Velbert. Mehrere Kita-Träger in Velbert nehmen bereits mehr Essensgeld von den Eltern, andere planen eine Erhöhung der Verpflegungsbeiträge. Ein Überblick.

Steigende Preise für Lebensmittel, ein höherer Mindestlohn und gestiegene Energiekosten haben unseren Alltag in den unterschiedlichsten Bereichen verteuert. Der Einkauf im Supermarkt endet immer häufiger mit Schnappatmung an der Kasse, auch viele Restaurants haben die Preise auf den Speisekarten bereits nach oben korrigiert. Nun kommt die Preisspirale auch bei den Jüngsten an – bei den Kita-Kindern bzw. im Endeffekt natürlich bei deren Eltern.

Mehrere Kita-Träger in Velbert haben das „Essensgeld“, das Eltern für die Mittagsverpflegung in den Kindertageseinrichtungen zahlen müssen, bereits angehoben, andere planen dies für die nahe Zukunft.

Awo hat für ihre Kitas in Velbert bereits Beiträge für das Mittagessen erhöht

Nein, leicht sei es ihr wirklich nicht gefallen, sagt Daniela Otten, als Fachbereichsleiterin für alle Awo-Kindertagesstätten in Velbert zuständig. Sie habe aber schlicht keine andere Wahl gehabt, als die Eltern über Kostensteigerungen bei der Mittagsverpflegung zu informieren. „Wir sind einfach mit der bisherigen Kalkulation – trotz aller Versuche – nicht mehr ausgekommen. Es ging einfach nicht mehr.“ Knapp zehn Euro seien es nun pro Monat mehr, so Otten. Eltern müssten seit dem 1. Januar somit 75,10 Euro zahlen – unabhängig, ob in der jeweiligen Kita selbst gekocht wird oder ein Caterer das Essen liefert.

Bei der Berechnung habe man die Teuerungsrate der letzten zwölf Monate herangezogen – und die Vorgaben des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz), „an die wir uns natürlich halten“, betont Otten. Bei der Summe, die unter dem Strich herausgekommen sei, habe sie dann auch erst einmal geschluckt, kann die Fachbereichsleiterin verstehen, dass nicht alle Eltern Verständnis aufbringen. „Aber was wäre die Alternative?“, fragt sich Otten. An der Qualität der Lebensmittel sparen? Weniger Gemüse? Billigeres Fleisch, das es ohnehin nur selten in den Awo-Kitas gibt? Keine echten Alternativen für die Awo, die Eltern bei der Beantragung des Bildungs- und Teilhabepaketes unterstützt und auch zu anderen Möglichkeiten – beispielsweise zum Härtefallfonds „Alle Kinder essen mit“ – berät. Otten ermuntert Eltern, solche Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Kolping-Kitas in Velbert: Hier haben die Eltern Einblick in die Kalkulation

An der Qualität soll nicht gespart werden – da sind sich die Kita-Träger aus Velbert einig. Es soll auch weiterhin Gemüse und frische Lebensmittel geben.
An der Qualität soll nicht gespart werden – da sind sich die Kita-Träger aus Velbert einig. Es soll auch weiterhin Gemüse und frische Lebensmittel geben. © FUNKE Foto Services | Stefan Arend
Willi Knust gewährt den Eltern der Kolping-Kita-Kinder in Velbert Einblicke in die Kalkulation.
Willi Knust gewährt den Eltern der Kolping-Kita-Kinder in Velbert Einblicke in die Kalkulation. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Für die Kolping-Kitas in Velbert setzt Geschäftsführer Willi Knust auf Transparenz: Eltern wird die Kalkulation offengelegt und sie können entscheiden, welcher Caterer am Ende den Zuschlag erhält. „Die Einführung dieses Prinzips war sehr aufwendig, aber ich stehe voll dahinter“, so Knust. „Wir fahren gut damit.“ Heißt: Es sind unterschiedliche Caterer für die neun Kitas tätig – „auch mit unterschiedlichen Preisen“, so Knust, der betont, dass auch eine Veränderung beim Catering in der Hand der Eltern liegt.

Dennoch: Auch in den Kolping-Kitas ist das Essen teurer geworden. „Wir haben das Jahr über versucht, es irgendwie hinzubekommen“, so Knust. Im November seien die Preise dann aber von durchschnittlich 52 Euro auf nun 57 Euro im Durchschnitt gestiegen. „Ich weiß um die große Belastung der Eltern“, so Knust – aber der Druck auf die Caterer sei auch groß: So habe man bei einem Caterer festgestellt, dass dieser einfach und ohne Rücksprache die Portionsmengen verkleinert und weniger geliefert habe. „Das wollen wir auch nicht – ebenso wollen wir bei der Ernährung von Kindern auch nicht an der Qualität sparen.“

Stadt Velbert will Kostenstrukturen prüfen und gegebenenfalls anpassen

„Die Mittagsverpflegung wird aktuell auch für die städtischen Kindertageseinrichtungen thematisiert“, teilt Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach auf Anfrage mit. Derzeit würden vier der fünf städtischen Einrichtungen ausschließlich durch einen Caterer versorgt, eine Einrichtung nutze neben der Versorgung durch den Caterer auch die Möglichkeit, frisch zu kochen.

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Bisher wurden die Verpflegungsbeiträge für die städtischen Kindertageseinrichtungen in Velbert nicht angehoben. „Diese bewegen sich derzeit monatlich pro Kind zwischen 46 Euro und 60 Euro“, so Blißenbach. Aufgrund der aktuell feststellbaren Preisanstiege sei jedoch beabsichtigt, die Kostenstrukturen zu prüfen und eventuell den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.

Für die katholischen und evangelischen Kitas in Velbert steht eine Erhöhung an

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Bei den katholischen Kitas gibt es einen einheitlichen Verpflegungsbeitrag – auch wenn in zwei Kitas selbst gekocht wird, in zwei Kitas ein Caterer zum Einsatz kommt und in einer Kita eine Mischform stattfindet. „Wir kommen mit der alten Summe, die zuletzt vor Corona etwas angepasst wurde, nicht mehr hin“, sagt Pfarrer Ulrich Herz. „Alles ist teurer geworden.“ Gespräche mit den Elternräten seien bereits geführt worden. „Kostendeckend wären etwa 80 Euro“, so Herz. Es sei ein Spagat – in Zeiten allgemein hoher Belastungen. Die endgültige Entscheidung, wann und in welcher Höhe die Beiträge erhöht werden, müsse der Kirchenvorstand noch treffen, so Herz.

Der Kirchenkreis Niederberg hat für seine evangelischen Kitas in Velbert die letzten beiden Preiserhöhungen des Hauptcaterers (in zwei der 14 Kitas wird noch selbst gekocht, einige wenige Kitas haben einen anderen Caterer) – laut Fachbereichsleiter Silvo Reimann jeweils zehn Prozent – bisher nicht weitergegeben. Man sei aber nun im Zugzwang und werde zeitnah in den Dialog mit den Elternräten treten.