Mettmann/Langenberg. Im Jahr 2004 eröffnete in Mettmann das erste Naturfreibad in Nordrhein-Westfalen. Auch in Langenberg könnte ein solches Freibad entstehen.

Still ist es im Mettmanner Stadtwald, bis auf zahlreiche Vögel, die aufgeregt zwitschern. Die Sonne scheint an diesem Morgen, doch der Wind ist noch recht kühl. Irgendwo plätschert Wasser. Gelassen steht Frank Fitsch auf einem hölzernen Steg und überblickt die Becken des Naturfreibades.

Die Anlage in der Kreisstadt gibt es seit 2004, es war die erste ihrer Art in ganz Nordrhein-Westfalen, blickt Fitsch zurück. Er ist Betriebsleiter der Mettmanner Bäder, seit 43 Jahren dabei und hat das Schwimmbad von Beginn an begleitet.

Anfangs ist die Skepsis groß

Frank Fitsch ist Betriebsleiter der Mettmanner Bäder. Er ist seit 43 Jahren dabei und hat das Naturfreibad von Anfang an begleitet. „Ein toller Arbeitsplatz“, schwärmt er.
Frank Fitsch ist Betriebsleiter der Mettmanner Bäder. Er ist seit 43 Jahren dabei und hat das Naturfreibad von Anfang an begleitet. „Ein toller Arbeitsplatz“, schwärmt er. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Damals, erinnert sich Frank Fitsch, „gab es jede Menge Skeptiker. Auch beim Personal“. Keiner habe sich unter einem Naturfreibad etwas vorstellen können. „,Das wird so wie ein Teich’ haben viele gedacht.“ Die Ablehnung sei groß gewesen, trotzt mehrerer Info-Veranstaltungen.

Der Start ist dementsprechend holprig. „Die ersten zwei Jahre war das so wie ein Abschnuppern“, sagt er. Auch in der Technik läuft nicht alles rund, anfangs ist im Schwimmerbecken nur eine Bahn freigegeben. „Das schien den ganzen Gegnern Recht zu geben“, sagt der Betriebsleiter. Doch das Team entwickelt sich, lernt.

„Mittlerweile ist das Bad so beliebt, das Einzugsgebiet wird immer größer.“ Rund 75 Prozent der Gäste kämen inzwischen von außerhalb, schätzt Frank Fitsch. „Die Lage ist auch super“, schwärmt er von seinem Arbeitsplatz, „deswegen werben wir ja auch mit dem Slogan ,Urlaub vor der Haustür’.“

Keine Chemie im Wasser

Was das Naturfreibad von einem konventionellen Bad unterscheidet ist, dass es ohne Chemie auskommt. Die Reinigung des Wassers erfolgt durch natürliche Filtersysteme, für die Wärme sorgt einzig und allein die Sonne. „Natürlich steht und fällt bei uns alles mit dem Wetter“, sagt Betriebsleiter Frank Fitsch.

Das Naturfreibad in Mettmann wird bald wieder geöffnet: Am 26. Mai soll es losgehen.
Das Naturfreibad in Mettmann wird bald wieder geöffnet: Am 26. Mai soll es losgehen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Gibt es Schlechtwetterphasen, liegt die Wassertemperatur bei 18 oder 19 Grad Celsius, „das ist dann nur was für Hartgesottene“, sagt er lachend. „Aber“, fügt er an, „aufgrund der aktuellen Lage senken ja alle Schwimmbäder die Temperaturen, die nähern sich unseren an.“

Sonne heizt das Wasser

Gibt es dagegen eine Phase mit viel Sonne und hohen Temperaturen, dann ist das Wasser auch gerne mal 24, 25 Grad Celsius warm. „Viel hängt von den Nächten ab“, erläutert der Fachmann. Aktuell heizt das Wasser tagsüber zwar auf, verliert aber in den kühlen Nachtstunden auch wieder genauso viel. „Im Sommer ist das konstanter.“ Im Schnitt liege die Wassertemperatur dennoch „nur“ bei etwa 20 Grad Celsius. „Aber wissen Sie welchen Satz ich dann am häufigsten höre?“, sagt Frank Fitsch lachend: „Wenn man einmal drin ist, dann geht es.“

Reinigung durch natürliche Filter

Das Wasser im Naturfreibad Mettmann stammt aus einem eigenen Brunnen und wird auf natürlichem Weg gefiltert. Hier zu sehen ist eines von drei Filterbecken.
Das Wasser im Naturfreibad Mettmann stammt aus einem eigenen Brunnen und wird auf natürlichem Weg gefiltert. Hier zu sehen ist eines von drei Filterbecken. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Gereinigt wird das gebrauchte Wasser auf natürlichem Weg. Per Pumpe – die kann bis zu 300 m3 umwälzen – geht es in eins von drei Filterbecken. Zwei Meter tief sind die, gefüllt mit Kies uns Sand. Das Wasser wird großflächig verteilt, sickert langsam nach unten und wird per Drainage in ein weiteres Becken geleitet.

Das ist als solches gar nicht zu erkennen, sieht eher wie eine Kiesgrube aus. „Wäre das eine offene Wasserfläche“, erläutert Frank Fitsch, „hätten wir hier ganz schnell Enten und andere Tiere, die das Wasser mit Kot verunreinigen.“ Durch die Kiesfüllung gehe zwar Volumen verloren, „aber es reicht trotzdem.“

„Wie in der Karibik“

Aus diesem Becken befördern Pumpen das Wasser dann in die Becken. Die sehen aus wie konventionelle Becken, „schließlich sind wir kein Schwimmteich, sondern ein Naturfreibad“, erläutert der Betriebsleiter. Allerdings: Die Flachwasserbereiche sind mit Sand ausgelegt, „wie eine Lagune“. Ab etwa 17 Uhr, schwärmt Frank Fitsch, „sieht das dann aus wie in der Karibik.“

Das Naturfreibad Mettmann „ist familienorientiert“, sagt Betriebsleiter Frank Fitsch. Dazu gehört natürlich auch eine Rutsche.
Das Naturfreibad Mettmann „ist familienorientiert“, sagt Betriebsleiter Frank Fitsch. Dazu gehört natürlich auch eine Rutsche. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Und diese Bereiche seien auch bei den Gästen äußerst beliebt. „Wir sind stark familienorientiert“, sagt der Chef. „Die Flachwasserbereiche sind die ersten, die belegt sind.“ Diese Familienorientierung schlägt sich auch in den Eintrittspreisen nieder: Erwachsene zahlen für die Tageskarte 5 Euro, Kinder ab 7 Jahren 2,50 Euro. Sind die Eltern Leistungsempfänger, halbiert sich der Preis für Erwachsene, Kinder dürfen dann sogar umsonst ins Bad.

„Toller Arbeitsplatz“

„Insgesamt“, fasst Betriebsleiter Frank Fitsch zusammen, „ist das ein toller Arbeitsplatz.“ Was ihm besonders gefällt: „Viele Leute bedanken sich beim Team für den tollen Tag, wenn sie abends nach Hause fahren.“ Das, sagt der Betriebsleiter, „habe ich in noch keinem anderen Bad erlebt.“

Kostenersparnis durch eigenes Wasser

Das Naturfreibad Mettmann verfügt über einen eigenen, 81 Meter tiefen Brunnen, über den die Wasserversorgung läuft.

„Dadurch sparen wir eine Menge Geld“, erläutert Betriebsleiter Frank Fitsch. Denn für Wasser aus dem Stadtnetz hätte er 6 Euro pro m3 zahlen müssen.

„In der Spitze brauchen wir 300.000 Liter Frischwasser“, rechnet er vor. „Wir sparen also bis zu 1800 Euro pro Tag.“

Im Notfall, ergänzt er, könne das Wasser sogar in den angrenzenden Bach geleitet werden: „Wir verwenden ja keine Chemie.“