Velbert. Die Technischen Betriebe Velbert haben im Langenhorst eine prima Anlage für Amphibien gebaut. Und doch hat der Mensch weiter eine tragende Rolle.

Derweil die meisten Menschen angesichts der momentanen Temperaturen noch bibbern und ihre bereits weggepackten Winterklamotten wieder hervorkramen, hat sich eine andere Spezies im Freien schon vor geraumer Zeit auf die Socken gemacht - und beendet in diesen Tagen ihre jährliche Wanderung. Die Rede ist von Amphibien, die zumindest im Velberter Stadtteil Langenhorst vergleichsweise vorbildliche (Über-)Lebensbedingungen haben. Und doch brauchen sie tatkräftige Helfer, die sie quasi auf Händen tragen: die Grasfrösche, Erdkröten und drei Molcharten.

Schon 300 Tiere im Velberter Norden gerettet

Regina Karge-Altenfeld (Mitte) ist Nabu-Standortbeauftragte. Mit im Bild sind (v. li.) die Mitstreiter Willi Meincke, Detlef Altenfeld, Isabel Lotz mit Sohn Tom und Petra Podraza.
Regina Karge-Altenfeld (Mitte) ist Nabu-Standortbeauftragte. Mit im Bild sind (v. li.) die Mitstreiter Willi Meincke, Detlef Altenfeld, Isabel Lotz mit Sohn Tom und Petra Podraza. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

„Zurück nehmen sie einfach nur Kurs auf den feuchten Wald“, erzählt Dr. Petra Podraza, „und oft laufen sie oben oder unten aus den Gräben der Leitanlage raus.“ Bestimmt 300 Tiere, so die Aussage der beim Ruhrverband beschäftigten Dipl.-Biologin und ehrenamtlich für den Nabu tätigen Langenhorsterin, habe man heuer schon aus dem Gefahrenbereich gerettet.

Lebensgefährlicher Unterdruck

Und das ist mal eindeutig die Straße, wo die 30er-Zone eigens für die Zeit der Krötenwanderung - etwa von Februar bis April ab Dämmerung sowie ab acht Grad Nachttemperatur - ausgedehnt wird; gültig über Nacht. Bei höheren Geschwindigkeiten, erklärt Regina Karge-Altenfeld, entstehe unter den Fahrzeugen ein Unterdruck, infolgedessen die inneren Organe der Tiere platzten. „Sie sterben qualvoll“, so die Nabu-Standortbeaufragte Am Wasserfall. Das könne durchaus auch im Kriechtunnel passieren, ergänzt Podraza.

Gullys durch Netze gesichert

„Eine Super-Anlage“ findet aber (nicht nur) Helfer Willi Meincke. Die derart gelobte haben 2010 im Zuge der zweiten Erschließung des Stadtteils die Technischen Betriebe Velbert (TBV) für ca. 50.000 Euro als freiwillige Maßnahme geschaffen. Seither queren die Straße drei helle, nach oben durchlöcherte und niveaugleich eingepasste Betonelemente. Und damit die Tiere ihre Kriechtunnel finden, gibt’s zweitens fest installierte Leitwände aus Beton, sodass niemand mehr zur Laichzeit mit mobilen Leitzäunen anrücken muss. TBV-Leute sichern zur Wanderzeit die Gullys durch Netze, damit die Tiere nicht in die Schächte plumpsen. Und sie spritzen vorher die Gräben durch und säubern sie.

Wunsch: weitere Anlage an der Mettmanner Straße

Eine Fußgänger-Unterführung der besonderen Art. Das Symbol zeigt eindeutig, für wen sie gedacht ist.
Eine Fußgänger-Unterführung der besonderen Art. Das Symbol zeigt eindeutig, für wen sie gedacht ist. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Vor dem TBV-Ausbauprojekt habe man jährlich rund 1500 Tiere gezählt, zitiert Karge-Altenfeld aus einer Datenbank. Die Leitanlage sei eine große Unterstützung, kommentiert die 67-Jährige, die ihre Nabu-Funktion für den Bereich um die Straßen Am Kalksteinbruch, unterer Hülsbecker Weg und Am Wasserfall schon seit Jahren hat. Ihr „ganz, ganz großer Wunsch“ sei, dass an der Mettmanner Straße, und zwar unterhalb der letzten Bebauung von Velbert-Mitte, ebenfalls eine Tunnelanlage geschaffen werde. Das sei vor Ort nämlich die Stelle mit den meisten Arten, von denen einige vom Aussterben bedroht seien. „Sie laufen am liebsten bei strömendem Regen.“

Biotop mit besserer Wasser-Qualität

Diese helfende Hand trägt ein Grasfrosch-Pärchen aus dem Gefahrenbereich.
Diese helfende Hand trägt ein Grasfrosch-Pärchen aus dem Gefahrenbereich. © Detlef Altenfeld

Und direkt im Langenhorst wäre ihres Erachtens ein Biotop eine prima Sache. Wohlgemerkt auf der Wald-Seite. Ein Ersatz-Laich-Habitat, kommt prompt die Unterstützung von Petra Podraza, sei auch wegen der besseren Wasser-Qualität sehr sinnvoll. Aktuell wanderten die Amphibien nämlich zu einem gegenüberliegenden Regenrückhaltebecken der A 44. „Sie wissen instinktiv, wo ihr Laichgebiet ist.“ Hin gebe es relativ wenig Irrläufer, zurück seien es wesentlich mehr. In früheren Jahren habe es allerdings „Massen von totgefahrenen Kröten“ gegeben.

Einsatzorte im gesamten Stadtgebiet

„Die Kontrollintensität ist da“, ergänzt Regina Karge-Altenfeld. „Wir laufen alles zu Fuß ab.“ Und eigentlich brauche die Amphibienrettung schon aufgrund der üblichen Fluktuation jedes Jahr neue Helfer. Aktuell bestehe der harte Kern im Langenhorst lediglich aus fünf Leuten. Weitere Nabu-Mitstreiter seien an der erwähnten Mettmanner Straße, an der Donner- und Elberfelder Straße, Am Pollen, im Deilbachtal sowie im Bereich der Diakonie Bleibergquelle aktiv.

Treffen im Umweltbildungszentrum

Interessenten melden sich bei Regina Karge-Altenfeld unter 02051-84793 oder schreiben eine E-Mail an regina.karge@gmx.de. Der Nabu-Stammtisch bzw. -Aktiventreff findet in der Regel jeden zweiten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Umweltbildungszentrum Heiligenhaus, Abtskücher Straße 24, statt.