Langenberg. Im zweiten Lockdown stieg die Köchin aus, also musste Arndt Schiller vom Alt-Langenberg sich umschauen. In einem Blog wurde er fündig.

In der Küche der Gaststätte „Alt Langenberg“ ist seit August klare Kante angesagt, denn dort kocht „Kante“. „Das ist mein Spitzname aus der Schule“, verrät Jörg Schmidt. Aufgewachsen mit der Gastronomie – die Eltern hatten einst das Restaurant am Bismarckturm – erlernte er in „Diergardts Kühler Grund“ in Hattingen den Beruf des Kochs von der Pike auf. Weitere Stationen in Langenberg waren unter anderem das Forsthaus am Sender und das Carpe Diem, wo der Koch seine Ausbildungseignerprüfung erlangte.

Aus verschiedenen Gründen legte Jörg Schmidt den Kochlöffel zu Seite und wurde Sozialversicherungsfachangestellter. „Auch ,Sofa’ genannt“, witzelt „Kante“, der weiterhin „Bock auf geiles Kochen und gediegenes Backen“ hatte und dies in seinem Blog auf Instagram und Facebook mit vielen Interessierten teilte.

Köchin stieg im zweiten Lockdown aus

Jörg Schmidt alias „Kante“ an seinem Arbeitsplatz im Alt-Langenberg. Er bereitet nahezu alles frisch zu und setzt auf regionale Produkte.
Jörg Schmidt alias „Kante“ an seinem Arbeitsplatz im Alt-Langenberg. Er bereitet nahezu alles frisch zu und setzt auf regionale Produkte. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Als unsere Hausfrauenköchin im Laufe des zweiten Lockdowns ausgestiegen ist, mussten wir nach einem neuen Koch Ausschau halten“, sagt Alt-Langenberg-Geschäftsführer Arndt Schiller. „Viele Bewerber konnten nicht das kochen, was wir uns vorstellen“, so der Wirt des urigen Lokals in der Altstadt.

„Der Blog von Herrn Schmidt überzeugte uns, dass er genau das Richtige fürs Alt-Langenberg kocht: Weg von der einfachen Hausmannskost hin zur frischen deutschen Küche á la minute.“ „Naja, einiges hat auch einen internationalen Touch“, korrigiert der Küchenchef und betont seinen Anspruch: „Hier wird auf Convenience verzichtet: Nur Ketchup, Mayo, Senf und teilweise Pommes werden fertig gekauft, 98 Prozent der Speisen sind selbst gemacht, sogar das Paniermehl.“

Regionales Fleisch im Angebot

Arndt Schiller ist Geschäftsführer des Alt-Langenberg.
Arndt Schiller ist Geschäftsführer des Alt-Langenberg. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das wird für die Schnitzel gebraucht: „Hier gibt es keine Fritteusenschnitzel, die werden in Butterschmalz richtig ausgebacken“, versichert „Kante“ und blickt zum Dessert: „Eis mache ich auch selber, eine Packung Langnese Cremissimo kann sich jeder zu Hause selbst aufmachen.“

Jörg Schmidt zeigt nicht nur klare Kante bei der Zubereitung, sondern auch bei Auswahl und Qualität der Produkte. So stammen die Steaks unter anderem vom Simmentaler Rind. Obwohl der Großhandel immer mehr Regionales im Angebot hat, will sich der Koch zunehmend bei den Erzeugern rund um Langenberg umschauen.

Wünsche von Gästen umsetzen

Gerne werden Wünsche der Gäste umgesetzt: „Wir haben zwar kein Jägerschnitzel auf der Karte, aber wenn es gewünscht wird, schneide ich einige Pilze klein und bereite eine Jägersauce frisch zu“, so der Kochprofi, für den es „selbstverständlich ist“, alle Saucen selbst herzustellen.

Seit Juni 2021 ist der Biergarten am Alt-Langenberg größer geworden.
Seit Juni 2021 ist der Biergarten am Alt-Langenberg größer geworden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Auch zuhause koche ich mir meine Bratensauce selber“, versichert der Familienvater von drei Kindern, der alles gerne kocht und schon alles mal probiert hat. „Auch Insekten und Alligator-Fleisch.“ Eine richtige Abneigung hat er vor Saucen und Suppen aus der Tüte.

Karte wechselt monatlich

Zusammen mit „Kante“ möchte Arndt Schiller anspruchsvolles Essen in schöner Atmosphäre bieten und sich vom gastronomischen Einerlei abheben. Das neue Küchenkonzept ist trotz der Coronaeinschränkungen gut angekommen: „Wir haben viele neue Gäste, die frische Küche schätzen“, stellt Inhaberin Charline Vaak fest, die erst einmal die Coronazeit überstehen möchte, um mit weiteren Aktionen wie Partys und Live Konzerte an vergangene Zeiten im Alt-Langenberg anzuknüpfen.

„Wir sehen uns nicht als Restaurant sondern als eine Gaststätte, die vieles unter einen Hut bringt – Restaurant, Kneipe, Café, Bar – eben ein Ort, an dem vieles möglich ist, um einen schönen Abend zu verleben.“

Eintönig wird es dennoch nicht: „Die Karte wechselt mindestens einmal im Monat“, zeigt Jörg Schmidt klare Kante für den guten Geschmack.

Auf Mist gebaut

Das Gebäude des „Alt Langenberg“ ist richtig alt: 1494 wurde das Haus „Tu Mysten“ auf einer Mistkuhle erbaut, woher es seinen Namen trägt.Bei dem Gebäude handelte es sich um die Erweiterung des noch älteren Wohnhauses „In Aebeltgens“. Wie bei viele Häusern in Langenberg ist alles stark verschachtelt.So befindet sich die Küche im angrenzenden Nachbarhaus „Aebeltgens“.