Sprockhövel. Bald gibt’s keine Drogerie mehr in Haßlinghausen. Küppers Drogerie in Sprockhövel schließt. Wann zu ist und welche Gründe die Schließung hat:

Angetreten ist er 2015, um in Haßlinghausen eine Marktlücke zu schließen. Jetzt sind die Tage der Drogerie von Heiko Küppers gezählt. Bald ist Schluss an der Mittelstraße 1. Mit den Gründen hält der Geschäftsmann nicht hinterm Berg.

Ab Ende August bleiben die Pforten der Drogerie geschlossen. „Es lohnt sich wirtschaftlich absolut nicht mehr. Das Geschäft wurde von Anfang an nicht angenommen“, sagt Küppers. „In den Jahren habe ich einen „riesigen Geldbetrag dort versenkt, weil ich ja alles selbst anschaffen musste. Ich habe ja leere Räume übernommen.“

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Das frühere Geschäft „Kaiser’s“ stand damals leer, eine Drogerie gab es auf der Mittelstraße nicht. Eine Marktanalyse, die er durchgeführt hatte, sah vielversprechend aus. Also wagte er den Schritt und eröffnete vor acht Jahren im Franchise-System das Geschäft „Ihr Platz“. In der Regel, sagt der erfahrene Unternehmer, brauche man fünf bis sieben Jahre, um sich am Markt zu etablieren. Die Zeit gab er sich auch, zumal er schon seit vielen Jahren ein anderes berufliches Standbein als Selbstständiger hat: Er handelt mit Autoteilen.

Ein Schild vor der Tür verkündet das Aus für den Drogerie-Markt in Haßlinghausen. Der Stadtteil hat damit ab September keine Drogerie mehr.
Ein Schild vor der Tür verkündet das Aus für den Drogerie-Markt in Haßlinghausen. Der Stadtteil hat damit ab September keine Drogerie mehr. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Dann kam Corona und die Geschäfte im Drogeriebereich liefen besser als je zuvor. „Wir durften ja geöffnet halten“, sagt er. Die Verkaufszahlen gingen super nach oben – aber dann. „Nach Corona habe ich, wie auch so viele andere, mit starken Umsatzrückgängen zu kämpfen. Da war die Zeit des Namens „Ihr Platz“ längst vorbei, er hatte sich der Dronova-Kette angeschlossen und sich bessere Einnahmen versprochen. „Aber abgesehen davon, dass Haßlinghausen ein schwieriges Pflaster ist, hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Die Menschen haben sich in den Corona-Jahren daran gewöhnt, im Internet einzukaufen. Auch die Älteren.“

Einrichtung wird verkauft

Die teuren Anschaffungen, die er 2015 alle selbst finanziert hat, um die Drogerie zu eröffnen, wird Heiko Küppers jetzt verkaufen. Denn die Ladeneinrichtung soll eine gute Weiterverwendung finden. Es sind unter anderem Metall- und Wandregale, Gondeln für Ware, Hochglanz-Thekenbauten aus Holz, Zigarettenschränke und Kassen.

Wer Interesse an Einrichtungsgegenständen hat, die bis Ende August noch in der Drogerie auf der Mittelstraße in Haßlinghausen stehen, kann sich an Heiko Küppers wenden, 0170 3250147.

Hinzu komme die zurzeit extrem schwierige Lage, dass die Inflation den Kunden ohnehin nicht so viel Geld in der Tasche lässt. Außerdem könne man mit einem kleinen Geschäft neben den großen kaum noch bestehen. „Wenn die Discounter zum Angebotspreis Ware anbieten, kann man da einfach nicht mithalten, keine Chance“, sagt Heiko Küppers. „Und dann heißt es von den Kunden auch noch, man sei teuer, was aber nicht stimmt.“

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Ein weiterer Schlag ins Kontor ist die enorme Preissteigerung für den Inhaber alleine bei den Frachtkosten seiner Waren. „Ich habe immer eine zweiwöchige Bestellung für das Geschäft aufgegeben. Abgesehen davon, dass sie in diesem Jahr diverse Produkte gar nicht bekommen konnten, wie Sonnenschutz, habe ich vor Corona 240 Euro für Frachtkosten aus Hamburg bezahlt, mittlerweile sind es 480 Euro. Geben Sie das mal an die Kunden weiter, wenn das durchschnittliche Produkt 99 Cent kostet. Das geht absolut nicht.“ Und auch die Kosten durch die Anhebung des Mindestlohns merkt Küppers.

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Und es gibt noch ein weiteres Problem, das er nicht einkalkuliert hatte. „Es wird geklaut, dass die Schwarte kracht.“ Von ganz jung bis ganz alt, die Diebe greifen immer wieder zu. Es seien vor allem hochwertige Produkte wie Parfüms, die die aus der Packung herausgenommen werden und in den Taschen der Kunden verschwinden. „Sie können ja nicht noch Personal beschäftigen, dass neben jedem Regal steht“, sagt er. So werden also drei Vollzeitbeschäftigte und drei Aushilfen Ende August ihre Arbeit verlieren.

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„Den Mietvertrag gekündigt habe ich selbst. Durch ein Sonderkündigungsrecht komme ich Ende September aus dem Vertrag heraus.“ Normalerweise wäre der Mietvertrag noch bis 2025 gelaufen. Das bestätigt auch der Neffe des Geschäftsinhabers, Georg Zimmermann.

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Oliver Tollnick, Wirtschaftsförderer der Stadt, findet es ausgesprochen schade, dass Haßlinghausen jetzt keinen Drogeriemarkt mehr hat. „Da ist das Sortiment ja doch immer breiter und spezieller als bei Discountern“, sagt er. „Wir würden es begrüßen, wenn sich hier wieder ein solcher Markt ansiedeln würde.“ Für Heiko Küppers ist nach den harten Jahren klar: „Ich werde nie mehr ein Geschäft aufmachen, das mit Handel zu tun hat.“