Velbert. Wirklich neu ist die Velberter Etappe des „Bergischen Wegs“ ja nicht. Aber bislang fehlte ihr Wesentliches: Wandern vor der Haustür und weiter.

Gut Ding will Weile haben. So abgenudelt diese Weisheit einerseits auch sein mag, so zutreffend ist sie andererseits häufig auch. Und so sind seit der Verlängerung des wahrhaft historischen „Bergischen Wegs“ an beiden Enden etwas mehr als zehn Jahre ins Land gegangen, bis der Velberter Abschnitt jetzt endlich auch seinen eigenen Etappenstein bekommen hat. Der wurde in kleinem Kreis platziert, einbetoniert und gesetzt, wenige Tage später im Beisein richtig vieler Menschen „eingeweiht“ und ist ein ganz besonderes Exemplar. Vermutlich hatten sich schon mehrere gewundert, dass die Etappe Velbert bisher noch steinlos geblieben war. Aber es braucht halt jemanden, der dann auch handelt. So geht es letztlich auf eine Initiative des Dezernenten Jörg Ostermann zurück, dass der Stein nun an seinem Bestimmungsort im Langenhorster Wald steht.

Dezernent der Stadt Velbert entdeckte das Fehlen

Der Beigeordnete ist nämlich den „Bergischen Weg“ im letzten Sommer bis Königswinter gegangen, muss allerdings noch das Stückchen von Bensberg bis Rösrath „nacharbeiten“, da es dort in 2023 wohl wie aus Kübeln geregnet hattte, wie er beim feierlichen Enthüllen des Steins launig erzählte. „Die Erkenntnis, dass ausgerechnet an der Etappe in meiner Heimatstadt bisher keine entsprechende Markierung aufgestellt wurde, brachte wortwörtlich den Stein ins Rollen. Wir haben uns dann mit dem Naturpark Bergisches Land, der für die Infrastruktur des Weges zuständig ist, und mit der verantwortlichen Tourismus-Organisation in Verbindung gesetzt und gemeinsam alles in die Wege geleitet.“

Die gelben Wegweiser mit dem schwungvollen B sind für den Bergischen Weg; das N auf rotem Grund zeigt, wo es beim Neanderland-Steig lang geht.
Die gelben Wegweiser mit dem schwungvollen B sind für den Bergischen Weg; das N auf rotem Grund zeigt, wo es beim Neanderland-Steig lang geht. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Schöner Ausblick und toller Abschnitt am Bach

Gesetzt und verankert haben den Etappenstein nur wenige zig Meter von der Essener Stadtgrenze entfernt TBV-Forstleute zusammen mit dem Lkw-Fahrer, der ihn gebracht hat, und Wastl Roth-Seefried. Der Wege-Manager des Naturparks, der sich und seinen Job als „Kümmerer“ versteht, rühmt vor allem den „recht schönen Ausblick vom Rottberg“ und noch mehr den „echt tollen Abschnitt am Eselssieper Bach entlang, den viele nicht kennen“. Der Wanderweg beginne im Norden in Essen-Stadtwald, führe um den Baldeneysee herum und schlängele sich nach Velbert rein. Im südlichen Verlauf quere er die Asbrucher Straße und verlasse oberhalb der Düsselquelle wieder das Stadtgebiet.

Immer wieder zur Spargelzeit da

„Wir müssen uns 15 Jahre um den Weg kümmern“, sagt dessen Manager und erzählt zum Hintergrund, das schließlich in das Projekt EU-Mittel geflossen seien. „Ich bin zur Spargelzeit immer bei Wiemer“, erzählt Wastl Roth-Seefried. Er hat den Hof im Kuhlendahler Tal mitsamt seiner Produkte, Erdbeeren inclusive, vor Jahren durch die Arbeit kennengelernt und kehrt nun immer wieder zu Gut Kuhlendahl von Peter Wiemer zurück.

Der Velberter Dezernent Jörg Ostermann (2. v. li.) ist den Bergischen Weg gegangen, vermisste den Stein und wurde aktiv.
Der Velberter Dezernent Jörg Ostermann (2. v. li.) ist den Bergischen Weg gegangen, vermisste den Stein und wurde aktiv. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Hunderte Millionen Jahr alt

Zwei Besonderheiten hebt Roth-Seefried noch hervor: Erstens den Umstand, dass es vor Ort mehrere Zuwege zum Bergischen gebe. Aus der Innenstadt wahlweise gen Norden in den Langenhorst, alternativ in anderer Richtung zum Eselssieper Bach/Knollenberg, so erklärt er. Sodann aus Langenberg und außerdem nach Neviges runter bzw. von dort hoch. Und zum Stein: Der bestehe aus Grauwacke und komme wie auch die anderen aus einem Steinbruch bei Lindlar. Er sei jedoch einzigartig, da er aus einer Schicht des Mittel-Devon von vor annähernd 400 Millionen Jahren stamme.

14 Etappen und 259 Kilometer

Jedes Exemplar trägt eine Tafel mit einem Zitat rund ums Thema. Im Langenhorst ist es „Was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert“ von Johann Wolfgang von Goethe. Und zu Beginn des als Qualitäts(weit)wanderweg ausgezeichnetes „Bergischen Wegs“ von Essen nach Königswinter, der auf den Spuren eines über 100 Jahre alten Weges führt, heißt es - wer hätte das gedacht - „Der Weg ist das Ziel“. Nun, ein bisschen Motivation kann ja nicht schaden angesichts 14 Etappen und 259 Kilometern vor der Brust.

Auch ein Weg der Sauerländer

Man kann ihn natürlich auch nach und nach laufen, so wie der Velberter Klaus Saeger, der absehbar alsbald die einzelnen Etappen komplettiert hat. Oder auch nur Teilabschnitte, so wie die „Sauerländer“ es häufiger machen. „Wir gehen alle Wege, selbstverständlich auch den Bergischen Weg, der ist ja wirklich schön“, berichtet Rita Eschner. „Sowohl bei geführten Touren als auch privat mit meinem Mann Dieter“, fügt die erste Vorsitzende des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV/Abteilung Velbert) hinzu. Vertreter des SGV waren ebenso im Langenhorst dabei wie welche der dortigen Siedlergemeinschaft.

Wettbewerb um Prädikat des schönsten Wanderweges

Man wolle mit dem Weitwanderweg das Wandern vor der Haustür fördern und auch Gäste von weiter her anlocken, sagte Gabi Wilhelm. Eine noch größere Reichweite erhofft sich die Geschäftsführerin der Tourismus-Organisation „Das Bergische“ vom erfolgreichen Abschneiden bei der Wahl zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“. Wilhelm trommelte kräftig für Unterstützung bis zum 30. Juni auf www.wandermagazin.de/wahlstudio. Der „Bergische Weg“ ist als einzige Mehrtagestour in NRW für die Publikumswahl nominiert.