Alle Appelle der Verbände und der Arbeitsagentur haben nicht gefruchtet: Für die Oberhausener Schulabgänger in diesem Jahr, die eine berufliche Ausbildung in einem Unternehmen anstreben, fehlen in der Stadt noch über 1000 Lehrstellen – knapp zwei Monate vor dem offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres in den Betrieben. Die Lehrstellenlücke ist damit deutlich größer als in den vergangenen Jahren. Und das liegt nach Angaben der Oberhausener Arbeitsagentur nicht daran, dass der diesjährige Abi-Doppeljahrgang die Zahl der Bewerber explosionsartig nach oben getrieben hat, sondern am zögerlichen Verhalten der Wirtschaft.
„Die Zahl der Lehrstellen-Bewerber ist in Oberhausen nur um 50 auf 1815 gestiegen, weil viele Abiturienten unbedingt studieren wollen. Aber die Betriebe haben in diesem Jahr nur so wenige freie Lehrstellen gemeldet – sie haben ihre Chance nicht genutzt“, bedauert Christiane Fern, Leiterin der Oberhausener Arbeitsagentur. Trotz aller Klagen der Unternehmensverbände und Wirtschaftskammern über angeblich fehlende Fachkräfte bieten die Oberhausener Betriebe nicht mehr Lehrstellen an als im vergleichsweise schlechten Ausbildungsjahr 2012: nur 780. Vor zwei Jahren haben die Firmen hier noch 1000 Lehrstellen auf den Markt geworfen.
Fachleute sindüberrascht
Der Einbruch 2012 hatte wirtschaftliche Gründe, weil die Wirtschaft eine längere Krise befürchtete. Jetzt aber ist nach dem aktuellen Stimmungsbarometer der für Oberhausen zuständigen IHK Essen der Optimismus der Firmenmanager deutlich gestiegen. Deshalb kam die akute Lehrstellennot in diesem Jahr für die Fachleute so überraschend.
In einer Runde des Ausbildungskonsenses zwischen den Kammern, der Arbeitsagentur und der Politik tauchten vor allem wieder Klagen der Unternehmenschefs auf, dass die heutigen Schulabgänger zu schlecht qualifiziert seien. Dem entgegnet Fern: „Eine solche Chance wie in diesem Jahr wird für die Betriebe künftig nicht mehr existieren: Weder quantitativ noch qualitativ wird es besser werden. Ein so gutes Qualifizierungsniveau durch die hohe Zahl an Abiturienten gibt es nicht mehr wieder – und die Zahl der Schulabgänger geht jetzt drastisch zurück.“ Schließlich verlassen ab 2014 die geburtenschwachen Jahrgänge die Schulen.
Fern verspricht den Betrieben zu helfen, wenn sie Jugendliche mit schlechteren Noten in Mathematik oder Deutsch einstellen. „Wir können diese mit Nachhilfeunterricht begleiten.“ Die Arbeitsagentur will jetzt noch einmal mit den Wirtschaftskammern die Werbetrommel rühren.