Oberhausen. . Bürger, die nachts auf dem Centro-Gelände Schüsse hörten, machten sich Gedanken. Jetzt ist klar, das Centro-Gelände ist als Jagdrevier verpachtet. Besucher des Geländes sind in Sorge um die Gans Johny.

Am Mittwoch berichteten wir über die Gans Johny mit dem Kippflügel. Am selben Tag rief WAZ-Leserin Yasmin Menai äußerst aufgeregt in der Redaktion an und erklärte: „Die Gans heißt nicht Johny, sie heißt Felix und ich füttere sie seit Mai vergangenen Jahres.“ Wie sich dann herausstellte, kannte die Leserin aber auch das Paar, das ihren Felix Johny getauft hatte.

Aber wie auch immer die Gans nun heißen mag, sie ist seit Freitag verschwunden, sagt Yasmin Menai. Und das macht ihr umso mehr Sorge, als andere Tierfreunde erzählten, sie hätten auf dem Centro-Gelände nachts Schüsse gehört. In der Tat gibt es für das Gelände einen Revierpächter, der dort jagt.

Das Ordnungsamt wurde informiert

„Der Revierpächter ist zurzeit nicht zu sprechen“, hieß es bei der Kreisjägerschaft Oberhausen. Erst in der kommenden Woche sei der Pächter wieder erreichbar, sagte die Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Gisela Matten. Markus Remark vom Centro-Management brachte in Erfahrung, dass auf dem Gelände Anfang Juli eine Jagd stattgefunden habe. Wie es denn möglich sei, auf diesem Areal zu schießen? „Geschossen wird im Sea Life Adventure Park“, sagt Remark. Da könnten ja nachts und in den frühen Morgenstunden keine Leute rein. Ansonsten würde der Sicherheitsdienst des Centros sicherstellen, dass nichts passiert.

Remark stellte klar, dass das Centro mit der Hege des Geländes nichts zu tun habe. Er wisse aber, dass die Gans mit den verkrüppelten Flügeln weggeholt worden sei. Weil sich immer wieder Leute wegen des Tieres ans Centro-Management gewandt hatten, hatte dieses das Ordnungsamt der Stadt über Johny/Felix informiert.

Vom Jagdpächter eingefangen

Was ist aus der Gans Johny geworden? Das Tier, das mit einem Gendefekt auf die Welt kam und nicht fliegen konnte, hatte bis Freitag noch putzmunter mit seinen gefiederten Kollegen seine Runden auf den Gewässern des Centros gezogen. Gut versorgt mit speziellem Gänsefutter von menschlichen Freunden.

Aber weil sowohl das Centro-Management als auch die Stadt ständig Anrufe von besorgten Bürgen bekamen, denen die Kippflügel des Tieres, die ein wenig wie Stümpfe aussehen, aufgefallen waren, wandte sich die Stadtverwaltung an den Revierpächter. „Was genau mit dem Tier ist, wissen wir nicht“, sagte Stadtsprecher Martin Berger. Es sei aber auf jeden Fall vom Jagdpächter mit einem Netz eingefangen worden.

Vorwürfe gegen Tierschutzverein

Yasmin Menai, die die Gans regelmäßig fütterte und sie seit Freitag vermisst, hat also tatsächlich vergeblich nach dem Tier gerufen. „Er kam immer sofort angelaufen“, sagt sie ganz verzweifelt. „Ich bin keine Fanatikern, aber wenn ich ein verletztes Tier sehe, helfe ich“, erklärt sie. Auch Menai erhebt den Vorwurf, dass der Tierschutzverein nichts unternommen habe.

Petra Barth, Vorsitzende des Tierschutzvereins, weist diese Vorwürfe entschieden zurück. „Ich war zig mal am Centro, aber das Gelände ist groß, finden Sie da mal auf Anhieb eine bestimmte Gans.“ Die Leute hätten oft angerufen, seien aber nie bereit gewesen, auch mal auf die Tierschützer zu warten, um den Aufenthaltsort des Tieres zu zeigen.