Oberhausen. Die Teams von Erziehungsberatungsstellen stehen Eltern, Kindern und Jugendlichen bei, wenn sich Schwierigkeiten zu größeren Problemen auszuwachsen drohen.
Auf Schwierigkeiten reagiert jedes Kind anders. Wenn es merkt, dass es trotz aller Anstrengung deutlich hinter den Leistungen seiner Mitschüler zurückbleibt und einfach nicht mitkommt, wird das eine Kind aggressiv, das andere wird mutlos und zieht sich immer mehr in sich zurück. Ähnlich verhält es sich, wenn familiäre Schwierigkeiten im Raum stehen, etwa eine Trennung der Eltern.
Das ist immer eine belastende Situation – die aber im besten Fall und mit dem guten Willen aller Beteiligten nach einiger Zeit bewältigt ist. Für Problemsituationen, die sich zu verfestigen und die Entwicklung des Kindes zu beeinträchtigen drohen, gibt es Anlaufstellen, bei denen pädagogische und psychologische Fachkräfte Eltern zur Seite stehen: die Erziehungsberatungsstellen.
"Die Zahl der Neukontakte ist seit Jahren relativ stabil"
Viele Familien, die es mit einer Schwierigkeit zu tun bekommen, der sie sich zunächst einmal nicht selbst gewachsen sehen, greifen gerne auf die Unterstützung der Profis zurück: Allein bei der Caritas suchen Jahr für Jahr rund 300 bis 350 Familien Hilfe – manchen reicht ein einmaliges Gespräch, manchmal ist die Begleitung länger nötig, schließen sich gezielte Therapien, Konzentrations- oder Sozialtrainings an. „Die Zahl der Neukontakte ist seit Jahren relativ stabil“, erzählt Diplom-Sozialpädagogin Beate van Laak – was angesichts sinkender Geburtenzahlen bedeutet, dass der Beratungsbedarf prozentual gestiegen ist. Ein Grund, der immer mehr Familien aktiv Hilfe suchen lässt, sind die geänderten Familienverhältnisse: Was früher mitunter von der Großfamilie aufgefangen werden konnte, wird in den immer mehr zunehmenden Ein-Eltern-Familien zum Problem.
Die Gesamtsituation betrachten
„Man muss immer die Gesamtrahmenbedingungen mitbetrachten – ein Kind ist ja immer eingebettet in die Gesamtsituation seiner Familie“, gibt Diplom-Psychologe Wolfgang Winter zu bedenken. Und die Gesamtrahmenbedingungen werden für viele Oberhausener Familien immer schwieriger, die Probleme komplexer, wie Beate van Laak am Beispiel einer Familie mit drei, demnächst vier Kindern verdeutlicht: Der Vater war vor einiger Zeit krankheitsbedingt arbeitslos geworden, hat umgeschult – und jetzt eine weiter entfernte und schlechter bezahlte Arbeitsstelle gefunden.
Anlaufstellen für Erziehungsberatung
In Oberhausen gibt es drei Anlaufstellen für Eltern, die sich um bestimmte Entwicklungen ihrer Kinder sorgen und deshalb erzieherisch Hilfe suchen:
Die Beratungsstelle der Caritas befindet sich an der Annastraße 65. Telefonisch ist sie für Terminvereinbarungen unter 9404-920 zu erreichen. Auch Online gibt’s eine Beratungsmöglichkeit: www.beratung-caritas-essen.de
Die Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs-, Partnerschafts- und Lebensberatung ist an der Grenzstraße 73 c (Eingang Stöckmannstraße) zu finden. Für eine Terminvereinbarung ist sie telefonisch unter 85008-7 zu erreichen. Im Internet: http://www.kirche-oberhausen.de/berat-stelle.htm
Auch die Stadt unterhält eine Psychologische Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt Familien- und Erziehungsberatung. Zu finden ist diese an der Schwarzwaldstraße 25, telefonisch ist sie erreichbar unter: 61059-0. Die Wartezeit bis zum ersten Gesprächstermin beträgt derzeit etwa vier Wochen.
Das bedeutet, dass das Familieneinkommen durch Hartz-IV-Leistungen aufgestockt werden und seine Frau mit sämtlichen Alltagsproblemen de facto alleine klarkommen muss. Als sich dann noch bei einer Tochter kurz nach der Einschulung Lernschwierigkeiten zeigten, die das Kind völlig verunsicherten und mutlos werden ließen, kam die Erziehungsberatung ins Spiel: Eine spezielle Therapie konnte helfen, dass das Kind inzwischen dem Lernstoff wieder folgen kann und sein Schneckenhäuschen verlassen hat. „Denn das“, sagt Wolfgang Winter, sei schließlich das Ziel aller Bemühungen im Jugendhilfebereich: „dass die positive Entwicklung von Jugendlichen gelingt.“
Häufig sind Lernschwierigkeiten Auslöser für weitere Probleme
Grundsätzlich haben es die Beratungsteams mit Erziehungsproblemen von Kindern jeden Alters zu tun – vom Schrei-Baby bis zum Jugendlichen. Der Löwenanteil der Fälle bezieht sich allerdings auf Kinder vom ersten Schuljahr bis zur Pubertät.
Basierend auf der Erkenntnis, dass Lernprobleme wie eine Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS), von der etwa 3-5 Prozent aller Kinder massiv betroffen sind, häufig Ausgangspunkt einer gestörten Entwicklung sind, setzt man in Oberhausen seit einigen Jahren auf Prophylaxe. Im zweiten und dritten Schuljahr wird das LRS-Schulprojekt umgesetzt – um eventuelle Schwächen frühzeitig zu diagnostizieren und mit speziellen Therapien entsprechend gegenzusteuern.
An 24 Oberhausener Grundschulen ist die Caritas in das Projekt im Rahmen des Bündnisses für Familien mit eingebunden.