Oberhausen. . Die typisch schwarz-weiße Sicht von miteinander konkurrierenden Parteien im Wahlkampf trifft naturgemäß nicht die Realität der Lebensverhältnisse der Bürger. Die Wirklichkeit ist oft grau statt schwarz-weiß. Doch der furiose Endspurt der Sozialdemokraten stimmt viele Normalbürger eher skeptisch.
Wahlkampf ist die Zeit der Schwarz-Weiß-Malerei, weil die Parteien zu Recht versuchen, ihr Profil für den wählenden Bürger so stark zu schärfen, dass er für den Urnengang eine klare Entscheidung treffen kann.
Natürlich bilden dabei die Verlautbarungen beider Pole in Oberhausen – hier die SPD, da die CDU – die Realität nicht ab. Weder trifft der Blick durch die rosarote Brille des einen (SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer: „Oberhausen so attraktiv wie nie“) noch der Blick durch die schwarze Brille des anderen (CDU-Fraktionschef Daniel Schranz: „Stillstand“).
Die Wahrheit ist, wie so oft, grau statt schwarz-weiß. SPD und Grüne haben in Oberhausen viel Gutes bewirkt (Centro-Erweiterung, Bero-Investitionen, Bilfinger-Zentrale, Radwegenetz, ein vielfältiges Kulturangebot, den Ausbau Oberhausens zur Touristen-Hauptstadt des Ruhrgebiets etc.), aber auch durch eine gewisse nachlässige Haltung viel verbaselt und unnötig viele Bürger gegen sich aufgebracht (Sanierungs-Rechnungen, Müllgebühren, Dreck in der Stadt, fehlende Ansiedlung neuer Mittelständler, zu geringe Bürgerbeteiligung, etc.).
Was möglich gewesen wäre, zeigt die SPD in den vergangenen Monaten mit ihrem plötzlich erwachten Aktionsgeist. Gerade der Unterschied zwischen der langen Phase der ruhigen Hand und der bis zur Wahl recht kurzen Phase der eifrigen Arbeit an der Zukunft Oberhausens stimmt jedoch den Normalbürger skeptisch und misstrauisch.
Nicht von ungefähr kommt bei vielen Bürgern, die ihre Heimat Oberhausen sehr lieben, das Gefühl auf, dass Oberhausen mit dauerhaft mehr Sportsgeist aller öffentlich Bediensteten und Führungskräfte besser dastehen könnte, als die Stadt tatsächlich derzeit dasteht. Wenn sich dieses Gefühl tatsächlich am 25. Mai zu einem Denkzettel für die Oberhausener SPD verwandeln sollte, dann sollte die Partei sich nicht damit aufhalten, Sündenböcke zu suchen: Einen solchen Denkzettel hat sie sich selbst eingebrockt.
Bei Rot-Grün haben sich bereits tiefe Zweifel eingenistet, ob der Endspurt, den SPD-Wunsch-Oberbürgermeister-Kandidat Hartmut Schmidt mit Bravour eingeleitet hat und anführt, ausreicht. Geht dieser SPD-Wahlkampf schief, der vornehmlich auch ein Schmidt-Wahlkampf ist, kann man sich kaum vorstellen, dass Schmidt noch Oberbürgermeister werden will oder kann. Aber man ist hier nie vor Überraschungen gefeit: In Oberhausen ticken die Uhren manchmal anders.