Neviges. Beim Mittelaltermarkt in Velbert-Neviges schwitzen Ritter unter schweren Rüstungen. Zum Auftakt gab es viel zu sehen – mehr in der Fotogalerie.

„Man muss schon ein klein bisschen verrückt sein und Lust darauf haben“, meint Marwin Malz, als er bei sommerlichen Temperaturen das Visier vom Kopf zieht und sich den Schweiß von der Stirn wischt. Der 32-Jährige ist in voller Ritterrüstung auf dem Mittelaltermarkt in Velbert-Neviges unterwegs und zieht die Blicke der Besucher auf sich. Das beliebte Spektakel für die ganze Familie startete bei bestem Sommerwetter – und machte nicht nur Ritter Marwin Riesenspaß.

„Wenn nur zwei Kinder von sich und dem Ritter ein Foto machen lassen, hat sich der Auftritt schon gelohnt“, meint der Velberter. „Hätte es das schon in meiner Kindheit gegeben, hätte ich mein Taschengeld nicht für Pokemonkarten ausgegeben, sondern auf ein neues Schwert gespart“, meint der Mittelalter-Fan, der sich nicht nur mit Kindern fotografieren lässt. Tienya Stalp, eine Halbchinesin, posiert ebenfalls mit dem Kämpfer in seiner eisernen Rüstung: „Ich trage ein Gewand aus der Sang-Dynastie“, gibt die Düsseldorferin Auskunft zu ihren asiatischen Wurzeln, die mit ihrem üppigen Haarschmuck ein außerordentlich liebreizende Erscheinung ist.

Eine Erscheinung aus „Herr der Ringe“ kommt nach Velbert

Auch das kleines Ritterfräulein Theresia, links, und der stolze Ritter Vincent haben Riesenspaß beim Mittelaltermarkt.
Auch das kleines Ritterfräulein Theresia, links, und der stolze Ritter Vincent haben Riesenspaß beim Mittelaltermarkt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ganz im Gegensatz zu Fabian Kuscher: Bei seinem Anblick springen kleine Kinder Schutz suchend auf die Arme der Eltern, nur die größeren finden es cool, sich mit dem Ork fotografieren zu lassen. „Ich habe mich frei nach den Figuren aus Tolkiens Roman Herr der Ringe gekleidet. Alles aus Leder, Fell, Knochen und Textilresten selbst gemacht. Ich möchte damit das Fenster in Richtung mittelalterliches Spektakulum erweitern“, begründet der Fantasy-Fan aus dem Osnabrücker Land seinen Besuch.. Gut 20 Minuten braucht er, um so furchterregend und gleichzeitig faszinierend auszusehen. Nebenan auf der Wiese stellen sich herausgeputzte Damen jeden Alters im Kreis auf: „Wir möchten die Vielfalt des orientalischen Tanzes darstellen, wobei alles improvisiert ist“, so Gesche Höhner aus Bochum, bevor sie und ihre Freundinnen mit den Zimbeln in den Händen den Ton angeben und die Hüften rhythmisch kreisen lassen.

Eintauchen ins Mittelalter als Ausgleich zum Büro-Stress

Kreativ: Holzschnitzer Olaf zeigt seine Künste,. Die Besucher hatten reges Interesse für die Stände der Handwerker.
Kreativ: Holzschnitzer Olaf zeigt seine Künste,. Die Besucher hatten reges Interesse für die Stände der Handwerker. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Björn Nölle steht in altertümlichen Gewand daneben und ist zufrieden: „Ich bin nur schmückendes Beiwerk, begleite die Damen seit 20 Jahren bei ihren Auftritten. Es entschleunigt, es ist beruhigend“, so der männliche „Beschützer“, der das Eintauchen und die Welt des Mittelalters als einen schönen Ausgleich zu seiner Arbeit im Büro empfindet. Unmittelbar am Schloss hat eine Zeitreise stattgefunden: Zwischen den Türmen ist ein Lager aus Zelten entstanden. Während Stefanie Becker mit den Kindern Ringewerfen spielt, erklärt ein anderer Besucher bei einer Lagerführung dem „Volk“, wann im Kampf ein Schwert und wann eine Lanze zum Einsatz kommen.

Byzantinisches Naschwerk und berauschender Met

Felix Meulenkamp hat es mit der Mathematik und zeigt, wie damals gerechnet wurde. Schreiben konnten im Mittelalter nur ganz wenige Menschen, Papier war nicht bekannt. „Es wurde Pergament benutzt, das kam von der Ziege oder der Kuh und war extrem wertvoll“, erklärt Fabian-Wolfram von Wolmar und lässt ein Stück der Tierhaut herumgehen. „Geschrieben wurde mit einem Federkiel, wobei die Federn entfernt wurden, weil sie störten. Mit einem sehr scharfen Messer schneidet man die Feder zum Schreiben zurecht.“ Noch bis Sonntag können die Besucher in die pralle Vielfalt es Mittelalters eintauchen. Neben Hausrat, Kleidung, Schmuck und Spiele aus jener Zeit locken kulinarische Köstlichkeiten, vom herzhaften Brot über byzantinisches Naschwerk bis zum berauschendem Met.

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Geöffnet bis Sonntag, 11. Juni

Vier Tage Mittelaltermarkt am Schloss Hardenberg. Öffnungszeiten: Freitag 15 bis 21 Uhr; Samstag von 13 bis 21 Uhr, Sonntag von 11 bis 19 Uhr. Eintritt 8 Euro, Gewandete zahlen einen Euro weniger. Kinder unter Schwertmaß“ haben freien Eintritt. Familienkarte: 20 Euro.