Oberhausen. 14 neue Stolpersteine verlegten der Kölner Künstler Gunter Demnig und die Paten in Oberhausen. DieOsterfelder Mädchengruppe der Auferstehungs-Kirchengemeinde steht in Kontakt mit dem ehemaligen Flüchtling Bernhard Kainer, für den sie eine der Erinnerungstafeln in Osterfeld einbrachten.
Um Mitternacht hatten sie noch telefoniert: Bernhard Kainer, 86 Jahre alt, 1938 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland, aus Osterfeld geflohen, weil er als Jude verfolgt wurde. Und Michaela Leyendecker, Sozialarbeiterin der Evangelischen Auferstehungskirchengemeinde in Osterfeld.
Eigentlich wollte der 86-Jährige morgens um 4 Uhr in Florida aufstehen, um per Skype, dem Internet-Bildtelefon, die Stolperstein-Verlegung für seine Familie mitzuerleben. Die Technik stand mit Webcam und Laptop bereit, aber die Verbindung kam am gestrigen Donnerstagvormittag um zehn Uhr nicht zustande. Vielleicht hatte der 86-Jährige nur verschlafen, spekulierte Michaela Leyendecker.
Jedoch einen Wunsch haben sie und die Mädchengruppe der Gemeinde, die Pate für die Stolpersteine der Familie Kainer an der Bottroper Straße 159 sind, Bernhard Kainer noch erfüllt. In dem mitternächtlichen Telefonat bat er darum, an den neu verlegten Messingplatten, die an seine Mutter Gertrud erinnern, Nelken abzulegen. Die Lieblingsblumen besorgten die Mädchen noch schnell.
Zeremonie mit einer Weltkarte
Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der die Aktion 1997 ins Leben gerufen hat, verlegte am Donnerstag Stolpersteine, Erinnerungstäfelchen, für 14 weitere Opfer der Nationalsozialisten in Oberhausen. Mit der Zeremonie für die Familie Kainer ging es los, diese gestalteten Hannah, Laura, Sarah, Joline, Ailica, Laura sowie Michaela Leyendecker und Cornelia Schade: Auf einer großen Weltkarte zeichneten sie die Stationen der Flucht der in alle Himmelsrichtungen verstreuten Familie nach. Holland, Spanien, Kolumbien, USA, Palästina.
„Lieber Bernhard, wir durften dich kennen lernen, wenn auch nur per Internet“, sagte Michaela Leyendecker, „auch wenn Du jetzt nicht zugeschaltet bist, wir filmen alles und senden Dir Film und Fotos nach Florida.“
Stolperstein an der Katharinenstraße 61
An Albert Eggert erinnert seit gestern ein Stolperstein an der Katharinenstraße 61. Er war Mitglied der Widerstandsgruppe Edelweißpiraten. Friedrich und Else Kamleiter ist der Stein an der Flügelstraße 35 gewidmet. Er war politischer Leiter der KPD, 1943 wurde das Paar verhaftet.
An der Nohlstraße 230 weist ein Stein auf Karl Dohms hin, der als KPD-Mitglied ins Konzentrationslager Neuengamme kam. Johanna Lück wurde als Jüdin verhaftet (Alsenstraße 11). An die jüdische Familie Mayer erinnert der Stein an der Inselstraße 27. Karl Huschke war Mitglied der SPD und im Widerstand (Braunschweigstraße 41). Gerhard Schumacher wurde als Zeuge Jehovas verhaftet (Wasserstraße 28).