Durchatmen bei den Helfern nach Sturmeinsatz in Oberhausen
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Oberhausen. Die Oberhausener Feuerwehr musste mehr als 430 Einsätze in der ersten Woche nach dem Unwetter an Pfingstmontag abarbeiten. Anschließend wurden die Motorsägen an das stark betroffene Mülheim verliehen. Die Hilfskräfte der Feuerwehr und auch Ehrenamtler blicken nun zurück und loben die Mitbürger.
Arbeitsreiche, anstrengende Tage, die im Gedächtnis bleiben, liegen hinter der Oberhausener Berufsfeuerwehr. Die enormen Verwüstungen, die der Pfingstmontagssturm „Ela“ über die Stadt gebracht hat, galt es für die Mannen um Wolfgang Tingler anzugehen. „Teilweise bis zu 36 Stunden waren die Helfer im Einsatz“, erzählt der Feuerwehrchef im Gespräch. Eine Bilanz.
300 Meldungen in einer Stunde
„Um 21.30 Uhr am Pfingstmontag ging der erste Notruf ein“, so Tingler. Rund 300 weitere Meldungen sollten allein in der darauf folgenden Stunde folgen. „Wir arbeiten mit Daten des Deutschen Wetterdienstes, dort war schon im Laufe des Pfingstmontag absehbar, dass da eine Unwetterfront auf die Stadt zukommt“, so Tingler. Je näher der Sturm kam, desto genauer konnte die Feuerwehr planen. „Denn zusätzlich greifen wir auch auf Informationen der Bezirksregierung in Düsseldorf zurück. So bereiteten wir schon einmal die Fahrzeuge vor.“
Ein Detail am Rande: „Pünktlich zu Pfingsten hatten unsere Brandschutzanwärter ihren Motorsägenlehrgang abgeschlossen“, berichtet Tingler. Das sollte sich ab halb zehn am Abend zum Vorteil entwickeln: Notrufe im Sekundentakt gingen ein, meist wegen umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste. „So konnten die Jungs und Mädels ihr Training direkt in der Praxis anwenden.“
Auch Hauptbrandmeister Andreas Knizik und Brandinspekteur Oliver Najda wurden zum Dienst gerufen – beide waren jedoch selbst erst einmal vom Unwetter betroffen. „Bei uns im Keller stand das Wasser bis zu den Knöcheln. Bis die Alarmierung durchging, hatten wir das Gröbste jedoch beseitigt“, berichtet Knizik. „Der Verbindungsmann zum THW wohnt in Mülheim. Um zur Feuerwache zu kommen, musste er insgesamt 40 Kilometer fahren, da viele Wege blockiert waren“, ergänzt Tingler.
Unwetterschäden in Oberhausen
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431 Einsätze in der ersten Woche
Jedoch: „Es hätte noch deutlich schlimmer kommen können“, schildert Tingler seinen Eindruck des Sturms. „Mülheim, Düsseldorf oder Bochum hat es extrem hart erwischt.“ Doch auch wenn das Unwetter nur rund 30 Minuten lang über Teile Oberhausens zog, die Schäden sind bis heute sichtbar. „Besonders Alt-Oberhausen, Alstaden, Borbeck und Osterfeld lagen auf dem Weg des Sturms. 431 Einsätze sind wir in der ersten Woche nach dem Sturm gefahren“, so Tingler. „Wir“, das sind neben Kräften der Berufsfeuerwehr auch Ehrenamtler der Freiwilligen Feuerwehren Königshardt und Sterkrade sowie vom Technischen Hilfswerk. „Die Leistung, welche diese Leute erbracht haben, kann man nicht genug loben.“ In der Sturmnacht selbst waren zur Schadensbekämpfung 65 Kräfte der Berufsfeuerwehr, 55 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und 40 Kräfte des THW eingesetzt.
„Eine Drehleiter war immer unterwegs, auch die Kettensägen wurden enorm beansprucht“, so Knizik. Nachdem sich die Situation in Oberhausen einigermaßen beruhigt hatte, gingen die Sägen nach Mülheim. Bis in die vergangene Woche waren die Geräte dort im Dauereinsatz.
Schäden im Kaisergarten
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Viel Zuspruch aus der Bevölkerung
Im Unterschied zu anderen Städten, wo Helfer teilweise beschimpft wurden, spricht Wolfgang Tingler den Oberhausenern ein großes Lob aus. „Offensichtlicht können unsere Mitbürger gut mit solchen Unwettern umgehen. Die meisten Menschen haben besonnen reagiert und die Rettungsarbeiten nicht behindert.“
Einige boten sogar ihre Mithilfe an. „Es gab da einen jungen Mann, der sich bei uns telefonisch in der Zentrale gemeldet hat. Er erzählte, dass er eine eigene Kettensäge hat und über die nötige Qualifikation verfügt, Bäume zu sägen“ So ein Angebot konnte Tingler nicht abschlagen. „Wir haben das Angebot dankend angenommen, er sollte nur darauf achten, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.“
Auch Andreas Knizik und Oliver Najda sind voll des Lobes für die Oberhausener. „Es geht einem natürlich runter wie Öl, wenn man nach mehr als 30 Stunden im Einsatz ein freundliches Wort zu hören bekommt und aus Dankbarkeit ein Kaffee gereicht wird“, so Knizik. Najda bestätigt diesen Eindruck. „In den gesamten Einsatztagen ist es mir nicht untergekommen, dass jemand unsere Arbeit gestört oder sich darüber beschwert hat.“
Feuerwehrchef Tingler konnte die besondere Oberhausener Dankbarkeit am eigenen Leib spüren. „Ein Dame in ihren 50ern ist mir um den Hals gefallen, weil wir ihr Auto von einem riesigen Ast befreit haben.“
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