Bochum-Westenfeld. Klimaschädliche Vorhalte-Planung- das wirft das Bürger-Netzwerk der Stadt Bochum vor. Und fordert eine Überprüfung ihres Handlungskonzepts Wohnen.
Der Protest gegen die große Umwandlung von Grün- in Bauland in Bochum reißt nicht ab. Das „Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung“ erklärt zu dem im Planungsausschuss der Stadt Bochum gefassten Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Wilhelm-Leithe-Weg Süd in Wattenscheid: „Die klimaschädliche Vorhalte-Planung der Stadt Bochum während der Überprüfung ihres Handlungskonzepts Wohnen gilt es auszusetzen“, so Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt.
Netzwerk Bochum: Klima- statt Baupolitik nötig
Denn auch in Westenfeld solle „erneut eine Freifläche für Wohnungsneubau versiegelt und damit das dortige Freilandklima mit seiner lokalen Bedeutung für die Bildung von Kaltluft beseitigt werden“. Und zur Begründung werde weiterhin dem mit dem Handlungskonzept Wohnen erteilten Auftrag zum Neubau von Wohnungen absoluter Vorrang vor dem Klima eingeräumt. Dabei laufe für dieses 2017 beschlossene Konzept zurzeit der Prozess zur Evaluation und Fortschreibung, dieser solle erst zum vierten Quartal 2023 abgeschlossen sein.
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„Ob dann immer noch der Neubau von 800 Wohnungen im Jahr verlangt wird oder aber Wohnraumaktivierung im Bestand - wie vom Netzwerk und weiteren 18 Organisationen mit der ,Erklärung für eine sozial und ökologisch zukunftsorientierte Wohnungspolitik in Bochum’ gefordert - Vorrang einzuräumen sein wird, bleibt abzuwarten.“
Kritik am Bauland-Konzept in Bochum
Um so mehr verbiete es sich, schnell noch Vorhalte-Planungen aufzustellen. „Das wollen aber offenbar die investierenden Wohnungsbaugesellschaften. Vonovia und LEG haben – wie auch die VBW - angekündigt, wegen steigender Baukosten, hoher Zinsen und unsicherer Förderbedingungen in diesem Jahr keine neuen Neubauprojekte starten zu wollen.“ Die Entwicklungsarbeiten würden aber nicht eingestellt. „Weiterhin soll Baurecht geschaffen werden, um startklar zu sein, wenn die Rahmenbedingungen wieder passen. Warum sollte dies bei der Volksbank-Tochter blueorange Development West GmbH, die das Westenfelder Feld offenbar zur Vermarktung erschließen will, anders sein?“, so Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt. „Ist erstmal Baurecht geschaffen, geht auch ein neues Handlungskonzept ins Leere.“
Netzwerk Bochum fordert Überdenken der Bauland-Politik
Deshalb fordert das Netzwerk für die Dauer des Fortschreibungsprozesses die Aussetzung aller Planungen auf unversiegelten Freiflächen in Bochum. „Vor Aufnahme der Planungen sind die im Wohnbauflächenprogramm ausgewiesenen Flächen – neben den Westenfelder Feldern u.a. auch der Schlosspark – unter Klimaschutzgesichtspunkten erneut auf den Prüfstand zu stellen.“
Netzwerk sieht Probleme auch in Bochum-Westenfeld
In den Planunterlagen Wilhelm-Leithe-Weg Süd werde zwar die lokale Bedeutung des Feldes für die Bildung von Kaltluft gesehen, „deren Einwirkungsbereich dann aber nach einer fachgutachterlichen Ersteinschätzung aus Mai 2020 auf die bestehende Bebauung entlang des Wilhelm-Leithe-Wegs beschränkt“.
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Das Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Bochum habe hingegen im Juli 2022 in seiner Anhörung als Träger öffentlicher Belange die Fläche weiter als regional bedeutsamen Ausgleichsraum Freiland eingeordnet und betont, dass sich die Klimaverhältnisse auch bei u.a. geplantem hohen Grünflächenanteil und vorgesehener Dachbegrünung verschlechtern. Dies sei zwar auch im Umweltbericht von Januar 2023 angemerkt, „wird dort aber wegen des angeblich eingeschränkten lokalen Einwirkungsbereichs nur als mittlere Auswirkung auf Klima und Luft eingeordnet“.
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Das Plangebiet dürfe nicht isoliert betrachtet werden. Auch im nördlich der Straße angrenzenden Plangebiet Wilhelm-Leithe-Weg Nord wird Bebauung geplant, durch die es zu einer Reduktion der dort produzierten Kaltluft kommen wird. „Wie aber wirken sich die Verschlechterungen im Zusammenspiel aus?“