Oberhausen. Vor der wichtigen Aufsichtsratssitzung über die Konflikte in der Belegschaft der städtischen Alteineinrichtungen ließ sich der langjährige ASO-Geschäftsführer von 70 Fans im Rathaus beklatschen. Sie zeigten Schilder mit blauen Schriftzügen: „Wir wollen Herrn Spiecker“. Oder auch: „Wir wollen keinen anderen Chef.“
Es war der große Auftritt Udo Spieckers, der wohl die Kehrtwende im Fall des in die Kritik geratenen städtischen Altenheim-Geschäftsführers bringen soll. In Szene gesetzt von rund 70 Mitarbeitern der Alteneinrichtungen ASO und Betriebsratsmitgliedern, die ihren Chef im Rathaus-Treppengang auf dem Weg zur Aufsichtsratssitzung jubelnd empfingen. Sie sendeten an die Aufsichtsratsmitglieder drinnen ein deutliches Signal für den umstrittenen ASO-Leiter.
„Wir sind alle freiwillig hier“ – betonen viele, die für den Chef der Altenpflege Gesicht zeigen. Denn genau dies ist in den vergangenen Monaten immer wieder in Frage gestellt worden. Von einem „Klima der Angst“ war die Rede, von Mobbing und ungerechtfertigten Abmahnungen, die einige Mitarbeiter der ASO persönlich und in einem Fragebogen von Verdi beklagten.
„Manchmal muss er streng sein“
Die Kritiker waren jedoch am gestrigen Mittwoch nicht im Rathaus. Wohl aber jene Mitarbeiter, die sich zu ihrem Chef bekennen wollen: „Er ist fair“, mache gute Arbeit, sagen sie. „Er muss ja manchmal streng sein, er muss sich durchsetzen, sonst macht jeder, was er will.“
Die Sorge galt am Mittwoch aber nicht immer nur dem Chef, sondern weitaus häufiger dem Wohlergehen des Betriebs: „Ich kämpfe um meinen Arbeitsplatz“, sagt Arzthelferin Marlene Dubro offen. „Wir müssen zusehen, dass die Patienten und ihre Angehörigen uns wieder vertrauen.“ Die negativen Schlagzeilen der vergangenen Monate schadeten den Altenheimen, die derzeit mit sinkenden Betten-Auslastungszahlen zu kämpfen hätten.
Viele stört es, dass die Kritiker anonym bleiben, angeblich aus Angst vor den sonst drohenden Verlust ihres Jobs. Auch wenn manche Kritik an Spiecker „teilweise berechtigt“ sei, meint Dubro, seien die Kommentare „unter der Gürtellinie“. „Keiner steht zu seiner Kritik mit Namen – das ist feige.“
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„Ich habe mit realen Leuten gesprochen“, spielt ASO-Betriebsratsvorsitzende Birgit Wrobel auf die anonymen Stimmen im Internet gegen Spiecker an. „Ich sehe auch Probleme im Betrieb, aber die lassen sich intern lösen“.
Warum melden sich diese anonymen Mitarbeiter nicht bei ihr? „Vielleicht, weil sie so mehr zu erreichen hoffen“, meint Wrobel. Die Arbeitszeiten für die Belegschaft wurden mit Zustimmung des Betriebsrates erhöht, weil Zeitverträge aufgrund des Bettenleerstands nicht verlängert wurden. „Eine Härte“, räumt Wrobel ein, die aber Arbeitsplätze sichern soll.
Anschuldigungen, die dem Betriebsrat ein zu inniges Verhältnis zum Geschäftsführer vorwerfen, weisen Wrobel und Betriebsrat Andrea Pospiesch scharf zurück.