Oberhausen. Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt um 18 Prozent. Verband spricht von Weckruf und fordert Signale für einen attraktiven Wirtschaftsstandort

In Oberhausen sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Firmen in die Pleite gerutscht als noch im Vorjahr. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg nach aktuellen Angaben des statistischen Landesamtes (IT.NRW) von 129 Verfahren 2011, auf 152 im Jahr 2012. Das ist ein Plus von 18 Prozent. Im gleichen Zeitraum gingen die Firmenpleiten in NRW um fast sechs Prozent zurück.

Der Unternehmerverband nimmt diese Zahlen zum Anlass für scharfe Kritik und spricht von einem Weckruf. „Oberhausen muss noch mehr tun, um ein attraktiver Standort für Unternehmen zu sein. Die umfangreichen Steuererhöhungen in der Stadt waren das falsche Signal für den Wirtschaftsstandort“, erklärt Michael J. Walter, Vorstandsvorsitzender der Unternehmerverbandsgruppe. So habe etwa die Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes auf 520 die Handlungsfähigkeit der Unternehmen weiter eingeschränkt.

Mehr Initiative von der Stadt

Aufgabe der Politik sei es nun, enger mit den Nachbarstädten zu kooperieren. „Nicht nur viele Verwaltungsaufgaben könnte man gemeinsam günstiger erledigen, auch die Ansiedlung neuer Unternehmen und die Bindung vorhandener Unternehmen gelingt besser durch eine verstärkte regionale Zusammenarbeit“, so Walter. Hierzu wünsche man sich mehr Initiativen aus Oberhausen.

Heinz-Jürgen Hacks von der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Essen, die auch für Oberhausen zuständig ist, will die Zahlen nicht so hoch hängen. „So eine Statistik führt sehr schnell zu Trugschlüssen.“ Eine Betrachtung über mehrere Jahre zeige, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Stadt normalen Schwankungen unterliege. „Im langfristigen Vergleich sind die Zahlen nicht außergewöhnlich.“ Vor vier Jahren etwa lag die Zahl der Insolvenzverfahren in der Stadt bei 159. „Das waren vier Prozent mehr als 2012.“

Aussichten sind positiv

Zudem sei der konjunkturelle Ausblick auf 2013 positiv. „Bei unser jüngsten Befragung zum Geschäftsklima haben 29 Prozent der Unternehmen die Wirtschaftslage als gut eingeschätzt. 57 Prozent sprachen von befriedigenden Geschäften“, fasst Hacks die Ergebnisse zusammen.

„Das Stimmungsbild ist durchwachsen“, sagt dagegen Jochen Wolfram, der Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. „Im vergangenen Jahr waren gerade die ersten beiden Quartale stark, danach kam eine Delle.“ Für 2013 macht Wolfram vor allem der Export Mut. „Dennoch rechnen wir mit einem leichten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen.“