Velbert. Flutopfer, die die Anforderungen erfüllen, bekommen auf die NRW-Soforthilfe 1000 Euro von der Stadt Velbert drauf. Geschädigt sind auch andere.

Für von der Unwetter-Katastrophe Betroffene wurde das zunächst mit 200 Millionen Euro ausgestattete „Soforthilfepaket NRW“ geschnürt, es gibt diverse Spenden-Aktionen, es stehen zinslose Kredite zur Bewältigung der Hochwasser-Schäden bereit – und nun legt die Stadt Velbert noch einmal bis zu 200.000 Euro drauf. Den entsprechenden Vorschlag von Dirk Lukrafka befürworteten die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses jetzt einstimmig. Man wolle schnell handeln und möglichst innerhalb von zwei Tagen die Überweisungen tätigen, kündigte der Bürgermeister in der Sondersitzung anlässlich der Überflutungen in Langenberg und Neviges an.

Es wird automatisch aufgestockt

Die Stadt will Eigentümern von denkmalgeschützten Häusern mit Rat und Sachverstand zur Seite stehen.
Die Stadt will Eigentümern von denkmalgeschützten Häusern mit Rat und Sachverstand zur Seite stehen. © Sascha Döring

Wichtig: Es gibt 1000 Euro aus dem städtischen Etat je Haushalt bzw. je Gewerbebetrieb bei Schäden in genehmigtem Wohnraum bzw. einem genehmigten Gewerbebetrieb. Betroffene, die bereits NRW-Soforthilfe beantragt haben – nach Auskunft der Verwaltung sind von Freitag bis zur Hauptausschuss-Sondersitzung am Montag bereits 50 Anträge eingegangen – müssen nichts extra unternehmen. Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach: „Ein zusätzlicher Antrag ist nur in den Fällen notwendig, wo aus dem der Stadtverwaltung vorliegenden Antrag nicht ersichtlich wird, dass das Hochwasser Schäden im Wohnraum oder im Gewerbebetrieb verursacht hat.“ Wenn die vorhandenen Anträge – und noch ausstehende – genehmigt seien, hieß es auf WAZ-Nachfrage im Rathaus, dann würden die jeweiligen Hilfen automatisch um die 1000 Euro aufgestockt. Die Verwaltung rechnet mit etwa 150 bis 200 potenziellen Antragstellern.

Stützmauern und Brücken kaputt

„Wir haben im Laufe des 14. die Bereitschaft erhöht und sind doch von den Ereignissen überrollt worden“, berichtete Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Freitag.
„Wir haben im Laufe des 14. die Bereitschaft erhöht und sind doch von den Ereignissen überrollt worden“, berichtete Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Freitag. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Schäden haben allerdings nicht nur Bürger und die Wirtschaft zu beklagen. So erwarten Bürgermeister und Kämmerer Gewerbesteuer-Ausfälle. Den Technischen Betrieben Velbert sind beispielsweise 40 Meter Pflaster „einfach weggespült“ worden, Stützmauern eingestürzt, Wander- und Gehwege teils massiv beschädigt und zwei Brücken zerstört worden. Das berichtete TBV-Vorstand Sven Lindemann eingangs der von sieben Ratsfraktionen beantragten Sondersitzung beim Lagebericht. Den Anfang machten Jürgen Wosimski (Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste) und Jens Berker (in der Vorwoche diensthabender Gesamteinsatzleiter der Feuerwehr).

Noch 100 Gaszähler auszutauschen

Die Stadtwerke Velbert kalkulieren die Akutschäden auf 550.000 Euro, Spät- und Folgeschäden seien noch nicht absehbar, sagte Stefan Freitag. Hinzu kommen die Schäden am Nizzabad. Man habe bisher 175 Hausanschlusskästen ausgetauscht, 18 Verteiler seien noch in Arbeit; die Station Froweinplatz sei wieder intakt, zwei weitere in Reparatur. „Wir müssen noch 100 Gaszähler austauschen.“

Denkmalgeschützte Häuser im Fokus

Die Tönisheider Straße 51 mit der Awo-Kita Morgenland und Proberäumen der Hagling-Chöre wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Die Tönisheider Straße 51 mit der Awo-Kita Morgenland und Proberäumen der Hagling-Chöre wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Im Bereich der kommunalen Immobilien sind, wie Jörg Ostermann aufzählte, u. a. das Jugendzentrum Neviges, die Tönisheider Straße 51, die Turnhalle Kohlenstraße und „pikanterweise“ auch die Feuerwehr-Standorte Langenberg und Neviges vom Hochwasser unterschiedlich schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Gesamtschaden: zwischen 150.000 und 200.000 Euro. Man werde vor allem in Langenberg zusammen mit Lea Fernau (Untere Denkmalbehörde) die Situation mit den dortigen denkmalgeschützten Gebäuden in den Blick nehmen, kündigte der Baudezernent an, damit nicht gleich schon vor ersten Arbeiten Fehler gemacht würden.

Dank und Lob

Die Sitzung war auch die Stunde der Danksagungen. Den stattete zum Auftakt Bürgermeister Lukrafka u. a. Feuerwehr, THW, Stadtwerken und TBV ab, würdigte das private Engagement und die Nachbarschaftshilfe. Es sei innerhalb weniger Tage wirklich Herausragendes geleistet worden. Das Engagement aller Hilfskräfte sei „hervorragend“ und die Einsatzbereitschaft „einfach unglaublich“ gewesen, lobte Barbara Wendt. „Es haben alle angepackt; das ist das, was unsere Stadt auch ausmacht“, sagte die SPD-Ratsfrau. „Ich fand das echt großartig.“ Dem schlossen sich weitere Mitglieder des Gremiums an.

Nie dagewesene Pegelstände

Formulare gibt’s online und zum Abholen

Die Antragsformulare gibt es auf www.velbert.de (Hochwasser in Velbert) zum Download. Außerdem liegen sie in den Servicebüros bzw. Stadtteilbüchereien Langenberg und Neviges aus sowie bei der kath. Kirchengemeinde am Froweinplatz und der ev. Kirchgemeinde, Kreiersiepen 7.

Der Antrag geht per Post an die Stadtverwaltung Velbert, Zentrale Dienste, Stichwort „Soforthilfe“, Thomasstraße 1 in 42551 Velbert und kann auch im Rathaus persönlich abgegeben werden. Das gilt ebenfalls für die Stadtteilbüchereien und beiden Gemeinden. Die unterschriebenen Anträge müssen im Original vorgelegt werden.

Der Bergisch-Rheinische Wasserverband wertet das erlebte „Niederschlagsereignis“ als außergewöhnlich flächendeckend, es sei deutlich seltener als hundertjährlich einzustufen. Die BRW-Pegel hätten Daten aufgezeichnet, sie seien größtenteils entweder infolge Stromausfalls, kompletter Zerstörung oder wegen Überschreitung der Messgrenze im Laufe des Abends des 14. Juli ausgefallen. „Zu diesem Zeitpunkt waren aber an vielen Pegeln die bisherigen Höchststände seit Bestehen der Pegel überschritten.“