Oberhausen. Gisela Matten, Vorsitzende der Kreisjägerschaft, nimmt Stellung zur umstrittenen Centro-Jagd. Geschossen würde unter hohen Sicherheitsauflagen und nur auf Aufforderung des Managements

Gisela Matten, Vorsitzende der Kreisjägerschaft, nimmt Stellung zur umstrittenen Centro-Jagd. Geschossen würde unter hohen Sicherheitsauflagen und nur auf Aufforderung des Managements

Frau Matten, wieso jagen Sie zahme Gänse und Enten im Centro-Park?

Gisela Matten: Zuerst einmal: Enten und Gänse sind Wildtiere. Wir haben keine Enten, sondern Gänse geschossen. Und das auch nur, weil das Centro als Eigentümer den Jagdpächter dazu aufgefordert hat. Am Centro gab es viele Klagen, weil es dort zu viele Gänse gibt. Diese Tiere sorgen für erhebliche Schäden. Sie verkoten die Wege und die Gewässer. Im Kot sind Bakterien. Wenn man den berührt, kann das schädlich sein. Wir hatten also keine andere Möglichkeit als reduzierend einzugreifen.

Tierschützer sehen das anders. Wieso richten Sie keine Futterstellen weit ab vom Centro ein?

Matten: Je mehr man wilde Tiere füttert, umso eher gehen sie auf Menschen zu. Gänse sind Wildtiere, die können auch durchaus mal einem Kind in den Finger beißen. Auch Eier zu entnehmen, ist keine Lösung. Die Brutstätten finden Sie kaum.

Experten sagen, die Population der Gänse würde sich festigen.

Matten: Nein, ohne unser Eingreifen würde die Population wachsen.

Wie stellen Sie sicher, dass keine Gäste am Centro verletzt werden?

Matten: Es gibt nicht die Centro-Jagd. Wir haben dort erstmals in diesem Jahr Gänse geschossen und zwar während der gesetzlichen Jagdzeiten. Es gab hohe Sicherheitsauflagen. Wir haben Ende Juli morgens um 4.30 Uhr gejagt, Centro-Sicherheitspersonal hat Eingänge und Ausgänge gesperrt, zusätzlich haben wir Gefahrenbereiche abgesichert. Wir haben auch nicht auf der Promenade oder auf dem Wasser gejagt, sondern in den Nebenanlagen. Unsere Jagdhunde sind speziell abgerichtet, das geschossene Wild zu holen. Da liegt nichts herum, da waren keine Blutspuren. Wir sind ausgebildete Jäger, wir ballern nicht einfach herum. Ich weiß nicht, warum wir so angegriffen werden.

Das Centro ist ein Ausflugziel. Niemand wusste, dass dort gejagt wird.

Matten: Wenn wir unsere Jagden vorab öffentlich machen, haben wir viele Zuschauer und Jagdstörer.

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Viele unterstützen die Jagd nicht. Sie finden die Centro-Gänse sogar ganz nett.

Matten: Die Bevölkerung im Allgemeinen toleriert die Jagd und sieht in ihr eine Notwendigkeit, da natürliche Feinde fehlen. Wir schießen auch nicht alle Tiere weg. Wir haben am Centro 60 Gänse gezählt und das waren nicht alle. Zehn wurden geschossen. Wir haben eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe als Jäger.

Löst die Jagd das Problem der vielen Gänse?

Matten: Die Population ist reduziert und die Vögel ziehen zumindest erst einmal woanders hin. Wir jagen nun auch nicht nur. Nehmen Sie die Gans mit dem Kippflügel. Wir haben sie gefangen, nicht der Tierschutzverein.

Was ist mit der Gans passiert?

Matten: Kranke Tiere müssen wir zum Teil töten, da sie aus Angst vor ansteckenden Krankheiten selten von Tiergehegen aufgenommen werden. Uns hat kürzlich ein Mann angerufen, der ein krankes Kaninchen am Lipperfeld gefunden hat. Wir haben uns darum gekümmert, überhaupt kümmern wir uns um viele ausgebüxte oder verunglückte Tiere, beraten, wenn jemand ein Maderproblem hat. Das machen wir ehrenamtlich. Aber wenn wir weiter so angegriffen werden, geben wir künftig nur die Telefonnummer des Tierschutzvereins weiter, sollen die sich kümmern. Wir werden als blutrünstige Jäger dargestellt, wir sind auch Naturschützer.

Wie das? Letztlich töten Sie Tiere.

Matten: Das ist richtig, aber Tiere zu töten, das gehört auch zum Naturschutz. Im Wald nagt das Wild Bäume an, Tauben verkoten auf den Feldern Getreide. Wenn wir nicht mehr jagen, verbreiten sich Kaninchen mit ihren Krankheiten, mit dem Fuchs kommt der Fuchsbandwurm, Gewässer können durch den vielen Kot umkippen. Wäre ich eine Bäuerin, die ein Huhn schlachtet, würde mich keiner angreifen.