Oberhausen. Schlechte Noten vom MDK für vier Seniorenheime in Oberhausen. Ärztliche Anordnungen werden nicht befolgt, kaum Vorsorge gegen Wundliegen.
Diabetes-Patienten erhielten nicht genug Insulin, Medikamente sind teils gar nicht gegeben worden: Der Rhein-Kreis Neuss schloss im September den Seniorenwohnpark Meerbusch und das Altenheim Medina. Ein Einzelfall? Kaum. Zu Schließungen kam es in Oberhausen bislang zwar nicht. Doch auch hier beurteilte der Medizinische Dienst der Krankenkassen die Pflege, medizinische Versorgung und soziale Betreuung in mehreren Einrichtungen als mangelhaft.
32 stationäre Einrichtungen gibt es vor Ort. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) nimmt dort in Eigenregie Prüfungen vor. Mit welchem Ergebnis, kann unter der Internetadresse www.pflegenoten.de nachgelesen werden. Wer dort unter dem Link vdek Pflegelotse sucht, findet für Oberhausen knapp 20 zwischen 1,0 und 2,1 benotete stationäre Einrichtungen. Also doch alles in Butter?
Nicht übertölpeln lassen
„So kann man das nicht sehen“, sagt Heike Nordmann, bei der Verbraucherzentrale NRW für die Pflegeberatung zuständig. Denn diese Gesamtnoten seien wenig aussagekräftig. Generell dürfe man sich von der ersten Seite, auf der dem Interessenten die vordergründig guten Noten entgegenspringen, nicht übertölpeln lassen. „Erst wer auf das kleine i unten rechts im jeweiligen Bewertungsbereich klickt, gelangt auf die zweite Ebene und damit zu den Fragen, die wichtig, aber für Laien oft nicht verständlich sind“, klärt Nordmann auf. Hellhörig werde sie übrigens bereits ab einer Benotung von 1,7.
Sehen wir uns exemplarisch die Senioren-Wohnpark Oberhausen GmbH mit der Gesamtnote 1,9 an. Der Senioren-Wohnpark hat vom MDK im Bereich Pflege und medizinische Versorgung ein Befriedigend erhalten. Ein Klick aufs kleine i gibt preis: Die Einrichtung hat für die Medikamentenversorgung der Bewohner eine glatte Fünf kassiert. Eine weitere Fünf hagelte es in der Dekubitusprophylaxe, also der Vorsorge gegen das Wundliegen. Auch dem Martha-Grillo DRK-Seniorenzentrum (1,9) bescheinigt der MDK einen nicht sachgerechten Umgang mit Medikamenten. Ärztliche Anordnungen würden kaum befolgt, die Gefahr eines Wundliegens sei groß.
Ähnliche Pflegemängel stellten die MDK-Prüfer im Katholischen Altenzentrum St. Clemens (2,1) fest. Dort kommen darüber hinaus noch gravierende Schwächen in der sozialen Betreuung hinzu. Ebenfalls nur mittelmäßige bis schlechte Pflegenoten erhielt das Neuapostolische Seniorenzentrum Gute Hoffnung leben (2,0).
Auch Heimaufsicht ist aktiv
Wenn das keine Gründe sind, aktiv zu werden? Nach Angaben von Stadtsprecher Uwe Spee würden alle Pflegeeinrichtungen mindestens einmal jährlich auch von der städtischen Heimaufsicht unangemeldet überprüft. Insgesamt sechs Mitarbeiter stehen dafür zur Verfügung. Dabei habe sich ergeben: „Im laufenden Jahr und im Jahr 2012 wurden unmittelbar sicherheitsrelevante Feststellungen oder Feststellungen, die zu Maßnahmen wie die Schließung einer Einrichtung führen, nicht getroffen.“
Beschwerden von Angehörigen habe es gleichwohl gegeben. „Die Heimaufsicht geht jedem Einzelfall nach“, versichert Spee. Etwa durch Gespräche oder durch eine „anlassbezogene Teilprüfung“. Wie viele Beschwerden es gegeben hat, was bemängelt wurde und welche Häuser betroffen sind, konnte der Stadtsprecher nicht beantworten. Die verantwortlichen Mitarbeiter befänden sich im Urlaub.