Langenberg. Ein Schüler will von Velbert-Langenberg aus mit dem Bus zur Schule fahren. Doch der Fahrer lässt ihn stehen. Kein Einzelfall.

Es ist kurz nach halb acht Uhr morgens, ein kleiner Junge wartet an der Haltestelle „Tutwelm“ auf den Bus. „Er wollte zum ersten Mal ganz alleine zur Schule in Velbert fahren“, berichtet seine Oma. Doch so, wie es dann läuft, hat sich der frisch gebackene Fünftklässler das dann doch nicht vorgestellt.

„Erstmal kam der Bus – die OV 6 – zu spät“, fährt die Oma des Jungen fort. „Und dann ist der Fahrer einfach vorbei gefahren.“ Offenbar war der Bus zu voll, für weitere Passagiere kein Platz mehr im Fahrzeug. Der Junge ruft seine Oma an, sein Opa fährt ihn schließlich mit dem Auto zur Schule.

„Später fahren kann er nicht, dann kommt er zu spät zum Unterricht“, erzählt die Großmutter des Schülers. „Ich weiß nicht, ob an diesem Tag ein Bus ausgefallen ist oder ob der, der 20 Minuten früher fährt, auch voll ist“, räumt sie ein, „es war schließlich der erste Versuch, dass er alleine mit dem Bus zur Schule fährt.“

Anderer Ort, gleiches Szenario: Auch in Velbert-Birth bleiben Kinder stehen

Ortswechsel: Etwa zur gleichen Zeit warten auch in Velbert-Birth gleich ein ganzes Dutzend Schülerinnen und Schüler auf ihren Bus. Und auch sie warten vergebens, denn das Fahrzeug ist so voll, dass die Kinder an der Haltestelle stehen bleiben.

Nur: Früher fahren ändere nichts, auch dann sei kein Platz mehr, berichtet eine betroffene Mutter. „Und später fahren geht auch nicht, dann kommen die Kinder zu spät zur Schule.“

Eltern und Großeltern wenden sich an die Stadt

Wenn Schülerinnen und Schüler zur Schule fahren – oder nach Hause – werden Busse naturgemäß voll. Manchmal bleiben dann Kinder an einer Haltestelle stehen. Die Stadt Velbert versucht, dieses Problem einzudämmen.
Wenn Schülerinnen und Schüler zur Schule fahren – oder nach Hause – werden Busse naturgemäß voll. Manchmal bleiben dann Kinder an einer Haltestelle stehen. Die Stadt Velbert versucht, dieses Problem einzudämmen. © FUNKE FotoServices (Archiv) | Kerstin Bögeholz

Sowohl die Oma des Fünftklässlers aus Langenberg als auch die Mutter aus Birth haben sich an die Stadt Velbert gewandt und um Antwort gebeten.

Die hat schnell reagiert, sagt Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach: „Die VGV war direkt am nächsten Tag zur gleichen Zeit an der Haltestelle ,Tutwelm’ und hat sich die Situation angeschaut.“ VGV steht für Verkehrsgesellschaft Velbert und die ist für die OV-Linien im Stadtgebiet zuständig.

„Die Mitarbeitenden haben bei der Kontrolle festgestellt, dass im Bus genug Platz gewesen ist“, berichtet der Stadtsprecher. Zusätzlich habe es ein Gespräch mit dem Busfahrer gegeben. „Leider müssen wir diesen Vorfall bestätigen“, fährt Hans-Joachim Blißenbach fort. „Wir haben uns aber bereits bei dem Jungen und bei seinen Großeltern entschuldigt.“

Stadt ist das Problem in Birth bekannt

Ist der Bus zu voll, müssen Fahrgäste an der Haltestelle stehen bleiben. Denn es gibt klar Vorgaben, wie viele Passagiere im Fahrzeug mitfahren dürfen.
Ist der Bus zu voll, müssen Fahrgäste an der Haltestelle stehen bleiben. Denn es gibt klar Vorgaben, wie viele Passagiere im Fahrzeug mitfahren dürfen. © dpa | Fabian Sommer

Etwas anders sei die Lage im Velberter Stadtteil Birth: „Die Situation dort ist uns bekannt. Das ist ein Problem, das zu Schuljahresbeginn immer mal wieder auftaucht“, erläutert der Stadtsprecher – und präsentiert auch bereits eine Lösung.

„Ab dem 4. September werden wir zu dieser Uhrzeit zusätzliche Busse einsetzen.“ Warum erst ab September? „Weil wir vorher erst noch einige Genehmigungen einholen müssen“, erläutert Hans-Joachim Blißenbach.

Mutter hält Lösungsvorschlag für nicht ganz optimal

Diese Info hat auch die Mutter aus Birth erhalten – doch sie findet die Lösung noch nicht optimal: „Der Bus fährt nur bis zur Kastanienallee. Von dort aus müssten unsere Kinder dann noch bis zur Gesamtschule zu Fuß gehen.“

Eigentlich kein Problem, so weit ist der Fußweg nicht. Aber: „Die Zeit ist dann zu knapp, das schaffen die einfach nicht, bevor der Unterricht los geht.“ Besser wäre also, wenn der Bus entweder früher losfahren oder auch die Gesamtschule anfahren würde.

Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach liefert übrigens noch ein Versprechen nach: „Wir haben intern besprochen, dass sich VGV, Schulen, Schulverwaltung und Technische Betriebe in Zukunft vorzeitig absprechen und koordinieren, um solche Situationen zu verhindern.“

>>>Seltene Vorfälle<<<

Immer mal wieder passiert es, dass Kinder überfüllte Busse nicht nutzen können – in Velbert jedoch scheint sich das Problem in Grenzen zu halten.

Zusätzlich zum regulären Fahrbetrieb sind auf Velberter Stadtgebiet auch Schulbusse unterwegs – unter anderem von Neviges zum Birther Gymnasium oder von Langenberg zur Gesamtschule Neviges.