Oberhausen. . Laut einem Gutachten, das der Jagdverband anführt, haben sich die städtischen Populationen von Sperling und Star halbiert. Verwilderte Hauskatzen seien die Übeltäter, so die Jäger, die das Recht auf einen Abschuss der Vierbeiner behalten wollen. Der Nabu in Oberhausen hält das hingegen für Quatsch.

Der Deutsche Jagdverband macht in diesen Tagen auf verwilderte Katzen aufmerksam, die zunehmend zum Problem für die heimische Tierwelt werden. Der Verband führt ein Gutachten der Wiener Universität für Biodiversitätsforschung an, laut dem sich in den vergangenen Jahren die städtischen Populationen von Star und Haussperling halbiert haben. Als Ursache dafür machen die Jäger die Katze als Übeltäter aus, da die Zahl der Stubentiger im gleichen Zeitraum stark angestiegen ist.

Landwirtschaft zerstört Lebensraum

Für Quatsch hält der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Oberhausen diese Schlussfolgerung. „Es gibt viele Gründe dafür, aber Katzen sind sicherlich nicht ausschlaggebend“, sagt der hiesige Vorsitzende Klaus Humpe. So sei es beispielsweise beim Star der Fall, dass ihm in Städten mittlerweile die Nistplätze fehlen. Wie Humpe erklärt, ist diese Vogelart ein „Höhenbrüter“. In Städten ließ er sich vorzugsweise unter den Dächern von Häusern nieder. Aber durch Wärmeisolierung und Vogelschutzvorrichtungen verschwinden diese Nistplätze.

Ein Ausgleich dafür sind spezielle Starenkästen, in denen die Vögel ihren Nachwuchs aufziehen können – so wie am Haus Ripshorst in Osterfeld. „Und dort gibt es sogar eine Katze, die frei herumläuft“, betont Humpe. Sie fängt zwar ab und an einen Vogel, aber der Population dort schadet das Raubtier nicht, wie der Nabu-Vorsitzende sagt.

Außerhalb des Stadtkerns sieht er ebenso wenig eine Gefahr für den Vogelbestand durch verwilderte Katzen. Dort sei es vielmehr die „intensive Landwirtschaft“, die den Lebensraum zerstöre. „Die Feldlerche und der Kiebitz machen uns hier große Sorgen in Oberhausen“, sagt Humpe.

Haustiere weiter schießen

Aus seiner Sicht geht es den Jägern nur um „die Lust am Schießen“. Verwilderte Hauskatzen zum Sündenbock zu machen, sei eine Strategie, damit sie das Recht nicht verlieren, auf wildernde Haustiere zu schießen. Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) will nach der Sommerpause nämlich einen Gesetzentwurf für eine Jagdrechtsnovelle vorlegen.

Gisela Matten, Vorsitzende der Kreisjägerschaft Oberhausen, wehrt sich gegen solche Vorwürfe. „Wir schießen nicht einfach auf Haustiere, sondern bei Hunden sprechen wir erstmal mit dem Besitzer oder schalten das Ordnungsamt ein“, sagt sie. Auch schießen Oberhausener Jäger nie auf Katzen, die sich in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern befinden. Ihr ist auch kein Fall in der Stadt bekannt, wo ein Jäger ein Haustier geschossen hat. Allerdings hält sie es für unverzichtbar, dass Jäger verwilderte Katzen erlegen dürfen: „Wir beobachten vom Hochstand immer wieder, wie sie Singvögel wegschnappen.“