Welle gemacht – in Höntrop wohl eher nicht. Aber trotz aller Einschränkungen fühlen wir uns bestätigt zu sagen: Für den Winter ist nach unserer Wunschliste definitiv Ende im Gelände.

Wobei wir in aller gebotenen journalistischen Ehrlichkeit und Offenheit zugeben müssen, dass sich doch leiser Widerspruch in der Redaktionsgemeinschaft regt. Dre genießt ihn gerade und awe hat ihn noch vor sich: den heiß geliebten Winterurlaub in kalten Regionen. Die Beiden fahren halt einfach gerne drauf ab – auf möglichst vielen Schneekristallen.

Sie sollten sich lieber ein Beispiel nehmen an unserem Senior-Kollegen Alfred Winter (78). Der bevorzugt den Golfsport. Und muss somit den Frühling mögen, denn weiße Spielbälle in weißem Schnee – so ein Foto hätte er nie veröffentlicht. Aber diese Aufnahmen vom Winter in der Tonne – dafür war er sofort zu haben. Danke, WAZ-Winter.