Langenberg. Die Bürgerstiftung Langenberg unterstützt schnell und unbürokratisch die Flutopfer. Treuhänder Klaus Lübke macht dabei eine erfreuliche Erfahrung

„Ich habe das erste Mal so richtig gefühlt, dass wir eine Stadt sind.“ Klaus Lübke bekommt immer noch Gänsehaut, wenn er erzählt – davon, wer nach dem verheerenden Hochwasser vom 14. und 15. Juli alles Hilfe angeboten hat. Physisch und finanziell.

„Die Velberter halten zusammen, wenn es drauf ankommt“, sagt der Mann, der als Treuhänder die Verantwortung für das Spendenkonto der Bürgerstiftung Langenberg trägt. „Es ist unglaublich, wie viele Firmen, Einrichtungen und Einzelpersonen aus dem gesamten Stadtgebiet gespendet haben.

„Stadt ist zusammengewachsen“

Klaus Lübke, hier links im Bild, ist der Treuhänder der Bürgerstiftung Langenberg. Hier bedankt er sich beim Essener CDU-Mann Thomas Hertel, der T-Shirts zugunsten die Flutopfer verkauft.
Klaus Lübke, hier links im Bild, ist der Treuhänder der Bürgerstiftung Langenberg. Hier bedankt er sich beim Essener CDU-Mann Thomas Hertel, der T-Shirts zugunsten die Flutopfer verkauft. © Unbekannt | Thomas Hertel

Er sei ehrlich beeindruckt, schwärmt er, „die Stadt ist durch das Unglück zusammengewachsen.“ Und auch jetzt, fünf Wochen nach der Überflutung, reißt die Spendenbereitschaft nicht ab. Mehr als 400.000 Euro sind inzwischen auf das Konto eingegangen.

„Ich kann versichern“, betont Klaus Lübke, „dass das Geld eins zu eins bei den Betroffenen ankommt.“ Die Verwaltung der Stiftung laufe ehrenamtlich, „wir haben keine Verwaltungsgebühren“. Mittlerweile hat die Stiftung auch schon mehr als 200.000 Euro ausgezahlt, berichtet Klaus Lübke.

Betroffene sind bekannt

„Wir können das auch ganz unbürokratisch machen“, sagt er. „Wir kennen ja vier von fünf Antragstellern persönlich.“ Das sei der Vorteil einer lokalen Stiftung. „Die brauchen uns bloß Straße und Hausnummer nennen, dann wissen wir ja, wie schlimm die betroffen sind.“

Metallica spendet für Flutopfer

Die Flutkatastrophe in Deutschland hat weltweit für Aufsehen gesorgt – so sehr, dass selbst eine der bekanntesten Bands der Welt, Metallica, sich in die Menge der Spender einreiht.Die Musiker haben zum 30. Geburtstag des so genannten „Schwarzen Albums“ die Songs neu aufgenommen. Alle Einnahmen aus dem Verkauf der Single „Enter Sandman“ gehen über die bandeigene Stiftung „All within my hands“ an die Opfer des Hochwassers in Deutschland.

Manch Betroffener sei regelrecht überrascht gewesen, wie schnell die Stiftung die Soforthilfe habe auszahlen können: „Was? Schon heute? – haben mich immer wieder Leute gefragt“, erzählt Lübke, der auch im Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Langenberg sitzt. „Manche wollten das Geld auch erst nicht haben, haben darauf verwiesen, dass ,andere das bestimmt dringender’ brauchen“, sagt er. „Das hat mich berührt.“

Hilfe unabhängig vom Alter

Oder auch der Einsatz der Menschen aller Altersklassen. „Zwei Mädchen, Nila und Jana, beide neun Jahre alt, haben spontan beschlossen, dass sie helfen wollen“, erzählt er eine dieser Geschichten. „Die haben dann mit ihrer Mutter gemeinsam Muffins gebacken, sind durchs Dorf gelaufen und haben die verkauft.“ Knapp 100 Euro seien so zusammen gekommen.

Spenden gab es aus allen möglichen Richtungen – etwa von der SuS Niederbonsfeld, die spontan ein Benefizturnier ausgerichtet hat.
Spenden gab es aus allen möglichen Richtungen – etwa von der SuS Niederbonsfeld, die spontan ein Benefizturnier ausgerichtet hat. © Unbekannt | SuS Niederbonsfeld

„Das Tolle ist: Jeder macht das, was er kann. Wir schätzen das alles, egal ob es eine Firma ist, die eine große Summe spendet, oder die Privatperson, die etwas überweist.“ Und Klaus Lübke betont noch einmal: „Ja, das Geld kommt da an, wo es gebraucht wird.“ Auch wenn die Soforthilfe natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei.

Sachspenden ohne Ende

Genauso überwältigt ist Klaus Lübke aber auch von der Bereitschaft, Sachspenden abzugeben. „Wir mussten das stoppen“, sagt er, „wir wussten gar nicht mehr, wohin mit den ganzen Sachen.“ Besonders hebt er dabei das Engagement von Küsterin Anke Stamm hervor.

„Was die mit ihrem Team geleistet hat, ist einfach Wahnsinn“, lobt er. Denn: Im Alten Vereinshaus am Kreiersiepen stand ja auch der Keller unter Wasser. „Unten ist aufgeräumt worden, oben haben die Spenden angenommen, verteilt, Hilfe koordiniert, Kaffee gekocht, Betroffenen zugehört.“

Freiwillige packen an

„Was da alles ankam“, ist Klaus Lübke noch heute erstaunt. „Die Firma Normfest hat Besen und Reinigungsmaterial gebracht, Trinkgut einen ganzen Transporter voll mit Mineralwasser“, nennt er nur zwei Beispiele. „Ich kann das gar nicht alles aufzählen.“

Aufräumen nach dem Hochwasser: Die Anwohner haben Hilfe von vielen Freiwilligen bekommen.
Aufräumen nach dem Hochwasser: Die Anwohner haben Hilfe von vielen Freiwilligen bekommen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Dank zollt er auch den vielen Freiwilligen, die angepackt haben: „Da kamen junge Leute aus ganz Velbert, die haben gefragt: ,Wo kann ich helfen?’ Einfach so. Das war überwältigend.“ Oder auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Stadtwerken und Technischen Betrieben Velbert.

Thema ist noch nicht abgehakt

„Sie werden in Langenberg niemanden finden, der die nicht lobt“, sagt er. „Deren Einsatz war unglaublich. Jeden Tag. Und die kannten auch gar kein Wochenende.“

Doch auch Klaus Lübke weiß: Vorbei ist das Thema Hochwasser noch lange nicht. Zwar sind die Straßen wieder frei, die Bäche fließen auf normalem Niveau. Aber jetzt folgt der langwierige Teil der Arbeit: Sanieren, renovieren, neu einrichten.