Oberhausen. Sechs junge Kaninchen, die von ihrer Mutter verstoßen wurden, werden nun mit der Flasche aufgezogen. Zwei der Tiere befinden sich in der Obhut der Vorsitzenden des Tierschutzvereines, Petra Barth.
Das kleine schwarze Wesen wiegt gerade einmal 34 Gramm. So wirklich eine Handvoll ist es nicht, wie man sehr gut erkennt, als Petra Barth den hilflosen Zwerg aufnimmt. Dafür ist der Schwarze aber zupackend. Sein Miniatur-Mäulchen, in dem bereits winzige weiße Zähnchen blitzen, umfasst fest den Sauger eines Fläschchens. Essenszeit für das kleine Kaninchen.
Die Vorsitzende des Tierschutzvereines ist gerade Ersatzmama für zwei wenige Tage alte Mini-Langohren. Das kleine schwarze Geschöpf hatte noch sieben Geschwister, von denen zwei gestorben sind. Vier Geschwisterchen werden in einer Tierarztpraxis versorgt. Um zwei kümmert sich Petra Barth. „Bei allen acht auf einmal wäre man aus dem Füttern gar nicht mehr herausgekommen“, erklärt sie. Immerhin brauchten der kleine Schwarze und sein braunes Geschwisterchen an den ersten beiden Tagen alle eineinhalb Stunden das Fläschchen. „Jetzt reichen alle drei Stunden, kann ich so langsam auf vier Stunden gehen“, sagt die Tierschützerin.
Bauchmassage als sanfte Verdauungshilfe
Nun ist der kleine Braune dran. Er nuckelt ganz aufgeregt an dem Sauger. Dass so ein winziges Tier so laut schmatzen kann. Das Häschen wiegt mit 43 Gramm schon viel mehr als sein Geschwisterchen. Es schafft pro Mahlzeit auch schon mal so drei Gramm Milch zu nuckeln. Normal sind zwei Gramm. Petra Barth wischt dem Zwerg das verschmierte Gesichtchen ab. „Katzenmilch ist so klebrig“, sagt sie. Ja, die Winzlinge wachsen mit der Hilfe einer Mischung aus Katzenaufzuchtmilch, die mit Fenchel-Kümmel-Tee und einem Mittel gegen Blähungen angerührt wird. „Einmal am Tag mache ich das“, sagt die Vereinsvorsitzende. Natürlich wird die Milch vorm Füttern fein angewärmt. Und nach dem großen, na ja, wohl eher kleinen Fressen müssen die Babybäuche massiert werden. Eine sanfte Verdauungshilfe. Dann wird den Kaninchenbabys noch das Hinterteil abgewischt, bevor sie wieder in ihr Nest kommen: einen Kunststofftransportkorb mit wärmendem Körnerkissen und Handtuch darüber, so dass die Zwerge konstant eine Temperatur von 25 Grad haben.
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Auf die Welt kamen die Kleinen völlig nackt 25 bzw. 33 Gramm leicht. „Am dritten Tag fing das mit dem Fell an, von da an sahen sie abends schon immer wieder anders aus als am Morgen“, beschreibt Petra Barth die rasante Entwicklung. Sie schätzt, dass die Tiere in drei bis vier Tagen ihre Augen öffnen. Bis dahin üben sie sich im Krabbeln. Das schwarze Kerlchen kann rückwärts krabbeln und rollen. Sein „großes“ Geschwisterchen schafft es sogar bereits, vorwärts zu laufen. Zunehmen müssen sie pro Tag mindestens ein Gramm.
Entstanden ist der ganze Kindersegen aus einer nicht geplanten Liaison zwischen einem Widder-Kaninchen (Mama) und einem Zwergkaninchen (Papa). Eigentlich war der Papa ja kastriert. Aber die Natur geht manchmal seltsame Wege. Und die Kaninchenmutter, so ein Exemplar mit Schlappohren, wollte von ihren Kindern nichts wissen. Sie darf, Kaninchen werden ja stubenrein, in der Wohnung herumlaufen. Mit ihren Kindern wollte sie nicht einmal in einem Raum sein. Dabei kann sie ihren Nachwuchs kaum verleugnen. Das kleine braune Kaninchen hat bei all seiner Winzigkeit schon jetzt so große Öhrchen, wenn das mal nicht ausgewachsene Schlappohren werden.