Oberhausen. In Zukunft soll es in Pflegeeinrichtungen per Gesetz nur noch Einzelzimmer für die dort wohnenden Patienten geben. Dadurch werden zwar Konflikte unter Zimmergenossen vermieden, doch die anfallenden Um- oder Anbaukosten belasten die Einrichtungen stark. Zudem bestehe die Gefahr der Vereinsamung.

Laut Landesgesetz sollen Pflegeeinrichtungen ab 2018 fast nur noch Einzelzimmer anbieten. Auf die Heimbetreiber kommen dadurch enorme Kosten zu. Beim Deutschen Roten Kreuz laufen die Planungen bereits auf Hochtouren. Allein die Um- oder Neubauten für August-Wieshoff- und Martha-Grillo-Seniorenzentrum werden das DRK insgesamt rund zehn Millionen Euro kosten.

Künftig sollen die Senioreneinrichtungen 80 Prozent Einzelzimmer vorhalten. Im Martha-Grillo-Seniorenzentrum sind es derzeit aber nur 40 Prozent. „Immerhin haben wir an der Gustavstraße noch Ausbaureserven unter dem Dach“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Johann Härtling. Trotzdem bedeute ein solcher Umbau für den Standort: „Wir werden dort künftig keine 139 Betreuungsplätze mehr anbieten können.“

Lange alleine gelebt

Für das August-Wieshoff-Haus dagegen kommt nur ein Ersatzbau in Betracht. „Das Haus an der Saarstraße ist von Nebengebäuden so eingekeilt, dass ein Ausbau dort nicht machbar ist.“ Doch auch bei einem Neubau fielen künftig von 106 Plätzen mehr als 20 weg.

Denn der politische Wille „ambulant vor stationär“ führe schon heute dazu, dass immer mehr Einrichtungen Belegungsprobleme hätten. „Im August-Wieshoff-Haus spüren wir das zwar noch nicht, aber im Martha-Grillo-Zentrum hatten wir in diesem Frühjahr auch schon mal zehn freie Betten.“

224 Langzeit- und 21 Kurzzeitplätze

Das Martha-Grillo-Heim verfügt derzeit über 125 Langzeit- und 14 Kurzzeitpflegeplätze. Die Unterbringung erfolgt in Einzel- oder Doppelzimmern, die einheitlich mit Einbauschränken, Pflegebetten, Nachtschrank, Bad und Balkon ausgestattet sind. Bei Einzelzimmern ist die eigene Möblierung möglich.

Im August-Wieshoff-Seniorenzentrum stehen derzeit 99 Langzeit- und sieben Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung. Die Unterbringung erfolgt auch hier in Einzel- oder Doppelzimmern, wobei die Raumgestaltung mit eigenen Möbel möglich ist.

Info erteilt das DRK unter 859 00-0.

Den neuen politischen Kurs hält Härtling dennoch für sinnvoll. „Wir müssen uns vor Augen halten, dass eine Senioreneinrichtung immer auch die Endstation vor dem Tod ist.“ Viele Bewohner hätten zuvor alleine gelebt. „Und plötzlich liegt man da mit jemandem zusammen, der vielleicht ständig schnarcht.“

Gegen Vereinsamung

Andererseits stellten so viele Einzelzimmer eine Einrichtung auch vor besondere soziale Herausforderungen. „Da müssen neue Konzepte her, damit die Menschen nicht vereinsamen.“ Das DRK arbeite bereits an einer neuen inhaltlichen Ausrichtung. „Denn die soziale Bindung zwischen den Bewohnern, aber auch zu den Pflegekräften muss künftig komplett umgestaltet werden“, meint Härtling.

Der Weg gehe eher in Richtung betreute Wohngemeinschaften. „Und das ist auch stationär möglich, zumal so auch die oft langen Anfahrtswege entfallen.“ Außerdem würden die Menschen, die in ein Pflegeheim kämen, immer älter. „Womit der Pflegebedarf natürlich ebenfalls steigt.“