Velbert. Heizung runter, andere Räume nutzen, in Decken mummeln: Die Gemeinden der beiden großen Kirchen in Velbert haben viele Ideen fürs Überwintern.
Die Temperaturen sinken allmählich doch noch, der Oktober-Sommer ist passé. Die Frage, wie die beiden großen christlichen Kirchen vor Ort mit der raren und teuren Energie umgehen bzw. haushalten und nicht zuletzt auch ihrerseits ein Zeichen setzen, wird zunehmend aktueller. Und für jeden Gottesdienstbesucher fühlbarer. Einer der wärmsten Orte in dieser Hinsicht in Velbert ist aus jetziger Sicht die ev.-reformierte Kirche Neviges; dort will man bis zum Ende des Jahres weiterhin Gottesdienste in der Kirche feiern, die bislang auf 18 Grad gehalten wird. Ab Silvester, so Pfarrer Martin Weidner, erfolge dann aber der Wechsel ins Gemeindehaus.
CO2-Neutralität und Abschied von Gebäuden in Velbert
Mittelfristig stehen die fünf ev. Kirchengemeinden in Velbert allerdings vor ungleich größeren, folgenschwereren und nachhaltigeren Aufgaben. Sie müssen bis 2035 die CO2-Neutralität hinbekommen, sagte Pfarrer Jürgen Buchholz, Superintendent des Kirchenkreises Niederberg, auf WAZ-Anfrage. Zuvor müssten die Gemeinden bzw. deren Presbyterien schon bis 2027 entscheiden und darlegen, was genau sie dafür konkret unternehmen wollten. Die Katholiken haben ähnlich dicke Bretter zu bohren. „Wir haben ohnehin das Thema vor der Brust, wie wir mit den Gebäuden umgehen“, berichtet Christopher Frieling. Es sei absehbar, so der stv. Vorsitzende des Kirchenvorstands der kath. Kirchengemeinde St. Michael und Paulus – im Stadtgebiet der größte Pfarrverband –, weiter, dass sich die Gemeinden im Bereich des Kölner Bistums „von der Hälfte der Gebäude verabschieden müssen“.
Velbert-Mitte: Vom Gotteshaus rüber ins Gemeindezentrum
Bei den Protestanten in Velbert-Mitte ist die Alte Kirche außen vor. Sie ist zurzeit Baustelle und bereitet ganz andere Sorgen. Das Presbyterium habe beschlossen, die Christuskirche nicht mehr zu beheizen und zu nutzen, erzählt Martin Schmerkotte. Der Wechsel ins direkt angrenzende Gemeindezentrum sei schon vollzogen. Die Markuskirche bleibe in Betrieb, fügt der Pastor hinzu, zu Weihnachten wolle man ein, zwei große Gottesdienste darüber hinaus auch in der Christuskirche feiern.
Totalschaden infolge Überflutung
Zehn Grad sind in Langenbergs Alter Kirche angesagt. „Wir wollen Decken anschaffen“, sagt Volker Basse und erzählt, dass die anfängliche Idee, Winterbetrieb im Gemeindehaus einzulegen, sich als nicht mehrheitsfähig erwiesen habe. Der Kirchsaal in Bonsfeld wird nach Auskunft des Pfarrers mit Beginn der Adventszeit nicht mehr genutzt: „Wir wollen uns in Langenberg zentralisieren.“ Die Windrather Kapelle werde weiter bespielt, heißt es, „aber kühler als bisher gewohnt“. „Wir werden 14 Grad schon haben und halten wegen der Orgel“, kündigt Pfarrer Wolfhard Günther für die kleine Kapelle in Tönisheide an.
Gemeinde Dalbecksbaum: Einmummeln und von innen erwärmen
Mit bunten Decken zum Einmummeln wappnet sich die Gemeinde Dalbecksbaum. „Wir bereiten eine Winterkirche mit heißen Getränken vorweg vor“, berichtet Andrea Kupatz, „und halten die Apostelkirche auf zehn Grad, schon wegen des Instruments.“ Man wolle lange in der Kirche bleiben und erst in den benachbarten Gemeinderaum wechseln, „wenn’s wirklich knackekalt ist“, so die Pfarrerin. Die Gottesdienste an Heiligabend und über Weihnachten sollen möglichst in der Apostelkirche gefeiert werden.
Vorgabe des Erzbistums
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Das Erzbistum Köln habe eigentlich vorgegeben, dass überhaupt nicht geheizt werde, gibt Christopher Frieling die Leitlinie wieder. Der Pfarrverband St. Michael und Paulus deckt Velbert-Mitte und -Langenberg ab und hat früher die fünf Pfarrkirchen auf 12 bis 15 Grad hochgeheizt. St. Michael ist außen vor; dort wurde die alte Heizung beim Hochwasser im Sommer 2021 in Langenberg „komplett beschädigt. Da brauchen wir eine neue“.
Schwankungen und Feuchtigkeit schaffen Probleme
Die Temperatur sei allerdings grundsätzlich gar nicht so entscheidend, stellt Frieling klar. „Etwa zwölf Grad und eine gute Winterjacke, das ginge doch eigentlich.“ Richtiggehend problematisch seien vielmehr Schwankungen und Feuchtigkeit, etwa für die Holzbänke und die Orgeln. Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat hätten entschieden, bis zu der Grenze von fünf Grad die Heizungen auszulassen. Falle die Temperatur darunter, sprängen sie als Frostschutz an. Für den Fall eines richtig knackig-kalten Winters gebe es die Überlegung, einzelne Gottesdienste in Pfarrzentren zu verlagern und notfalls auch einzelne zu schließen. „Davon waren aber nicht alle begeistert.“
Auf 19 Grad deckeln
Prinzipiell sei vorgesehen, jeweils auch ein Pfarrzentrum zu beheizen, „aber gedeckelt. Wir peilen die 19-Grad-Marke an“. Überall dort, wo es technisch machbar sei, wolle man die Heizungen in diesen Zentren so voreinstellen, dass sie diesen Wert nicht überschritten.
>>>Landeskirche und Erzbistum
Der Kirchenkreis Niederberg zählt zur Ev. Kirche im Rheinland mit Sitz in Düsseldorf. Diese ist nach der Hannoverschen Landeskirche die zweitgrößte protestantische Landeskirche in Deutschland mit mehr als 2,3 Millionen Gemeindegliedern.
Das Erzbistum Köln ist eine römisch-katholische Diözese. Es ist eines der ältesten und mit rund 1,9 Millionen Katholiken das mitgliederstärkste Bistum im deutschsprachigen Raum.