Bochum-Westenfeld. Die Pläne zum Neubaugebiet Wilhelm-Leithe-Weg Süd in Bochum-Wattenscheid sorgen für geteilte Meinungen. Es geht um Autos und Ökologie.
Die Stadtgestalter haben sich intensiv in die Planung des autoreduzierten Wohngebiets mit zentralen Quartiersgaragen eingebracht und unterstützen die Pläne zum Neubaugebiet Wilhelm-Leithe-Weg Süd in Wattenscheid-Westenfeld. „Diese Ackerfläche ist kein ökologisches Paradies. Das hätte man mit einem Blick in die Fachgutachten erkennen können“, so Nikolas Lange, verkehrspolitischer Sprecher, zur UWG-Kritik. Die Bezirksvertretung Wattenscheid hatte sich kürzlich mit dem Thema befasst und kontrovers diskutiert.
Parkplätze und Umwelt in Wattenscheid-Westenfeld
Und zum Vorwurf, es würde ein Parkplatzmangel drohen, meint Lange: „Mit 1,1 Stellplätzen pro Wohneinheit gibt es für die zentrale Lage und gute ÖPNV-Anbindung nicht wenig Parkplätze. Ursprünglich waren deutlich weniger Stellplätze vorgesehen.“ In der konkreten Gestaltung sollte darauf hingearbeitet werden, „dass ein dauerhaftes Parken in den Quartiersstraßen baulich weitgehend ausgeschlossen wird, da genug Parkplätze in den Quartiersgaragen bereitstehen und die inneren Wege vor allem dem Aufenthalt und Geh- und Radverkehr dienen“. Dies könne durch schmale Fahrbahnen und die Anlage von Halteinseln zum Be- und Entladen erreicht werden. Mehr Stellplätze würden bei den zulässigen Bauhöhen zwangsläufig auch die Versiegelung erhöhen. „Gerade dieser Aspekt wird doch kritisiert“, ärgert sich Lange.
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Ackerfläche in Westenfeld „kaum ökologisch wertvoll“
Für die Meinung der Opposition in der Bezirksvertretung habe er kaum Verständnis. Wasserwirtschaftlich sei ein nachhaltiges Wohngebiet mit extensiver Dachbegrünung und einer dezentralen Regenwasserbehandlung nach dem Schwammstadtprinzip sogar eher besser für die Grundwasseranreicherung und den Überflutungsschutz. Auf den Ackerflächen fließe das Wasser bei Starkregen über die Böden ab, „da diese das Wasser nicht gut aufnehmen können. Sie sind als für die vollständige Versickerung ungeeignet eingestuft”, beruft Lange sich aufs Umweltgutachten.
Dachgrün und Muldensystem seien besser
Besser sei es mit den vorgesehenen Mulden-/Rigolensystemen. „Darin wird das Wasser zurückgehalten, gespeichert, von Bäumen aufgenommen und der Rest langsam in den Boden versickert. So wird eine Überschwemmung bei Starkregen ebenso wie übermäßige Trockenheit im Sommer verhindert und die Kanalisation erheblich entlastet.“ Verdunstung auf Dächern und Bäumen, in Rigolen und Mulden sorge im Sommer auch für einen Kühleffekt.
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Ein Blick in den Artenschutzfachbeitrag zeige auch, dass heute keine schützenswerten Arten im Plangebiet leben. „Dafür bräuchte es noch mehr Freifläche, Wasser oder Wald”, zitiert Lange. Daher sei durch die vorgeschriebene Gestaltung mit Hecken, der Parkanlage, erstmals nennenswertem Baumbestand und den geplanten Sickermulden mehr mit einer ökologischen als auch Naherholungsaufwertung zu rechnen.
Autoverkehr nicht in den Fokus rücken
Auch die Aussagen der CDU kritisiert Lange. „Sie zeigt in Wattenscheid ihr überholtes Verständnis von Mobilität. Die Forderung nach Stellplätzen direkt vor der Haustür wird auch in der eigenen Partei nicht nur auf Gegenliebe stoßen.“ Es werde gerade in Wattenscheid Zeit für „zeitgemäße Quartiere, die eine hohe Lebensqualität für Menschen bieten und sich nicht primär nach den Erfordernissen des Autoverkehrs richten“.
Kritik der Bürgerinitiative Westenfelder Felder
Zu den vor wenigen Tagen gefällten beiden großen Bäumen sagt Torsten Vieting, Sprecher der Bürgerinitiative Westenfelder Felder: „Wir sind hier sehr enttäuscht und skeptisch. Wozu beschäftigt man sich dann seit fünf Jahren mit den Plänen und holt Gutachten zulasten des Steuerzahlers ein, wenn doch willkürlich gehandelt wird?“