Sie führten das Geschäft an der Ecke oder setzten sich in einer Partei aktiv gegen das Naziregime zur Wehr: 150 Stolpersteine gibt es bereits im Stadtgebiet. Seit 2008 werden die 10 mal 10 cm großen Gedenksteine für verfolgte Oberhausener verlegt. Am 27. Februar kommen Steine für 14 weitere Opfer dazu.
Einer davon erinnert an der Bottroper Straße 159 an die Familie Kainer. Gertrud Kainer (geb. Lewinski, Jg. 1883) war mit dem Oberhausener Geschäftsmann Salomon Kainer verheiratet. Nach dem Tod des Mannes führte sie das Geschäft „Oster & Co.“ weiter. Die drei Kinder Irma (Jg. 1911), Herta (Jg. 1914) und Bernhard (Jg. 1927) besuchten in Oberhausen die Schule. Aufgrund ihrer jüdischen Religion wurde die älteste Tochter nicht zum Studium zugelassen, die jüngeren Kinder wurden der Schule verwiesen. Die Familie floh, teils nach Kolumbien, teils nach Palästina – und überlebte.
Gedenken an ehemaligen Edelweißpiraten und KPD-Mitglieder
An Albert Eggert erinnert künftig ein Stolperstein an der Katharinenstraße 61. Eggert (Jg. 1918) war Mitglied der Edelweißpiraten. Er wurde mehrfach verhaftet und im Sommer 1941 in ein Erziehungslager eingewiesen. Nach seiner Entlassung im September 1941 verliert sich seine Spur.
Friedrich und Else Kamleiter ist der Stein an der Flügelstraße 35 gewidmet. Fritz Kamleiter (Jg. 1899) war zu Beginn der 1930er Jahre politischer Leiter der Oberhausener KPD. Auch seine Frau Else war im Widerstand. 1943 wurde das Ehepaar verhaftet.
Friedrich Kamleiter wurde am 13. April 1945 in der Wenzelbergschlucht bei Solingen-Ohligs erschossen. Else Kamleiter wurde 1945 von alliierten Truppen in der Strafanstalt Remscheid befreit. Sie kehrte nach Oberhausen zurück.
Karl Dohms (Jg. 1904) war ebenfalls Mitglied der KPD. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten betätigte auch er sich im Widerstand. Er wurde ins Konzentrationslager Neuengamme gebracht. Mehr ist über sein Schicksal nicht bekannt. An ihn erinnert der Stein an der Nohlstraße 230.
Nichtangabe des Zusatznamens „Sara“
Alsenstraße 11: Hier liegt der Stolperstein für Johanna Lück (Jg. 1900), geb. Mayer. Die Jüdin nahm 1929 für ihre Heirat den katholischen Glauben an. 1943 wurde sie wegen der Nichtangabe des Zwangszusatznamens „Sara“ verhaftet. Sie überlebte und starb am 4. März 1978 in Oberhausen.
Louis Mayer (Jg. 1885) und Gertrud Mayer (Jg. 1895), geb. Bauer, führten mit Ernst Klestadt das Kaufhaus „Mayer & Klestadt“ in Sterkrade. Als Juden wurde die Familie seit 1933 verfolgt. In der Pogromnacht 1938 wurde das Kaufhaus verwüstet. Tochter Edith musste das Lyzeum in Sterkrade verlassen. Sie floh in die USA. Die Eltern wurden 1942 ins Ghetto Izbica deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. An ihre Geschichte erinnert der Stein an der Inselstraße 27.
NS-Dokumentationszentrum Oberhausen
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Vorerst letzter Stein kommt an die Wasserstraße
Karl Huschke (Jg. 1878) war Mitglied der SPD und Parteisekretär des Bezirks Duisburg-Wesel. Er war im Widerstand tätig, wurde 1933 für mehrere Wochen im Polizeigefängnis Duisburg inhaftiert. Er starb am 2. Dezember 1953 in Oberhausen (Stein an der Braunschweigstraße 41).
Der vorerst letzte Gedenkstein wird an der Wasserstraße 28 für Gerhard Schumacher verlegt. Schumacher (Jg. 1865) war Mitglied der Zeugen Jehovas. Die Nationalsozialisten hatten diese Zugehörigkeit unter Strafe gestellt. 1936 wurde Schumacher verhaftet. Er wurde 1937 entlassen, starb am 27. Oktober 1943 in Oberhausen.
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