Oberhausen. Zwei Wartehäuschen sollen den Treffpunkt „Kleiner Markt“ ersetzen. Die Betroffenen sind zufrieden, die Kaufleute wollen in vier Wochen Bilanz ziehen.

Die beiden Wartehäuschen sieht man vom Eugen-zur-Nieden-Ring aus, genau vor der Einfahrt zum Parkhaus von Kaufland in Sterkrade stehen sie auf einem neu gepflasterten Platz: Sitzbänke unter den jeweils bis zu vier Meter breiten Dächern sollen künftig jenen Menschen als Treffpunkt dienen, die bisher am nahe gelegenen Kleinen Markt durch ihren öffentlichen Alkoholkonsum und Ruhestörungen bei Anwohnern und Geschäftsleuten für Verdruss gesorgt hatten.

„Das hier ist schon eine gute Sache“, sagt eine Frau aus dieser Gruppe, die sich Martina nennt. Sie steht vor den beiden Wartehäuschen und raucht, schaut auf die vorbeifahrenden Autos. „Besser, wir können uns hier in Ruhe treffen, als dass man uns ständig von dahinten vertreibt.“

Vertreiben, genau das wolle man eben nicht, sagt Bezirksbürgermeister Dieter Janßen (SPD) einen Tag zuvor bei der offiziellen Übergabe der Wartehäuschen. „Diese Menschen stehen ja nicht freiwillig in der Sterkrader Innenstadt, hinter jedem von ihnen steht ein Schicksal. Sie sollen einen ungestörten Treffpunkt haben, damit ist allen Seiten gedient.“

Aus Siegen hat Janßen die Wartehäuschen nach Oberhausen bringen lassen, kostenfrei hatten die dortigen Verkehrsbetriebe sie abgegeben. Im Betriebshof der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) wurden sie dann neu lackiert, die Scheiben mit einer speziellen Sicherheitsfolie versehen, damit die Gläser bei Beschädigung nicht sofort zerbersten. Auf einem rund 20 Quadratmeter großen Platz vor dem Parkhaus verlegte die WBO gebrauchte Pflastersteine, schweißte die Häuschen an und setzte darunter Bänke, die einmal auf dem Saporishja-Platz in Alt-Oberhausen gestanden haben.

Trinkraum wäre teurer gewesen

Rund eineinhalb Wochen hat das gedauert, mit etwa 8000 Euro gibt Andreas Croonenbroeck von der WBO die Kosten an. Zum Vergleich: Der betreute Trinkraum in Dortmund wird mit einer sechsstelligen Summe aus öffentlichen Geldern finanziert.

Die neuen Häuschen seien eine Investition, die sich rechne, sagt Robbie Schlagböhmer, Vorsitzender der Sterkrader Interessengemeinschaft Stig. „Mit dieser Lösung ist den Gewerbetreibenden am Kleinen Markt geholfen, derzeitige Leerstände können wieder belebt werden und das ist auch gut für die Stadtkasse.“

Deutlich entlastet würde nun auch der öffentliche Ordnungsdienst: „Meine Mitarbeiter kontrollieren bisher regelmäßig und mehrmals am Tag die Situation am Kleinen Markt. Die Lage war für keinen zufriedenstellend.“ Auch deshalb sei die enge Zusammenarbeit mit dem Eigentümer des Grundstücks zu würdigen, auf dem nun die Wartehäuschen stehen, sagt Bezirksbürgermeister Dieter Janßen: Die Fläche gehört genauso wie die Kaufland-Immobilie und das Parkhaus der Hirsch-Gruppe.

Man sei fair mit den Menschen am Kleinen Markt umgegangen, schließt der Stig-Vorsitzende Schlagböhmer die öffentliche Runde ab. „Nun erwarten wir, dass sie genauso fair sind.“ In vier Wochen wollen die Kaufleute eine erste Bilanz ziehen.

Abfallkörbe fehlen noch

Die neuen Wartehäuschen als Treffpunkt nutzen wollen die Männer und Frauen durchaus, die dort an diesem Donnerstagmittag sitzen. Sauberhalten wollen sie ihn, „das machen wir sonst aber auch“, sagt Rainer, der auf die eine kleine Schachtel unter seinem Sitz zeigt, in der er kleine leere Schnapsflaschen unter einer Plastikfolie sammelt. Papierkörbe fehlen noch. „Ich bring gleich mal eine Abfalltüte mit“, sagt eine aus der Gruppe.

Dass ihr neuer Treffpunkt allerdings so offen einzusehen ist, stört sie. „Vielleicht können wir da eine Plane anbringen, damit die Leute uns nicht sofort sehen. Die zeigen gleich mit dem Finger, hier, da sind die Alkis“, sagt Martina. Einer der Männer, die sich regulär am Bahnhof treffen und heute nur aus Neugierde ans Kaufland-Parkhaus gekommen sind, schüttelt mit dem Kopf. „Die Leute gucken überall, ob du am Markt oder am Bahnhof sitzt. Hier ist es trocken, man ist ungestört, das ist doch gut so.“