Oberhausen. . Anfang September fiel auf, dass vier Erinnerungssteine verschwunden sind. Polizei hat keine Hinweise auf Täter. Neuverlegung am 7. November
Eigentlich sollten die vier goldglänzenden Täfelchen auf der Friedenstraße vor der Hausnummer 47 an die jüdische Familie Stehberg erinnern. Die Familie hatte hier in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Bäckerei betrieben. Vater Stehberg war Präsident der jüdischen Gemeinde gewesen. Die Bäckerei wurde 1938 in der Pogromnacht zerstört, die vierköpfige Familie entkam später dem nationalsozialistischen Morden durch ihre Flucht nach Chile.
Anfang September 2013 fiel auf, dass die vier Stolpersteine – mit der bundesweiten Aktion will der Künstler Gunter Demnig die Opfer der deutschen Diktatur vor dem Vergessen bewahren – auf der Friedenstraße verschwunden waren. Ausgebuddelt, „wir haben Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt“, sagt Clemens Heinrichs, Leiter der Oberhausener Gedenkhalle, die hier die Stolperstein-Verlegungen koordiniert, „der Raub ist aber schon länger her“. Mindestens zwei Jahre, so Lars Lindemann, als Sprecher für die ermittelnden Staatsschutz-Beamten aus Essen, „ein Zeuge hatte sich nach der Anzeige und den Berichten gemeldet, so lange seien die Stolpersteine schon weg“. Zeugen zu finden, die einen Täter beobachtet haben, sei nahezu unmöglich.
Zeichen setzen
Einer der Stehberg-Stolpersteine tauchte auf dem Sperrmüll auf, weshalb die Erinnerungslücke auf der Friedenstraße überhaupt ins Auge fiel, berichtet Clemens Heinrichs. Rund 130 solcher Erinnerungspunkte gebe es in Oberhausen, „die können wir nicht alle im Blick haben“, bedauert Heinrichs. Ihm sei nicht bekannt, dass noch an anderer Stelle in Oberhausen Stolpersteine abhanden gekommen sind, „das ist ein Einzelfall, nicht wie in Greifswald, wo in einer konzertierten Aktion alle ausgegraben wurden“, sagt Heinrichs.
NS-Dokumentationszentrum Oberhausen
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„Das ist ein Ding der Unmöglichkeit“, kommentiert der Gedenkhallen-Leiter den Vorgang. Damit mögliche antisemitische oder rechtsextreme Täter keinen Erfolg verbuchen können, „werden wir ein Zeichen setzen und die vier Stolpersteine neu verlegen“. Dies geschieht am Donnerstag, 7. November, anlässlich der Gedenkfeier zur Pogromnacht in Höhe der Friedenstraße 24, wo früher die Synagoge stand. Die Feier beginnt um 18 Uhr, „anschließend gehen wir zur Hausnummer 47 hinüber und verlegen die Steine“. Diese kosten 120 Euro pro Stück und werden aus einem Spendentopf, nicht mit öffentlichen Mitteln finanziert.
Die nächste reguläre Stolperstein-Verlegung ist für März 2014 geplant. „In den nächsten zehn Jahren wird uns bei dieser Form des Gedenkens die Arbeit nicht ausgehen“, sagt Heinrichs. Denn die jüdische Gemeinde umfasste in den 1930er Jahren rund 600 Menschen, dazu kommen verfolgte Sozialdemokraten, Kommunisten, Homosexuelle, Euthanasie-Opfer.
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