Langenberg. Zum Auftakt des 8. Langenberg Festivals in Velbert-Langenberg bedankt sich das Publikum mit tosendem Applaus für einen außergewöhnlichen Abend.

Standing Ovation für ein klassisches Konzert in Velbert-Langenberg, das auch höchsten Ansprüchen gerecht wurde. Zum Auftakt des Langenberg Festivals in der sehr gut besuchten Vereinigten Gesellschaft begeisterte Nina Reddig einmal mehr mit einem außergewöhnlichen und sehr persönlichen Programm. Bereits zum achten Mal beglückte die virtuose Violinistin ihre Wahlheimat Velbert-Langenberg mit kammermusikalischen Festivaltagen. „Genesis“ lautete der Titel zum Start dieser wunderbaren Reihe, und wieder einmal war das Publikum restlos begeistert. Es war auch die vollkommene Harmonie, das Ineinanderfließen zweier Kunstsparten, die diesen Auftakt zu etwas ganz besonderem machten: Denn vollkommen machten diesen Abend auch der Tänzer Jorge Puerta Armenta und der Pianist Henri Sigfridssohn.

Klangfarbe der Violine in Velbert voll ausgenutzt

Die Vereinigte Gesellschaft in Velbert-Langenberg war sehr gut besucht beim 8. Langenberger Festival
Die Vereinigte Gesellschaft in Velbert-Langenberg war sehr gut besucht beim 8. Langenberger Festival © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Das Konzert begann mit der Komposition von Kaija Saariaho - Nocturne für Solovioline (1994). Vor dem Auftritt von Nina Reddig wurde der Saal in der Vereinigten Gesellschaft verdunkelt, der Tänzer Jorge Puerta Armenta leuchtete mit einer Lampe bei seinem Tanz und erwartete die Violinistin Nina Reddig. Ein kurzes, aber wunderschönes Stück, das die Register und Klangfarben der Geige voll ausnutzt. Es wurde in Erinnerung an den polnischen Komponisten Witold Lutoslawski geschrieben und basiert auf Themen und Ideen, die Saariaho in ihrem Violinkonzert, das sie etwa zur gleichen Zeit schrieb, erforschte. Die Textur wechselt von zart und liedhaft zu sehr harsch und guttural. An einigen Stellen gibt es einen Hauch von „lyrischem“ Schreiben, das auf die italienischen Melodien aus den frühen Werken des Genres zurückgeht.

Eine der längsten Fugen Bachs

Der Sinn für Melodie kommt und geht und gibt die Illusion eines Liedes. Die Dichte einiger Texturen überrascht, man muss sich direkt daran erinnern, dass dies nur ein Saiteninstrument ist und nicht mehrere. Das wurde von Nina Reddig hervorragend dargeboten. Im Anschluß erklang von J.S. Bach - Adagio und Fuge für Violine C-Dur, BWV 1005 (Veni creator spiritus). Die feierlichen Akkorde des Adagios öffnen das Tor zu einer der längsten Fugen, die Bach geschrieben hat und so dieses Wunderwerk an Kontrapunkt und Architektur den vier Saiten einer Violine anvertraute – somit erklingen alle vier Violinsaiten gleichzeitig.

Bach wunderbar interpretiert

Die Fuge ist siebenteilig angelegt: vier Durchführungen des Themas wechseln mit drei langen, virtuosen Zwischenspielen ab. Die erste Fugendurchführung wird am Ende tongetreu wiederholt, als Da Capo, woraus eine monumentale Symmetrie entsteht. Ganz wunderbar auch Johannes Brahms Intermezzo es-Moll Nr. 6 op. 118 für Klavier: Aus der Schwermut des Beginns mit dem in sich kreisenden abgewandelten „Dies-irae“-Motiv wächst der leidenschaftlich-energische Mittelteil heraus und sinkt dann langsam wieder resigniert zurück in Schwermut: Ein expressiver Höhepunkt in der Gattung des lyrischen Klavierstücks, wunderbar dargeboten von dem finnischen Pianisten Henri Sigfridsson, der sich in den letzten Jahren auf vielen Konzertpodien Europas etabliert hat. Seit 2011 ist er zudem Professor für Klavier an der Folkwang Universität der Künste in Essen ist.

Mehr Inhalte aus Velbert

Zum Abschluss erklang das Werk eines der beliebtesten Violinsonaten im Repertoire und eines der meistgespielten weltweit: César Franck - Sonate für Violine und Klavier A-Dur. Das Werk ist melodisch attraktiv und an Kontrasten reich, es wurde exzellent dargeboten von Nina Reddig und Henri Sigfridsson. Ein außergewöhnlicher Abend, der das Publikum restlos begeisterte.

>>> Dreitägiges Festival

„Geheimnisvolle Offenbarungen“ ist das Titel des 8. Langenberg Festivals vom 4. bis 6. November in der Vereinigten Gesellschaft. Ins Leben gerufen und organisiert von der Violinistin Nina Reddig.

Das Publikum durfte bereits am 3. November bei den Proben zuhören, dies ist seit Jahren Tradition und wird gern angenommen.