Oberhausen. Der Investor, der eine Weiterführung des Geschäfts plante, springt ab: „Es scheitert am Vermieter“.
Für die Zukunft der insolventen Babcock Gießerei sieht es mehr als düster aus: Die Verhandlungen zwischen dem potenziellen Investor und dem Vermieter Dazzle sind gescheitert, die geplante Übernahme ist damit geplatzt. „Wir sind da raus“, sagte ein Vertreter der interessierten Unternehmensgruppe, die mit der Arbeitnehmerseite bereits eine Einigung über einen Sanierungsbeitrag der rund 80-köpfigen Belegschaft erzielt hatte. Uta Wetzel, eine Mitarbeiterin von Insolvenzverwalter Sebastian Henneke, bestätigte das Scheitern der Gespräche. Eine Übernahme durch einen anderen Investor sei „sehr fraglich“. Damit steht die Gießerei mit ihrer 105-jährigen Geschichte zum Jahresende vor dem Aus.
Forderungen offenbar zu hoch
„Es wird am Vermieter scheitern“, sagte der Vertreter der Unternehmensgruppe, die die Babcock Gießerei übernehmen wollte. „Die Forderungen sind derart hoch – darauf steigen wir nicht ein.“ Auch ein letztes Gespräch am gestrigen Freitag hat keine Einigung gebracht. Nach dem Zusammenbruch des Maschinenbauers Babcock Borsig hatte der englische Investor Dazzle Group dessen Konzernareal an der Duisburger Straße mit sämtlichen Gebäuden übernommen, um daraus einen Gewerbepark zu entwickeln.
Dazzle hat die Berliner Firma Tattersall-Lorenz mit der Verwaltung ihrer Immobilie in Oberhausen beauftragt. Deren Geschäftsführerin Susanne Tattersall wollte nicht bestätigen, dass die Verhandlungen gescheitert sind: „Wir geben keinen Kommentar ab, solange aus unserer Sicht die Verhandlungen laufen.“
Harte Zeiten
Insolvenzverwalter Henneke hatte noch vergeblich versucht, zwischen Investor und Vermieter zu vermitteln. „Wir sind bemüht, weitere Interessenten zu finden“, sagte Mitarbeiterin Wetzel. Die Frage sei allerdings, ob diese dann bereit wären, auf die Bedingungen des Vermieters einzugehen.
Auf die Gießerei-Belegschaft kommen harte Zeiten zu. „Natürlich sind Maßnahmen zu erwarten“, sagte Wetzel. Insolvenzverwalter Henneke hatte bereits Ende September 13 Mitarbeiter freistellen müssen. „Nun ist kurzfristig mit weiteren Freistellungen zu rechnen“, sagte der Oberhausener IG Metall-Bevollmächtigte Peter Koppers. „Der Betriebsrat wird nicht umhin kommen, einen Interessenausgleich und einen Sozialplan mit dem Insolvenzverwalter auszuhandeln.“ Auch er bestätigte das Scheitern der Verhandlungen mit Dazzle und zeigte Verständnis für den Rückzug des Investors, eine industrielle Unternehmensgruppe, die in der Umformtechnik sowie im Stahl- und Schrotthandel aktiv ist. „Die Bedingungen sind nicht erfüllbar.“
„Die Zeit läuft uns weg“, sagte der Vertreter des Investors. Mit der Arbeitnehmerseite sei man sich in allen Punkten einig gewesen. Die Belegschaft war bereit zu einem vorübergehenden Verzicht auf Entgelt, um die Gießerei und damit ihre Arbeitsplätze zu retten. „Mir tut es um die Leute leid.“