Neviges. Für jedes Produkt das passende Werkzeug: In Velbert-Tönisheide werden Prototypen für viele Branchen entwickelt. Wie die Erfolgsgeschichte begann.

Reiner Mader, Chef des gleichnamigen Werkzeugbau-Betriebes in Tönisheide hat ein klares Geschäfts-Prinzip. „Geht nicht, gibt‘s nicht“, sagt der 62-Jährige kurz und knapp. In seinem Betrieb wird passgenaues Werkzeug entwickelt und produziert. Damit weltweit Autos, Möbel und Schlösser vom Band gehen können. „Ja, wir bedienen schon so einige Branchen“, sagt der Velberter, dessen Bescheidenheit zum Äußeren des Betriebes passt. Auf dem Firmengelände, in zweiter Reihe an der an der Wülfrather Straße gelegen, ahnt man kaum, was sich in der 700 Quadratmeter großen Halle verbirgt. „Technik, die begeistert, dürfen Sie nicht schreiben. Das ist Audi“, sagt der Chef und lächelt. Na gut, wie wäre es mit: Technik, die beeindruckt?

Mitarbeiterin Elke Schwalm managt das Büro: Und springt auch sonst ein, wo immer sie aushelfen kann.
Mitarbeiterin Elke Schwalm managt das Büro: Und springt auch sonst ein, wo immer sie aushelfen kann. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

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So unscheinbar der Betrieb von außen wirkt, so sehr hat es die Halle in sich: 16 hochmoderne Maschinen reihen sich da einander: Erst ein halbes Jahr alt ist zum Beispiel die Flächenschleifmaschine, und vor allem das imposante „Bearbeitungszentrum“ hat es in sich, dessen Wert Reiner Mader auf Nachfrage „auf zwei Einfamilienhäuser“ schätzt. An dieser Maschine wird gebohrt, gefräst, gedreht, laufen fast alle mechanischen Bearbeitungsschritte ab. Und auch die gute, alte Werkbank fehlt nicht, denn bei aller Technisierung, so betont Reiner Mader, „ist es noch ein Handwerk“, und das betreibt er mit seinem Team nach wie vor mit Leidenschaft. Was ihn an seinem Beruf auch nach so viel Jahren noch fasziniere? „Aus einem Haufen Eisen etwas herzustellen, was man braucht.“

Das „Bearbeitungszentrum“ bohrt, fräst und dreht. Fast alle mechanischen Bearbeitungsschritte sind hier möglich.
Das „Bearbeitungszentrum“ bohrt, fräst und dreht. Fast alle mechanischen Bearbeitungsschritte sind hier möglich. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Der Chef hat sich seinen Erfolg in Velbert hart erarbeitet

Seine Selbstständigkeit, den großen Erfolg seines Betriebs, hat sich der Velberter hart erarbeitet: „Gelernt hatte ich erst Landmaschinen-Mechaniker, meine Eltern hatten einen Bauernhof, aber ich wurde nach der Ausbildung nicht übernommen, da der Standort geschlossen wurde. Dann war ich 14 Monate Maschinenarbeiter und hab mir damals gesagt: Du musst den Absprung schaffen.“ Mader machte im „Zitronenbunker“, also am Berufskolleg Niederberg, sein Fachabitur, studierte an der Uni Wuppertal Maschinenbau mit der Fachrichtung Fertigungstechnik.

Das Studium einst selbst finanziert

Sein Studium hat er sich selbst finanziert, indem er damals täglich bei einem Großonkel im Werkzeugbau jobte, noch während des Studiums absolvierte Reiner Mader eine Umschulung zum Werkzeugmacher. „Ich war bei einer Velberter Firma angestellt, als es da einen Generationenwechsel gab, hatten sich mehrere Mitarbeiter selbstständig gemacht. Ich eben auch.“ 1990 die Betriebsgründung in der Röbbeck in Velbert-Mitte, dann 2021 der Umzug nach Tönisheide an die Wülfrather Straße.

Alles da, um Werkzeug herzustellen. Die Firma Mader in Velbert-Tönisheide hat das Know-How.
Alles da, um Werkzeug herzustellen. Die Firma Mader in Velbert-Tönisheide hat das Know-How. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Sohn Doriano wuchs in den Betrieb hinein

Facharbeiter sind willkommen

Die Firma Reiner Mader, Erosion-Konstruktion. Werkzeugbau-Prototypen, Wülfrather Straße 33a, kann noch Unterstützung gebrauchen.

Facharbeiter können sich gern melden unter 02053 42 55 511 oder unter 0176 5670 2793. Oder per Mail: elke.schwalm@mader-mwb.com.

Unter anderem fertigt die Firma für die Automobilindustrie, das Bauhandwerk, die Möbelindustrie, und natürlich für die hier ansässige Schloss- und Beschlägebranche, um nur einige Beispiele zu nennen. So kam vor einiger Zeit ein Auftrag eines großen schwedischen Möbelhauses, das ein Schränkchen nach einem Unfall neu bauen musste: Ein Kind in den USA hatte es als Wippe benutzt, das passende Werkzeug für den Umbau kam aus Tönisheide.

Manchmal entwickele man auch „nur“ den Prototyp, so Reiner Mader, produziert werde an einem anderen Standort: „China ist eben überall“, so der Chef schulterzuckend, der sich nicht nur hundert prozentig auf seine fünf Mitarbeiter verlassen kann: So managt Elke Schwalm als „Mädchen für alles“, wie sie sich selbst nennt, das Büro und springt ein, wo immer sie aushelfen kann. Und Sohn Doriano Mader (30), einer der Mitarbeiter, hat Papas Leidenschaft für den Beruf geerbt: „Ich bin schon als Kind immer viel in der Firma herumgerannt, hatte wenig Lust auf Schule“, wie er freimütig erzählt.

Großes Hobby ist Motorradfahren

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Dafür umso mehr Lust, auch Werkzeugmechaniker zu werden, die Ausbildung absolvierte er mit großer Freude. „Mich begeistert die Technik. Und was wir in unserem Beruf machen, das ist einfach allgegenwärtig“, sagt der 30-Jährige mit leuchtenden Augen. Von Papa hat er noch mehr geerbt als die Liebe zum Beruf. Beide sind leidenschaftliche Motorradfahrer, wenn sie denn Zeit haben und nicht von irgendwoher der nächste „Hilferuf“ kommt. Und der Seniorchef die Devise ausgibt: „Geht nicht, gibt‘s nicht.“