Oberhausen. Bei tollem Kaiserwetter lockte das traditionelle SPD-Sommerfest im Oberhausener Kaisergarten Tausende Familien an – die günstigen Preise von Speis’ und Trank sowie die tollen Aufführungen von Tänzern und Sportlern begeisterten die Massen. Eine Woche vor der Wahl ging es natürlich auch um Politik.
Das halbe Ruhrgebiet scheint sich an diesem herrlichen Kaiserwetter-Sonntag im Oberhausener Kaisergarten zu versammeln. „Mein lieber Scholli, was ist denn hier los!“, ruft ein junger Mann aus, der fürsorglich seine gebrechliche Mutter im Rollstuhl durch die Massen schiebt.
Über den Tag hinweg mögen es mehr als 20.000 Leute sein, die nach SPD-Zählung das zum 35. Mal von der Partei organisierte Sommerfest durchströmen – sie erleben eine eigentümliche wie beeindruckende siebenstündige Mischung aus viel Show und (zumindest auf der öffentlichen Bühne) wenig Politik.
Doch irgendwie ist eine Woche vor den Kommunalwahlen alles politisch: Die Preise (Bratwurst 1,50 Euro, Kaffee 1 Euro, Fingernägel lackieren 50 Cent) sind volksnah, die Musik zwischen Club („Scream and Shout“) und Discofox-Schlager (Mark Merz live) massentauglich sowie die Shows vor dem riesigen SPD-Oberhausen-Plakat mit Cheerleaders, Tanzgarden und den Budo-Karatesportlern für alle begeisternd.
Zu komplizierte Verhältnisse im Rat?
Wenn sich eine solche Stimmung und Anziehungskraft auf den Urnengang am nächsten Sonntag übertragen lassen würde, hätte die SPD bei der Ratswahl nichts zu befürchten. Auf der Wiese sieht der eine oder andere jedoch schon die Gefahr, dass der Stadtrat nach der Wahl so kompliziert zusammengesetzt ist, dass man sich Thema für Thema Mehrheiten zusammenklauben muss – ein langwieriger Prozess, der zu Stillständen führt?
Kommunalwahlen 2014Damit das gar nicht erst passiert, werben die 29 SPD-Direktkandidaten der Oberhausener Wahlkreise mit ihrem Gast Jens Geier, für die Stadt zuständiger Europaabgeordneter, bei einem Kurzauftritt für das Kreuz an der richtigen Stelle. „Wir haben Saft und Kraft“, jubelt der locker durchs Programm führende Moderator und Ratsherr Manfred Flore doppeldeutig, als der kurzzeitig ausgefallene Strom fließt.
Stadt durch widrige Verhältnisse geführt
„Wir stehen für ein sachbezogenes Programm, haben die besseren Inhalte als die politischen Mitbewerber“, ruft Spitzenkandidat Wolfgang Große Brömer aus. Er erinnert daran, wie die SPD die Stadt durch widrigste Verhältnisse, den Verlust von über 40.000 Industriearbeitsplätzen, geführt habe. „Ich bin zuversichtlich, dass wir genügend Stimmen erhalten werden, die es uns erlauben, die Geschicke der Stadt weiter gestalten zu können.“
Geier nutzte die Chance, den Einfluss des Europaparlaments hervorzuheben. „Sie entscheiden am 25. Mai auch über die Zusammensetzung der 96 Abgeordneten für Deutschland. Und wir Sozialdemokraten sagen Nein, wenn die USA Chlorhühnchen und Klonfleisch liefern wollen“, verspricht er. Ein griffiges Beispiel, das den Moloch Brüssel nicht mehr ganz so bürokratisch-fern wirken lässt. Ob’s hilft?