Neviges/Langenberg. Neun Monate alt ist der Kater der Nevigeserin Janina Müller – und fast schon sein ganzes junges Leben lang blind. Dafür liebt er es zu malen.
Bunte Kleckse zieren die weiße Leinwand, manche verwischt, mit eindeutigen Spuren. Sind das Krallen? Ja. Sind es. Denn der Künstler, der dieses Bild „gemalt“ hat, tapst auf vier Pfoten durch die Wohnung der Nevigeserin Janina Müller.
„Angel“ heißt der neun Monate alte Kater – und er ist blind, beinahe von Geburt an. „,Angel’ stammt aus einem Tierheim in Bulgarien“, erzählt seine Besitzerin, „und als er gefunden wurde, hatte er eine Herpes-Infektion an den Augen.“ Die war leider nicht mehr zu behandeln, die Augen mussten entfernt werden.
Neugierig auf Farbe
Doch der Kater hat sich an die Situation gewöhnt, orientiert sich in der Wohnung mindestens genau so gut, wie seine drei sehenden, vierbeinigen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner. „Wir versuchen immer, unsere Tiere sehr gut zu beschäftigen“, sagt Janina Müller.
Beim Basteln fiel ihr dann auf, dass „Angel“ sehr neugierig auf die Farbe reagierte. „Wir haben ihn gelockt, immer wieder, er ist angekommen, ist darauf herum getapst. So sind die ersten Bilder entstanden.“ Mittlerweile funktioniere das richtig gut, die genaue Technik „verrate ich aber nicht“, sagt sie lachend.
Spenden für Flutopfer
Aber was tun mit den ganzen Bildern? „Verkaufen“, sagt Janina Müller. Und zwar für den guten Zweck. Bislang war das meist das Tierheim in Bulgarien, aus dem „Angel“ stammt. Denn das kann jeden Cent gut gebrauchen.
Aktuell geht das Geld jedoch eher nach Langenberg. Janina Müller gehört zu den vielen Freiwilligen, die nach dem Juli-Hochwasser mit angepackt haben: Keller ausräumen, Müll wegschaffen, Betroffene trösten. „Und weil wir ,Angel’ auch schon mal Bilder mit Matsch gestalten lassen, passt das ja ganz gut zu der Situation.“
Bilder verzieren
Manche Bilder gestalten Janina Müller und ihre Mutter noch ein bisschen, befestigen auf der Rückseite der Leinwand zum Beispiel eine Lichterkette. Doch das Geld, das die beiden durch den Verkauf der Bilder bekommen, geht komplett an die Betroffenen.
„Wir haben keine Abzüge für Verwaltung oder so“, sagt Janina Müller. Und auch für das Material will sie nichts behalten. „So teuer ist das ja nicht“, sagt sie. Außerdem würde jeder aus der Familie immer mal wieder Kleinigkeiten mitbringen. Leinwand zum Beispiel. Oder Farbe.
Eigenes Instagram-Profil
Wer ein Bild von „Angel“ haben möchte, sollte im Internet unterwegs sein, sich in sozialen Medien bewegen. Denn der Kater von Janina Müller hat jeweils eine eigene Seite im Netzwerk Facebook und bei Instagram.
Zu finden ist er unter dem Namen „art.workbyangel“, die Bilder kosten zwischen sechs und 18 Euro – je nach Größe. „Wer sich zuerst meldet, bekommt das Bild“, sagt Janina Müller. Einige seien schon weg, „es könnten gerne mehr werden.“
Drei Bilder sind unverkäuflich
Nur drei Stück sind unverkäuflich: „Die ersten beiden, die er gemalt hat natürlich“, sagt „Angels“ Besitzerin. „Und das, das er für sein Herrchen gemacht hat.“ Der ist nämlich Fan von Borussia Mönchengladbach. Also ist die Leinwand mit schwarz, grün und weiß gestaltet – eben den Farben des Clubs vom Niederrhein.
Und was halten die anderen Katzen und Kater von „Angels“ Aktivitäten? Janina Müller lacht herzhaft. „Die beobachten ihn zwar, halten aber Abstand.“ So als wollten sie sagen: „Lass den Bekloppten mal machen.“
Malende Tiere
Tiere, die künstlerisch aktiv sind, gibt es jede Menge. Darüber berichtet hat unter anderem das Magazin National Geographic.Berühmt ist etwa das südafrikanische Schwein Pigcasso, das, so zitiert das Magazin sinngemäß seine Retter, alles außer den Pinseln gefressen habe. Also trainierten die Besitzer mit ihm – mit Erfolg.Und im Zoo der US-amerikanischen Stadt Baltimore lebt Stubby, das malende Nashorn. Die Pfleger kippen Farbe auf eine Leinwand, Stubby verwischt sie mit seinem Horn.