Langenberg. Im Seminar an der Langenberger Klippe 2 ging es um Trauererfahrungen bei Demenzkranken und deren Angehörigen.
„Trauer entsteht nicht erst, wenn jemand stirbt.“ Mit dieser Aussage leitete Verena Penschinski in das Seminar „Begleitung und Betreuung von Menschen mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen" ein. Thema an diesem Tag: „Abschieds- und Trauererfahrungen in der Begleitung von Personen mit Pflegebedarf". Trauer könne sehr unterschiedliche Ursachen haben.
Zu Beginn stand in der Klippe 2 die Frage „Wo begegnet uns Trauer im Rahmen der Demenz?“ Dabei sammelten die Teilnehmer mögliche Ursachen für Trauer: Verlust von sozialen und gewachsenen Beziehungen, auch von begleitenden Dingen wie beispielsweise dem Führerschein und vor allem von Fähigkeiten zum Ausüben gewohnter Tätigkeiten.
Schrittweiser Abschied von einer Person
Doch in der Begleitung eines dementen Menschen und vor allem, wenn man mit diesem Menschen zusammen lebt, ist hauptsächlich der schrittweise Abschied von der Person, die sich immer mehr verändert, die Hauptursache für die Trauer – ach für die Trauer um das gemeinsame Leben mit dem Partner, das nicht mehr möglich ist oder sein wird.
Plötzlich fühlt man sich allein gelassen, im Alltag, in der Pflege. Das Leben verändert sich, Freunde ziehen sich zurück. Gerade dass Trauer tabuisiert werde, wirke viral, lasse die Menschen krank werden.
Trauer nicht wegreden, sondern zulassen
„Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines Menschen, eines Tieres oder einer Sache, zu wenn eine sinnerfüllte, bedeutungsvolle Beziehung bestand“: Verena Penschinski holte mit der Definition wieder ins Bewusstsein, was so gerne verdrängt werde.
„Wenn es für alles Ersatz gibt, kappen wir die Beziehungsfähigkeit. Die Lücke muss gespürt werden können“, so die Seminarleiterin. „,Das passiert mir nie wieder’ ist eine fatale Aussage, wenn ich danach alles meide, was weh tun könnte. Trauer ist die heilsame Antwort eines lebendigen Herzens auf Abschiede.“ Dann empfiehlt sie dringend, die Trauer nicht wegzureden, wenn man trösten will. Auch solle man nichts verharmlosen, wie man es gerne bei Kinder täte.
Kontrollverlust und aufkeimende Verzweiflung
Stammtisch in der Klippe 2
Jeden dritten Donnerstag im Monat bietet die Diakonie mit der ev. Gemeinde Langenberg den „Gesprächskreis für pflegende Angehörige“ an. Beginn ist um 17 Uhr im Begegnungszentrum Klippe 2, das Ende ist offen.
Statt allgemeine Floskeln zu nutzen, rät Verena Penschinksi zu Empfehlungen aus dem Buch „Das Herz wird nicht dement“ (Beltz-Verlag). Das Buch handelt davon, wie wichtig weiterhin Gefühle sind und wie wichtig es ist, emphatisch zu bleiben.
Die Trauer bei den an Demenz Erkrankten sei oft durch Unsicherheit und Hilflosigkeit begleitet, auch die Angst vor Kontrollverlust stehe im Raum und die aufkeimende Verzweiflung, sich nicht richtig ausdrücken zu können. Überhaupt gebe es viele Ängste bei den Erkrankten: vor Unselbstständigkeit, fehlenden Kontakten, Verlust des Gedächtnisses, Identifikationsverlust, Selbstwertgefühl und Selbstsicherheit schwinden, Vereinsamung und Alleinsein setzten ein. Helfen könne man den Dementen, wenn man ihnen helfe, in der Gegenwart zu bleiben, ihnen Vertrauen vermittelt, sich in ihre Gefühle und Situation einfühlt.
Manchmal braucht der Angehörige mehr Betreuung als der Erkrankte
Für die Begleiter ginge es in der Trauer um die Person, die man verliere: körperlich, als Freund, als Helfer, Beschützer, Begleiter, um das geplante Leben, um die Geselligkeit. „Deshalb braucht man für den Dementen und den Angehörigen jeweils einen Begleiter, manchmal braucht man für den Angehörigen sogar mehr Begleitung als für den Dementen.“
Letztlich bliebe bei der Trauer nur eines zu tun, sagt Verena Penschinski: „Trauer wird nur durch trauern gut. Trauer ist der Trauernden einziger Trost.“