Oberhausen. Leserbeirätin Anette Friedhoff hatte Gelegenheit, Christiane Fern, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, zu interviewen.

Die WAZ Oberhausen bietet ihren Leserbeiräten an, selbst einmal Interviews mit Führungspersönlichkeiten der Stadt zu führen. Leserbeirätin Anette Friedhoff entschied sich für ein Gespräch mit Christiane Fern, der Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Denn was dort geschieht, „berührt alle Bereiche des Lebens“, ist Friedhoff überzeugt.

Welch weites Feld die Aufgaben der Agentur für Arbeit abstecken, stellte die Leserbeirätin direkt fest, nachdem sie mit dem Aufzug in den sechsten Stock des Gebäudes gefahren war. Da drückte ihr die Sprecherin der Agentur, Katja Hübner, gleich eine Mappe in die Hand mit Info-Material zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Stadt, zum Ausbildungsmarkt und den Arbeitsmarktmonitor.

Unterschied zwischen Arbeitsagentur und Jobcenter

Friedhoff hatte dann zunächst eine grundlegende Frage. „Was ist der Unterschied zwischen Agentur für Arbeit und Jobcenter?“ Christiane Fern: „Menschen, die von der Arbeitsagentur betreut werden, erhalten Arbeitslosengeld 1 aus ihrer eigenen Versicherungsleistung. Beim Jobcenter, auch Arge genannt, gibt es das Arbeitslosengeld 2, Hartz IV.“ Das trage der Steuerzahler. Das Jobcenter würde von Arbeitsagentur und Kommune finanziert.

Seit 2007, seit dieser Aufteilung in Arbeitsagentur und Jobcenter, sei die Arbeitslosigkeit um 22 Prozent gesunken, sagt Fern noch. „Ist das real oder sind das Verschiebungen in der Statistik?“, will Friedhoff sofort wissen. Fern erklärt: „Seit 2010 blenden wir die Zahl der Unterbeschäftigten in den Arbeitslosenbericht ein.“ Katja Hübner konkretisiert: „Die Arbeitslosigkeit liegt in Oberhausen bei 12,1 Prozent. Das sind 13.055 Betroffene.“ Mit Menschen, die etwa gerade an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen, die dann nicht als arbeitslos geführt werden, obwohl sie es sind, liege sie bei 14,4 Prozent (15.880 Personen).

Junge Leute ohne Ausbildung

Die Leserbeirätin interessiert auch, wie die Arbeitsagentur mit jungen Leuten umgeht, die gar kein Interesse an einer Ausbildung und an Arbeit haben. „Bei den 2000 jungen Menschen, die in Oberhausen keine Ausbildung haben, versuchen wir alles“, versichert Fern. Und sie sagt: „Junge Leute aus der Grundsicherung lassen sich viel schwerer mobilisieren als unser Klientel.“ – „Üben Sie Druck aus?“, fragt Friedhoff interessiert. „Man muss sie eher überzeugen“, sagt die Arbeitsamtschefin. Sie sieht eine große Gefahr darin, dass die Steuerzahler weiter eine große Gruppe an Langzeitarbeitslosen finanzieren müssen, während sich gleichzeitig ein Fachkräftemangel entwickelt.