Langenberg. Nach dem Hochwasser sammelte die ev. Bürgerstiftung Spenden – und bekam das Gefühl: „Wir sind doch eine Stadt“ – über Stadtteilgrenzen hinweg.
Der Dauerregen der letzten Wochen weckt bei einigen unschöne Erinnerungen an den Sommer 2021, als das Hochwasser im Juli die gesamte untere Altstadt, Teile von Bonsfeld und Nierenhof überschwemmte.
Zwei die damals viel Zeit investiert haben um zu helfen, sind Karl-Wilhelm Wilkesmann und Klaus Lübke von der evangelischen Bürgerstiftung. „Ich bin samstags nach dem Hochwasser in der Stadt gewesen und wollte schauen, wie ich helfen kann“, sagt Karl-Wilhelm Wilkesmann.
Provisorische Plakate mit der Bitte um Spenden
Ihm sei schnell klar gewesen, dass für den Wiederaufbau viel Geld benötigt wird, „deswegen habe ich mir im Alten Gemeindehaus Tapetenreste geschnappt, und auf die Rückseite geschrieben, dass die Bürgerstiftung Geldspenden entgegen nimmt“. Aufgehängt habe er die provisorischen Plakate am Gemeindehaus – „wir waren ja auch abgesoffen“ –, bei Susanne Martin, an der Adler-Apotheke und bei Angelo.
„Sonntags bin ich dann erst einmal in den Urlaub gefahren“, erzählt er weiter. „Und hast mich mit der ganzen Arbeit allein gelassen“, fährt Klaus Lübke lachend dazwischen. „Denn praktisch am gleichen Tag kamen schon die ersten Spenden.“
Spendenbereitschaft in ganz Velbert war enorm
Und schon da habe er seinen „ersten emotionalen Moment“ gehabt, fährt Klaus Lübke fort: „Ich musste ja nach Velbert, die Kontoauszüge holen. Unsere Sparkasse stand unter Wasser. Ich konnte fast nicht glauben, was ich da dann zu lesen bekommen habe.“
Auch heute noch ist ihm die Rührung anzumerken, wenn er von damals berichtet: „Da kamen Spenden von Firmen aus dem ganzen Stadtgebiet, also auch aus Mitte und Neviges. Und was für Summen das waren. Da habe ich so richtig das Gefühl gehabt, dass wir doch eine Stadt sind.“
Fast eine halbe Million Euro eingesammelt
Am Ende zählte die Bürgerstiftung rund 1600 Spender, die zusammen gut eine halbe Million Euro überwiesen haben. „Uns war klar, dass wir dieses Geld nur in Langenberg, Bonsfeld und Nierenhof verteilen werden“, sagen die beiden Herren, „und da haben wir uns auch zu 100 Prozent dran gehalten.“
In zwei Tranchen hat die Bürgerstiftung dann ab August 2021 gezahlt, erläutert Karl-Wilhelm Wilkesmann: „Es gab eine schnelle Maßnahme, bei der wir uns an den Richtlinien des Landes NRW orientiert haben.“ Heißt: „Wir haben uns nicht konkret vor Ort umgeschaut, sondern schnell ausgezahlt.“
Ortskenntnis war ein großer Pluspunkt für die Bürgerstiftung
Das sei möglich gewesen, „weil die Bürgerstiftung eben eine Stiftung vor Ort ist“, ergänzt Klaus Lübke. „Wir kennen viele Leute, wir kennen die betroffenen Gebiete. Und im Zweifelsfall hilft dann auch ein Blick auf Google Maps.“
In dieser ersten Auszahlung ging es vor allem darum, dringend benötigte Dinge zu ersetzen, „zum Beispiel Geräte wie Waschmaschinen, die ja meistens im Keller stehen.“ Oder das Eiscafé an der Alten Waage habe dringend eine Kühlmaschine gebraucht.
Transparenz war der Stiftung von Beginn an wichtig
Tranche Nummer zwei, die Hauptfälle, bedurfte dann einer genaueren Prüfung. „Da haben wir uns jeden einzelnen Fall persönlich angeschaut“, berichten Klaus Lübke und Karl-Wilhelm Wilkesmann von der evangelischen Bürgerstiftung – und auch den einen oder anderen Antrag abgelehnt.
Ganz wichtig: „Wir haben uns mit der Stadtverwaltung und dem Baudezernat bei der Vergabe abgestimmt, damit nicht doppelt bezahlt wird.“ Dazu gab es Unterstützung vom Experten: Damit auch alles mit rechten Dingen zugeht, hat Notar Christoph Stiefel die Bürgerstiftung begleitet. „Wir haben von Anfang an auf Transparenz gesetzt und waren sehr, sehr pingelig.“
Inzwischen ist von dem Geld nicht mehr viel übrig, „bis auf einen kleinen Rest haben wir alles ausgezahlt“, berichten Karl-Wilhelm Wilkesmann und Klaus Lübke. Und der Wiederaufbau in den betroffenen Straßen geht auch zwei Jahre nach dem Hochwasser noch weiter.
>>>Gemeindehaus als zentrale Anlaufstelle<<<
Das Alte Vereinshaus der evangelischen Gemeinde am Kreiersiepen war in den Tagen nach der Flut zentrale Anlaufstelle: Hier durften Sachspenden abgegeben werden, hier meldeten sich die freiwilligen Helferinnen und Helfer und bekamen ihre Aufgaben zugewiesen; hier gab es Möglichkeit zur Rast oder auch zu Gesprächen – und Trost.
Besonders hervorheben möchten Karl-Wilhelm Wilkesmann und Klaus Lübke dabei drei Frauen: Susanna Poncet, Anke Stamm und Ursula Klaas-Leimhaus: „Die haben das ganze bürotechnisch verwaltet, jede Spende centgenau erfasst und eine unglaubliche Arbeit geleistet.“