Essen. . Nach dem Rücktritt von Hermann Janning als Chef der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) ist Streit darüber ausgebrochen, wer Steag- Aufsichtsratschef wird. Minderheitseigentümer Evonik will Kontinuität, Duisburg dagegen will Janning als Kontroll-Chef ablösen. Dortmund ist zerstritten.
Unter den kommunalen Eigentümern der Essener Steag ist ein Hauen und Stechen um die Aufsichtsratspositionen des fünftgrößten deutschen Energieerzeugers im Gange. Hintergrund ist der Rücktritt von Hermann Janning als Chef der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV).
In dieser Funktion ist Janning zugleich Aufsichtsratschef der Steag. Nach Informationen dieser Zeitung soll in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates der DVV am 30. Oktober Janning nun nicht nur als Vorstandschef abgelöst werden.
Der Aufsichtsrat werde Janning auch zum Rückzug aus dem Steag-Aufsichtsrat zum 1. Januar 2013 auffordern, hieß es. Janning will aber dem Vernehmen nach den Posten zunächst behalten, sein Vertrag läuft bis 2017. Derweil tobt in Dortmund ein Machtkampf zwischen dem Vorstandschef der Dortmunder Stadtwerke, Guntram Pehlke, und dem Chef der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung (DEW), Frank Brinkmann.
Janning gilt als geistiger Vater der umstrittenen Übernahme durch die Kommunen
Aber eins nach dem anderen: Janning gilt als geistiger Vater der umstrittenen Übernahme der Steag-Mehrheit durch das Konsortium aus sieben Stadtwerken im Ruhrgebiet. Die Duisburger haben die Konsortialführerschaft inne, da lag die Entsendung des DVV-Chefs in das Aufsichtsgremium und dessen Bestellung zum Vorsitzenden nahe. Nun verliert Janning die Funktion als DVV-Chef. Obwohl Aufsichtsräte als Personen gewählt sind, gilt es als kaum denkbar, dass Janning längerfristig ohne DVV-Rückhalt an der Gremiumsspitze stehen kann.
Auch interessant
Janning hat wichtige Unterstützer. Die Gewerkschaft IGBCE und Minderheitseigentümer Evonik haben sich bei der Duisburger Stadtspitze für seinen Verbleib ausgesprochen. Offenbar ist die Sorge groß, in schwieriger wirtschaftlicher Lage könnte Steag durch ein Chaos im Konsortium weiter strategielos vor sich hindümpeln. Man sehe in Janning einen „wichtigen Stabilitätsfaktor“. Auch die Stadtwerke seien bereit – abgesehen von den eigentlich maßgeblichen Duisburgern – Janning bis Ende 2013 zu halten, heißt es. Von Janning aber werden Aussagen kolportiert, „unter zwei Jahren“ wäre ein Verbleib an der Aufsichtsratsspitze sinnlos.
Steag verdient inzwischen in Deutschland kein Geld mehr
An einer Möglichkeit, wie Janning nun trotz seines Abschieds von der DVV-Spitze bleiben könnte, basteln die Stadtwerke intensiv. So könnte man den Duisburgern eine Art beratendes Mandat im Aufsichtsrat anbieten, wie es die kleinen Stadtwerke Oberhausen und Dinslaken bereits unter einander halten. Beide Kommunen teilen sich abwechselnd einen Sitz, sind aber quasi beratend eingeschaltet. Mit der Variante könnte Janning Aufsichtsratschef bleiben, als der er schließlich von den anderen Gremiumsmitgliedern gewählt ist. Rückhalt soll Janning bei dieser Operation vom Dortmunder DEW-21-Chef Brinkmann erhalten.
Kurios, da eigentlich die beiden Dortmunder Stadtwerke – DEW-21 und die Dachgesellschaft Dortmunder Stadtwerke – mit je 18 Prozent die größten Eigentümer sind. Und mithin die natürlichen Anspruchsberechtigten auf den Chefposten sind. Von Brinkmann ist das Zitat überliefert, ein Steag-Aufsichtsratschef müsse energiewirtschaftliche Kompetenz besitzen, die sein Kollege Pehlke nicht habe. Pehlke gilt aber schon wegen seiner Position als Stadtwerke-Chef in Dortmund als natürlicher Kandidat.
Kommunale unter sich. Die Steag verdient inzwischen in Deutschland kein Geld mehr.