Langenberg. Die Fördermittel sind bewilligt, eigentlich könnte der Bau des neuen Freibades im Nizzatal beginnen. Doch es fehlt noch die Zustimmung des Rats.
Der Rat der Stadt Velbert tagt nächste Woche Donnerstag (15. Februar), in der Sitzung wird unter anderem auch der Haushalt für das Jahr 2024 eingebracht. Ein Thema könnte dann das geplante Naturfreibad im Langenberger Nizzatal sein. Die Fördermittel des Bundes sind längst bewilligt, die endgültige Entscheidung über den Bau muss nun aber der Stadtrat fällen, wie Bürgermeister Dirk Lukrafka im Gespräch mit der WAZ berichtete (hier geht es zum entsprechenden Artikel).
Bevor aber nun die Lokalpolitik an der Reihe ist, haben wir uns in Langenberg umgehört: Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung? Ist das Bad gewünscht oder soll doch lieber alles beim Alten bleiben? Fazit vorweg: Eine eindeutige Meinung gibt es nicht, die Zahl der Befürworter und Gegner hält sich in etwa die Waage.
Junge Familien befürworten Naturfreibad in Velbert-Langenberg
Antje Steidle etwa ist mit ihrer Familie 2014 nach Langenberg gezogen. „Wir genießen den kurzen Weg zum Nizzabad sehr“, sagt sie. Als sie dann 2021 erfahren habe, dass es Fördermittel für den Bau eines Naturbades gibt, „war die Freude groß“, denn: „Unsere Kinder gehen regelmäßig ins Nizzabad und könnten somit auch im Sommer ein tolles Freibad, sogar Naturfreibad, genießen.“
Genauso sehen das Sabrina und Michel Becker. „Wir würden uns sehr über ein Naturfreibad freuen“, sagen die jungen Eltern. „Bisher fahren wir häufig ins Mettmanner Naturschwimmbad, das im Hochsommer oft überfüllt ist.“ Daher wäre ein nahegelegenes Naturfreibad für Groß und Klein „super“. Und wenn das Bad dann noch - wie angekündigt - ohne Chemie auskomme, „ist das auch eine willkommene Alternative für andere Freibäder, da das Chlor gerade Kinderaugen und Kinderhaut reizt.“
An die Kinder, in dem Fall ihre Enkel, denkt auch eine ältere Dame, die sich telefonisch an die Redaktion gewandt hat. „Für die Kinder wäre es toll, wenn sie ein Freibad direkt im Ort bekommen würden.“ Denn der Weg nach Neviges oder gar Velbert-Mitte sei mit dem Bus schon recht umständlich. „Ich bin mir sicher“, sagt die Langenbergerin, „dass wir so ein Naturbad regelmäßig besuchen würden.“
Hin- und hergerissen ist Christiane Potthoff aus Velbert. Einerseits kennt sie bereits das Mettmanner Pendant, „und das ist mein Lieblingsfreibad und wird auch von meiner Familie geschätzt, weil es naturbelassen ist, es im Becken nicht nach Chlor riecht und man ein bisschen das Gefühl hat, im See zu baden - nur halt ohne Fische und schlammigem Boden.“
Allerdings frage sie sich auch, „ob ein weiteres Schwimmbad in Velbert und naher Umgebung nötig ist“. Es gebe ja noch das Nizzabad, das Parkbad und das Heljensbad. „Zu viele Bäder würden vermutlich nicht so stark frequentiert, um rentabel zu bleiben.“ Das wiederum könnte ja das Aus eines anderen Bades bedeuten. „Und das fände ich schade.“
Skeptiker blicken vor allem auf die Kosten
Etwas skeptischer hingegen ist Johannes Hildebrandt. „Ich finde es fragwürdig, ob sich so etwas wirtschaftlich trägt und Bestand haben kann“, äußert er seine Bedenken. „Schließlich tragen sich ja leider die wenigsten Bäder selber und sind auf (Quer-)Subventionen angewiesen.“ Damit steht er stellvertretend für diejenigen, die den Neubau eher ablehnen.
Er selbst, sagt Johannes Hildebrandt, würde das Bad nicht nutzen und befürchtet, „dass dies ein weiteres Millionengrab und eine Belastung für den Stadthaushalt werden würde“. Aber ein Gutes gebe es doch an der Idee: „Wenn schon ein Schwimmbad, dann ein Naturbad.“
Ganz unbegründet sind die Bedenken nicht: Die vom Bund genehmigten drei Millionen Euro Förderung decken rund 86 Prozent der Baukosten, allerdings bliebe Velbert nach ursprünglichen Schätzungen auf mindestens 500.000 Euro Restkosten sitzen. Dazu kommen jährliche Betriebskosten in sechsstelliger Höhe.
Stadtrat entscheidet über den Bau
Letztendlich obliegt die Entscheidung über die Zukunft des Bauprojekts nun dem Velberter Stadtrat. „Die Idee kommt aus der Politik, also soll auch die Politik entscheiden“, erläuterte Bürgermeister Dirk Lukrafka im Gespräch mit der WAZ Langenberg. Ginge es nach ihm, „dann kommt das Bad. Ich glaube, es ist eine gute Ergänzung für unsere Bäderlandschaft und die Freizeitaktivitäten in der Stadt.“ Sein Wunsch: Abstimmung bereits in der Ratssitzung am 15. Februar, spätestens in der Sitzung danach.
Das wäre auch vom zeitlichen Ablauf in Hinblick auf die Förderung des Bundes noch im Rahmen. „Der Planer hat uns das bestätigt“, sagt Dirk Lukrafka. „Wenn die Entscheidung über den Bau in den nächsten Monaten fällt, werden wir noch im Förderzeitraum fertig.“ Heißt: Nickt der Rat das Vorhaben rechtzeitig ab, steht das Naturfreibad spätestens Ende 2025.