Oberhausen. Der Kohle-Stromproduzent Steag steht in diesen Monaten wirtschaftlich gleich mehrfach unter Druck. War der Kauf durch die Stadt Oberhausen ein Fehler? EVO-Chef Hartmut Gieske meint: Nein.

Der Kohle-Stromproduzent Steag steht in diesen Monaten wirtschaftlich gleich mehrfach unter Druck. Dabei hatte alles so froh gestimmt angefangen: Sechs Revierstädte, darunter auch Oberhausen, kauften Ende 2010 die 51-%-Mehrheit der Steag für 650 Millionen Euro von der Evonik – in der Hoffnung, ein sicheres und rendite-starkes Geschäft zu ergattern. Den Oberhausenern gehören damit heute über den 6-%-Anteil der Energieversorgung Oberhausen (EVO) nicht nur zehn deutsche Kohle-/Gaskraftwerke, sondern auch drei Meiler in der Türkei, auf den Philippinen und in Kolumbien. Die Revierstädte haben die feste Absicht, auch noch die restlichen Steag-Anteile von der Evonik erwerben – für 600 Millionen.

„Weiterhin ein lukratives Engagement“

EVO-Chef Hartmut Gieske, der seinen knapp 119.000 Stromkunden in wenigen Wochen eine „heftige Preiserhöhung“ verkünden muss, war einer der maßgeblichen Befürworter des Steag-Deals. Selbst jetzt ist er unverdrossen optimistisch: Er leugnet zwar nicht, dass sich das Umfeld für inländische Kohle- und Gasverstromer seit dem Steag-Kauf verdüstert hat, beharrt aber darauf: „Ja, es ist eindeutig weiterhin ein lukratives Engagement.“

Im Gespräch macht Gieske viele aktuelle Probleme ganz klein – selbst die Tatsache, dass die Steag einst lukrative Kohlemeiler wegen neuer teurer gesetzlicher Regelungen aufgeben muss. „Dass wir die Steag in Richtung erneuerbare Energien umbauen und dabei unwirtschaftliche Kohlemeiler abschalten müssen, war doch schon beim Kauf klar.“ Das werde nun einfach nur vorgezogen, die Gesamtkapazität der Steag werde dann allerdings sinken: Weniger Umsatz, weniger Gewinn. Dafür könnte aber das Steag-Team das Geschäftsfeld erweitern und sein Wissen anderen Stadtwerkern verkaufen – und die Betriebsführung von deren Kraftwerken übernehmen.

Gewinn soll für Neubau benutzt werden

Dass die Steag mit ihren zehn Kraftwerken in Deutschland heute keinen Gewinn mehr erwirtschaftet, sei aber falsch. Gieske gibt aber zu, dass der eigentlich lukrative Teil der Steag ihre Auslands-Stromproduktion ist - mit deren hohen Gewinnen plant man, die Erneuerung alter deutscher Kraftwerke sowie den Bau von Windanlagen.

„Wir liegen mit unseren Zahlen im Plan und können auch künftig den Dreiklang schaffen: Angemessene Gewinnausschüttungen für alle Steag-Eigentümer, den Umbau finanzieren und die Kreditlasten für den Kauf tragen“, sagt Gieske. Ein nachhaltiger Schaden für die Steag sei allerdings durch das Kraftwerk Duisburg-Walsum 10 entstanden: Baumängel verzögerten den Start der Stromproduktion aus Kohle – und sorgen für kräftige Einnahmeverluste. „Das aber wird sich im Laufe des nächsten Jahres erledigt haben.“

Nicht ausschließen will Gieske, dass das vor einem Jahr verkündete Fitness-Programm für die Steag mit Stellen-Abbau verschärft wird. „Das hängt davon ab, ob die Politik es schafft, für Stabilität zu sorgen und die Bedingungen der Kohlestromproduktion nicht mehr zu verschlechtern. Dann erwirtschaftet die Steag auch langfristig weiter gute Gewinne.“ Die Stadt Oberhausen könne sich dann über Jahres-Ausschüttungen der Steag von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro freuen - „eine angemessene, keine übertriebene einstellige Rendite“.

Veraltet und sehr teuer
Mit Kohle- und Gasmeilern wird es in Deutschland für die Steag immer schwieriger, Gewinne zu erwirtschaften:
1. Weil Strom aus Wind-/Solarkraft Vorrang bei Einspeisung in Stromnetze haben, werden Kohlemeiler zwangsabgeschaltet.
2. Weil so viel Strom aus Solar- und Windkraft produziert wird, sinken generell die Preise für Strom an der Leipziger Strombörse. Kohle-Strom muss billiger als früher verkauft werden.
3. Die stark Kohlendioxid ausstoßende Kohleverstromung verteuert sich zunehmend, weil die Erzeuger CO2-Verschmutzungsrechte kaufen müssen.
4. Der RWE-Konzern hat Stromabnahmeverträge mit der Steag gekündigt.
5. Die Steag muss mehrere ihrer veralteten Kohlemeiler teuer ersetzen.

Und in dieser Lage machen auch noch die Anteilseigner Druck und wollen Garantie-Ausschüttungen sehen.